Verkehrspolitik in Ebersberg:Anschub-Finanzierung

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Seit November kann man das "Eberrad" - E-Lastenfahrrad ausprobieren. Hier wird es von Initiator Jürgen Friedrichs und dem städtischen Klimaschutzmanager Christian Siebel in Dienst gestellt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Stadt will Privatleute beim Kauf von Lastenfahrrädern unterstützen. Vorbild ist ein Förderprogramm der Nachbarn in Grafing, Ziel ist weniger Autoverkehr

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Eine gute Idee ist eine gute Idee - auch wenn die Grafinger sie zuerst hatten. Darum wird nun auch die Stadt Ebersberg künftig einen Zuschuss zahlen, wenn sich jemand ein Lastenfahrrad anschaffen will. Dies hat der Umwelt-, Sozial- und Kulturausschuss des Stadtrates nun beschlossen.

Die Idee hinter der Idee ist, dass, würden mehr Ebersberger ihre Transporte per Lastenrad erledigen, sie nicht mehr so oft mit dem Auto durch die Stadt fahren müssten. Dass es durchaus Interesse daran gibt, zeigt das Projekt Eberrad, welches der Verein Schwungrad dank eines städtischen Zuschusses im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht hat. Grünen-Stadtrat Jürgen Friedrichs, der das Eberrad mit betreut, konnte im Ausschuss von einem guten Ergebnis berichten.

Trotz Corona habe es eine gute Nachfrage gegeben - und trotz der nicht immer radelfreundlichen Witterung. Das Projekt startete nämlich ausgerechnet im Winter, seit November kann man das Eberrad im Internet buchen, was seitdem bereits 33 Personen getan haben, sogar 49 haben sich auf der Plattform bereits registriert. Insgesamt im Einsatz war das Rad sogar 67 Tage lang, also etwa gut ein Drittel der Zeit, seit es verfügbar ist. Was daran liege, dass das Rad oft für mehr als einen Tag ausgeliehen werde. Bis Anfang Mai waren mit dem Eberrad insgesamt 1288 Kilometer zurückgelegt worden. Vielleicht sei das Eberrad auch für einige der erste Schritt zum eigenen Lastenfahrrad, so Friedrichs. Durch die kostenlose Ausleihe sei die Hemmschwelle niedrig, es einmal auszuprobieren, etwa für alltägliche Einkäufe oder auch für Ausflüge. Für letztere gebe es auch einen Kindersitz.

Wie man Privatleute beim Kauf eines Lastenrades unterstützen kann, prüfen Stadtrat und der Arbeitskreis Energiewende 2030 bereits seit einiger Zeit, so Klimaschutzmanager Christian Siebel. Vor zwei Jahren stand das Thema das erste Mal auf der Agenda. Ein solches Förderprogramm könnte bei den Bürgern durchaus auf Interesse stoßen, es habe bereits konkrete Anfragen bei der Stadt gegeben, ob es entsprechende Zuschüsse gibt.

Wohl nicht zuletzt, weil es in der Nachbarschaft ein solches Fördermodell bereits gibt: Der Stadtrat von Grafing hatte es Anfang des vergangenen Jahres ins Leben gerufen. Seitdem können Grafinger für ihr neues elektrisch unterstütztes Lastenräder einen von 500 Euro bekommen, wenn dies weniger als 20 Prozent der Gesamtkosten entspricht. Diese Deckelung gilt auch für Lastenräder, die alleine mit Muskelkraft betrieben werden. Der Höchstsatz liegt hier aber bei 250 Euro, da unmotorisierte Räder im allgemeinen günstiger sind. Auch Fahrradanhänger zum Lasten- oder Kindertransport werden gefördert, hier gibt es maximal 100 Euro, es gilt ebenfalls die 20 Prozent-Grenze. Einen weiteren Bonus von 50 Euro bekommen alle, die ihre E-Lastenfahrräder mit Ökostrom aufladen.

Und auch an die lokale Wertschöpfung legt man in Grafing Wert. In den Förderrichtlinien heißt es ausdrücklich: "Die Förderung ist auf den Kauf der Räder bei Grafinger Radhändler beschränkt." Die Nachfrage war damals im Übrigen so groß, dass der erste Fördertopf in Höhe von 5000 Euro bereits nach knapp vier Monaten aufgebraucht war. Im Juli wurden vom zuständigen Stadtratsausschuss weitere 4000 Euro bewilligt.

Die Ebersberger wollen ihr Förderprogramm gleich mit einem größeren Topf starten. Im aktuellen Haushalt stehen insgesamt 11 000 Euro zur Verfügung. Dieses Geld war ursprünglich auch für die Anschaffung gewerblicher Lastenräder gedacht, dies wird die Stadt nun aber nicht fördern, so Siebel. Denn seit März gebe es ein Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Dieses zahlt Unternehmen, Kommunen, Anstalten des öffentlichen Rechts und Vereinen einen Zuschuss von 25 Prozent beim Kauf eines neuen E-Lastenfahrrades. Ein Angebot, das die Stadt Ebersberg vielleicht selbst annehmen werde, sagte Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos). Für die Zeit nach Corona, "wenn der Bürgermeister wieder zu den größeren Gratulations-Terminen unterwegs ist" und auch größere Geschenke dabei hat.

Für Privatleute zahlt das Ministerium indes nichts, daher soll es bald die Möglichkeit geben, sich von der Stadt einen Zuschuss zum eigenen Lastenrad zu holen. Wie hoch dieser ausfällt und was damit alles gefördert wird, dazu soll die Verwaltung nun ein entsprechendes Konzept ausarbeiten. Dies beschloss der Ausschuss ohne Gegenstimmen.

© SZ vom 25.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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