Von Klassik bis Pop:Großes Event von kleinen Leuten

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Symphonischer Auftakt: Das Orchester unter der Leitung von Eva Wagner eröffnet das Sommerkonzert am Grafinger Gymnasium. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Sommerkonzert des Grafinger Gymnasiums überzeugt mit abwechslungsreichem Programm und viel Schülerengagement

Von Franziska Spiecker, Grafing

Eine fast zwei Meter große Harfe wird auf die Bühne geschoben. "Woah, wie groß", staunt ein kleines Mädchen im Publikum, während eine Schülerin mit goldenen Engelsflügeln und ein Schüler mit roten Teufelshörnchen Hocker und Notenständer abwechselnd auf- und abbauen. "Es soll schön ausschauen, weil das nächste Stück himmlisch wird", rügt der Engel den Teufel. Und tatsächlich zupft der Achtklässler Tamino Larisch, deutlich kleiner und schmächtiger als sein gewaltiges Instrument, kurz darauf das Publikum mit "La Sérénade" von Félix Godefroid mit beiden Händen ins Himmlische.

Viele haben sich versammelt, Eltern und Kinder, auch wenn beim Auftakt des Sommerkonzertes des Grafinger Gymnasiums am Dienstagabend nicht alle der circa 400 Stühle in der Stadthalle besetzt sind. Der Stimmung ist das allerdings nicht abträglich: Nach jedem der insgesamt 17 von Schülerinnen und Schülern performten Stücke gibt es lauten Beifall und Pfiffe - wohl auch, weil man bei dem abwechslungsreichen musikalischen Programm immer wieder staunt, dass es sich tatsächlich um ein Schulkonzert handelt.

Etwa als die Big Band unter der Leitung von Schulleiter Paul Schötz mit sichtlichem Spaß "Hot Streak" von Ralph Gingery präsentiert und das Zusammenspiel von Schlagzeug, Klavier, Trompete, Posaune, Horn, Klarinette und Saxofon die Stadthalle mit soviel Klängen und Kraft erfüllt, dass das Publikum noch während des Stücks mehrfach jubelt und klatscht. Oder als der Wahlkurs Orchester, geleitet von Eva Wagner, schwarz gekleidet die Bühne betritt und mit im Takt wippenden Füßen Mozarts "Hochzeit des Figaro" so harmonisch und aufeinander abgestimmt vorträgt, als würden die Kinder und Jugendlichen schon seit Ewigkeiten zusammenspielen. Christian Glander, der Teil des Orchesters ist, bestätigt diesen Eindruck: "Die meisten hier kennen sich schon lang." Seit Weihnachten hätten sie jede Woche eineinhalb Stunden für das Konzert geprobt, auch eine dreitägige Orchesterphase habe es gegeben, erzählt der 16-Jährige.

Sein Orchester ist aber nicht der einzige Programmpunkt des Konzerts, der die Besucherinnen und Besucher mit klassischer Musik verzaubert. Es gibt auch einige Solisten, zum Beispiel die Siebtklässlerin Katharina Schild, die das Publikum mit Schumanns berühmtem Klavierstück "Träumerei" zum romantischen Schwelgen einlädt.

Diese sanften Klänge stehen im starken Kontrast zu weiteren Auftritten des Abends, die etwas näher an der Lebenswirklichkeit der jungen Schülerinnen und Schülern sein dürften. So wird es laut und poppig, als der Wahlkurs Unterstufenchor zu "Demons" von Imagine Dragons ansetzt oder der Wahlkurs Chor "Titanium" von David Guetta feat. Sia Furler performt.

Noch einmal lauter wird es bei den Percussion-Aufführungen, unter denen insbesondere der zweite Song "Samba No. Green" von Timm Piper heraussticht: Die Schülerinnen und Schüler schlagen verschiedene einander überlappende Rhythmen, sind hoch konzentriert, bis das Stück mit drei Donnerschlägen endet. Ein weiterer origineller Höhepunkt ist die Performance des Achtklässlers Johannes Schackow: Mit einer Schürze vor der Brust und Holzlöffel und Schneebesen in der Hand erzeugt er mit "Mittags um zwölf" von Frank Neu einen rhythmischen Beat auf Kochtöpfen, der die gesamte Stadthalle mitreißend ausfüllt.

Doch es sind nicht nur die musikalischen Darbietungen, die das Publikum überzeugen. Auch die Moderationen, in denen die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler Informationen über die Stücke in Witzform verpacken, sorgen immer wieder für Lacher. Etwa als eine junge Schülerin im Gespräch mit ihrer Co-Moderatorin vor dem Klavierstück "Träumerei" feststellt: "Ach, das ist doch von diesem Robert Schumann. Ach, bin ich schlau."

Diese Sätze hätten sich die Schülerinnen und Schüler der Theaterklasse selbst ausgedacht, erzählen die elf- und zwölf-jährigen Moderatorinnen Polly Clayton und Giulia Isabella in der Pause des Konzerts. "Das hat sehr viel Spaß gemacht", sagen sie einstimmig, während hinter ihnen im Eingangsbereich der Stadthalle der Kochkurs des Gymnasiums mit selbstgemachter Pizza für die Pausenverpflegung sorgt. Dieses kulinarische Engagement unterstreicht - genau wie der Arbeitskreis Light & Sound, der beim Sommerkonzert, wie der Name schon sagt, für Licht und Ton zuständig ist - was schon die vielfältigen musikalischen Auftritte verdeutlicht haben: Auch kleine Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, große Events zu veranstalten.

© SZ vom 06.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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