Vernissage am Samstag:Gemalte Sehnsucht

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Eine Retrospektive im Rathaus Ebersberg erinnert nun an Barbara Börner als Malerin, diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 2014. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Retrospektive im Ebersberger Rathaus zeigt Bilder Barbara Börners

Barbara Börner war vieles. Mutter und Lehrerin, Sängerin, Musikerin und Dirigentin, aber auch Lyrikerin und Künstlerin. Eine Retrospektive im Ebersberger Rathaus widmet sich nun ihrem malerischen Werk. Eröffnet wird die Ausstellung unter dem Titel "Die gemalte Sehnsucht" am Samstag, 29. Juni, um 18 Uhr.

Barbara Börner war auf dem Weg zu einem Konzert in München, als sie auf dem Bahnsteig einfach umfiel. So berichten es ihre beiden Kinder, Ulrike Selleck und Tilman Börner. "Genauso, wie sie es sich gewünscht hatte: selbständig bis zuletzt." Die Mutter habe ihren späteren Mann Siegfried Börner einst im Dresdener Domchor kennengelernt, während des Zweiten Weltkriegs hätten sich die beiden Kinder fest aneinandergeklammert. Den Bombenangriff auf Dresden erlebten sie im 30 Kilometer entfernten Freiberg, von dem aus der Feuerschein der brennenden Stadt noch zu sehen war. "Mit 23 Jahren packten sie ihre sieben Sachen und machten sich auf in den Westen", so die Erben. Nach einer ersten Anstellung als Musiklehrerin am Internat Schloss Neubeuern führte das Schicksal Barbara Börner ans Gymnasium Grafing. Als Musik- und Deutschlehrerin führte sie dort ein erfülltes Leben, organisierte Schul- und Kirchenkonzerte, sang mit James King und mit Dietrich Fischer-Dieskau, dirigierte zur Einweihung der Stadthalle die "Carmina Burana" im Beisein von Godela Orff, der Tochter des Komponisten. Der Ruhestand schenkte ihr Zeit für neue Aktivitäten: Eislauf, Tanz, Gesangsschüler und eben die Malerei. Barbara Börner probierte viele Techniken aus und setzte ihr Seelenleben in Gemaltes, Gespraytes oder anderweitig Gestaltetes um. So entstanden etwa 250 Bilder.

Bis zu ihrem unerwarteten Tod hatte die Malerin laut den Kindern eine eindeutige Meinung zu ihrem Werk: "Nehmt, was euch gefällt, und werft den Rest ins Feuer. Keiner außer mir kann damit etwas anfangen." Ulrike Selleck und Tilman Börner allerdings sind der Meinung, "dass von den Bildern eine Strahlkraft ausgeht. Ein abstraktes Spiel mit Farben, das das Herz anrührt, das verzaubert. Mag auch manches sperrig wirken und den Betrachter aufrütteln." In jedem der Bilder finde sich ein Stück Seele der Künstlerin. Das, was Barbara Börner beschäftigt hat, musste raus auf die Leinwand, rein in die Welt.

Dier Ausstellung ist mindestens zwei Wochen lang zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen. Manche Bilder stehen zum Verkauf, mögliche Erlöse kämen den Erben zufolge komplett einer karitativen Einrichtung zugute.

© SZ vom 26.06.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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