Vernissage :Kreativer Dialog

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Eine neue Ausstellung in der Galerie im Tiermuseum stellt unter dem Titel "Zwiegespräch" Bilder von Peter Troje und Sebastian Dorn einander gegenüber

Von Michaela Pelz, Forstinning

Die Galerie im Tiermuseum hat eine bemerkenswerte Begegnung zweier kontrastreicher Künstler arrangiert. (Foto: Christian Endt)

"Erst einmal eine Stunde, dann können wir eine Pause machen," sagt Sebastian Dorn zu seinen Verwandten und Freunden, wenn sie fragen: "Wie lang dauert das denn?" Doch natürlich braucht der gebürtige Erdinger für seine Porträts im Stil der Alten Meister deutlich länger, sind sie doch in Öl ausgeführt, wo die Trockenzeit einer einzigen Schicht schon mal fünf Tage betragen kann.

Neun Werke von Dorn kann man von Donnerstag, 7. Februar, an in der Forstinninger "Galerie im Tiermuseum" bewundern - zusammen mit 13 konstruktiven Bildern von Peter Troje voller klarer Flächen und Farben. Größere Kontraste sind kaum denkbar: Dorn ist Jahrgang 1992, sein Kollege 1939 geboren. Der eine malt in Öl, der andere in Acryl. Den höchst gegenständlichen Porträts stehen in dieser Ausstellung Bilder mit geometrischen Feldern gegenüber. Doch bei aller Gegensätzlichkeit ergibt sich auch ein kreativer Dialog. Auf dieses "Zwiegespräch" baut Galeristin Renate Block, die die beiden Künstler zusammengebracht hat. Seit Oktober 2016 betreibt die Mittsechzigerin ihre Galerie für zeitgenössische Kunst, in der auch Malkurse stattfinden.

Nun steht also die erste der vier für dieses Jahr geplanten Ausstellungen an, bei denen die Kunstwerke auch käuflich erworben werden können. Schon beim Betreten der Galerie fällt der Blick auf "Metuschelach" (Methusalem), das mit 1,60 mal 1,20 Metern größte Bild zeigt Dorns Großvater. Gekonnt setzt der Maler dabei Licht und Schatten ein und erzielt zusätzliche Effekte durch eine unterschiedliche Textur: Teilweise scheint unter einer diffus-luftigen Schicht die Grundierung durch, während Dorn an anderer Stelle mit drei bis vier Schichten für einen festen, greifbaren Auftrag gesorgt hat.

Sebastian Dorn ist Jahrgang 1992 geboren und malt Portraits in Öl. (Foto: Christian Endt)

Die biblische Anspielung im Titel soll dem Werk eine zusätzliche Ebene verleihen, wie das auch bei der "Herrin von Saba" der Fall ist. Dort darf die Mutter des Künstlers das Spiel mit der Verwandlung genießen - und ganz anders erscheinen als im "echten" Leben in der Verwaltung einer Tierarztpraxis. "Meine Absicht ist es nicht, eine hundertprozentige Abbildhaftigkeit zu erstellen, sondern den Betrachtern das Gefühl von Leben und Präsenz zu vermitteln", sagt Dorn. Und das gelingt dem Wahl-Regensburger, der im Herbst sein Referendariat als Kunstlehrer am Gymnasium beginnt, durchaus.

Als "lebhaft" sind auch die bunten Werke von Peter Troje mit ihren klar umgrenzten geometrischen Feldern zu bezeichnen. Die meisten seiner ausgestellten Bilder, angelegt in verschiedenen Größen, gehören zu zwei in sich abgeschlossenen Serien, in denen der frühere Architekt die Anzahl der verwendeten Farben immer weiter reduziert hat. Für den Abschluss der einen Serie, das im ersten Ausstellungsraum hängende Werk "Nächtlicher Hafen", hat er sich zum Beispiel auf blaue Nachtfarbe mit wenigen gelben Lichtpunkten beschränkt, um durch diese Farbeffekte mehr Tiefe zu schaffen. Es ist sein Lieblingsbild.

Der Künstler aus Haar, dem man seine fast 80 Jahre keineswegs ansieht, setzt auf einen rationalen Schaffensprozess. "Meine Bilder entstehen im Kopf, die Motive ergeben sich", erklärt er. Dabei fasziniere ihn besonders die Fülle der Möglichkeiten, die sich aus geometrischen Formen und reduzierten Farben ergebe. Den ersten Ideen folgen viele Entwürfe auf Papier, teilweise schon in Acryl gearbeitet. "Im Anschluss wird die Größe festgelegt, dann mache ich die Flächenaufteilung mit Bleistift auf der Leinwand und klebe alles ab, damit die klar abgegrenzten Farbfelder nicht ineinanderlaufen."

Geometrische Formen in Acryl sind das Werk von Peter Troje, er ist 1939 geboren. (Foto: Christian Endt)

Und doch - so ganz "rational" bleibt Trojes Arbeit dann doch nicht, denn das, was da vorzugsweise begleitet von ruhigem Jazz entsteht, weicht zuweilen vom Plan ab oder wird durch neue, intuitive Einfälle ergänzt. In seiner zweiten Serie, die im hinteren Raum hängt, hat er auf dem Weg zum Minimalismus immer mehr Farbe weggenommen und sich auf maximal zwei Farben beschränkt. So kommen Dreidimensionalität und Tiefe besonders zur Geltung - wie bei einem energiereichen rot-schwarzen Bild, bei dem sich die Fläche öffnet. Eines ist dem weit gereisten Troje nämlich ganz wichtig: "Die Bilder sollen eine positive Ausstrahlung haben."

Sich selbst ein Bild machen vom "Zwiegespräch" zwischen den Werken von Troje und Dorn in der Galerie im Tiermuseum kann man sich bei der Vernissage am Donnerstag, 7. Februar, um 19 Uhr. Begleitet wird die Eröffnung der Ausstellung von einem besonderen Highlight: Sebastian Dorn ausnahmsweise nicht am Pinsel, sondern an der Geige.

Ausstellung "Zwiegespräch" mit Werken von Sebastian Dorn und Peter Troje in der Galerie im Tiermuseum Forstinning, Münchener Straße 26, Vernissage am Donnerstag, 7. Februar, um 19 Uhr. Zu sehen bis 9. März, freitags 15 bis 18 Uhr und samstags 10 bis 14 Uhr.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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