Viel zu tun bis 2023:Vorreiter in Sachen Vorsorge

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90 Feuerwehrkräfte waren zunächst im Einsatz (Symbolfoto). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit einem Katastrophenschutz-Bedarfsplan will sich der Landkreis Ebersberg gegen die Folgen des Klimawandels und andere Großereignisse wappnen. Zu den Kernpunkten gehört die Schaffung einer Kreiseinsatzzentrale

Von Alexandra Leuthner, Ebersberg

Zwei Bahnlinien laufen durch den Landkreis, zwei Autobahnen begrenzen ihn im Westen und im Norden. Der Ebersberger Forst birgt neben Schönheit und Erholungswert auch ein immenses Brandrisiko im Fall von extremen Trockenperioden - wie es in den Wochen vor Ostern in diesem Jahr bereits der Fall war. Diese Fakten listete Landrat Robert Niedergesäß (CSU) auf, der bei einem Pressegespräch gemeinsam mit Experten aus dem Landratsamt und Vertretern der "Blaulicht-Organisationen" die Grundzüge des nagelneuen Bedarfsplans für Katastrophenschutz und Gefahrenabwehr im Landkreis vorstellte. Und, so fügte er hinzu, was jene Ereignisse, die der Klimawandel noch mit sich bringe angehe, "da haben wir bisher ja Glück gehabt".

Zusammenarbeit und Ausstattung von Feuerwehr, THW und BRK sowie die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen und dem Landratsamt sind zwar gut, können aber noch besser werden, so die Quintessenz der Berichte. So fehlt es bisher an einer festen Kreiseinsatzzentrale. Bei einem erheblichen Katastrophenszenario, sei es ein Flugzeugabsturz, ein Amoklauf, ein Gebäudeeinsturz oder Gefahrenlagen wie ein großer Unfall mit biologischen, chemischen oder gar nuklearen Stoffen würden die Einsätze per Funk zwischen der Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt und der Abschnittsführungsstelle der Feuerwehr in Markt Schwaben koordiniert, erklärte Kreisbrandrat Andreas Heiß. Entsprechende Katastrophenübungen hierzu habe es schon gegeben. Um aber ohne Reibungsverluste reagieren zu können, müsse eine entsprechende Stelle zentral an einem Ort, und zwar in der Nähe des Landratsamts, geschaffen werden. Dort könnte auch eine ständig installierte EDV-Anlage zu einer präziseren und rascheren Hilfe beitragen. Bis 2023 soll dies umgesetzt werden.

Deutlich früher, schon 2020 soll der Kreis das Geld zur Anschaffung eines neuen Wechselladers in den Haushalt einstellen. 350 000 Euro kostet solch ein Fahrzeug - das der Katastrophenschutz vorhalten muss, wie Gutachter Stefan Deschermeier erklärte. Sein Büro hatte bereits die Daten zu einem Feuerwehrbedarfsplan der Gemeinde Vaterstetten geliefert und war 2015 mit der Analyse des Katastrophenschutzes im Landkreis beauftragt worden. Ein Wechsellader muss im Notfall Container oder andere Aufbauten an einen Unglücksort bringen. Welche Blaulicht-Organisation im Besitz eines solchen Fahrzeugs ist - im Ebersberger Fall gehört das zu ersetzende Fahrzeug dem Technischen Hilfswerk - sei egal, erklärte Deschermeier. Wichtig sei aber, dass es Gerätschaften aller Hilfsorganisationen aufladen kann. Das können Container mit den Bauteilen für THW-Rettungszelte ebenso sein wie große Mengen Verbandsmaterialien für das Rote Kreuz.

152 Seiten stark ist der auf fünf Jahre angelegte Maßnahmen- und Vorhabenkatalog. Zwischen zweieinhalb und drei Millionen Euro werden veranschlagt, um alle Vorhaben umzusetzen. Eine solche grundsätzliche Analyse von Strukturen, Management, Ausstattung der Hilfsdienste und deren Zusammenarbeit gebe es wohl in keinem anderen Landkreis, erklärte Kreisbrandrat Heiß. Die Ausstattung der einzelnen Landkreisgemeinden habe man in der Untersuchung nicht bewertet. Zur Vorbereitung auf große Unglücksfälle mit weitreichenden Auswirkungen sind die Organe auf Kreisebene vom Bayerischen Katastrophenschutzgesetz verpflichtet, das geht über die gemeindliche Vorsorge weit hinaus. Anhand von zehn bis zwölf ausgewählten Szenarien seien aber die vorhandenen Strukturen in diesem größeren Zusammenhang bewertet worden, erklärte Deschermeier; etwa das Vorhandensein von Löschfahrzeugen mit überlangen Wasserschläuchen bei einem Brand im Forst, oder die technische Ausstattung der entsprechenden Fahrzeuge. Man habe auch die Nachbarlandkreise in die Untersuchung miteinbezogen um Doppelanschaffungen zu vermeiden, berichtete Heiß.

Neben bereits geplanten oder noch zu beschließenden Zuschüssen für veraltete Fahrzeuge, ein Notstromaggregat des THW und eine Schnelleinsatzgruppe beim BRK, ist es vor allem die Ausbildungssituation, die den Verantwortlichen auf den Nägeln brennt. Bis zu 18 verschiedene Lehrgänge für 1200 Teilnehmer im Jahr bieten die Feuerwehren im Landkreis für ihre Freiwilligen an. Um die Gemeinden zu entlasten, soll die Ausbildung im Landkreis zentral organisiert werden. Eine gut erreichbare Ausbildungsstätte trage ebenso wie eine modernen Erfordernissen angepasste technische Ausstattung der Dienste dazu bei, die Sorge um den Nachwuchs bei allen Hilfsorganisationen zu lindern, sagte der Markt Schwabener Ortsbeauftragte des THW Günter Felsmann. Und das ist wohl eine der größten Sorgen, die man in diesem Zusammenhang im Landkreis hat.

© SZ vom 03.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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