Verkehr in Poing:Bauwerk mit Makel

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Die Gleisunterführung an der Anzinger Straße in Poing sowie die Verlängerung der Straße sind seit Dienstag für den Verkehr freigegeben. Aus Sicht der Gemeinde ist eine Vorfahrtsänderung notwendig, auf die der Bau hin ausgerichtet worden ist. Das Landratsamt sieht das jedoch anders

Von Johanna Feckl, Poing

Nach beinahe zwei Jahren Bauzeit ist eines der größten Bauprojekte in Poing der vergangenen Jahre nun fertiggestellt: Die neue Bahnunterführung an der Anzinger Straße. Am frühen Dienstagnachmittag wurde die Unterführung für den Verkehr freigegeben - eine offizielle Einweihung fand aufgrund der angespannten Corona-Lage nicht statt. Einen Makel gibt es an dem Projekt jedoch noch: Das Ebersberger Landratsamt hat eine Änderung der Vorfahrtsregelung abgelehnt, sodass die Anzinger Straße beziehungsweise Am Hanselbrunn weiterhin untergeordnet bleibt. Das Problem: Der gesamte Umbau wurde auf eine solche Vorfahrtsänderung hin ausgerichtet.

Als Begründung für die Absage an die gewünschte Änderung der Vorfahrtsstraße wies das Landratsamt auf die Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes Gruber Straße und Am Hanselbrunn hin, wie Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt gab. Das bedeutet, wie der Rathauschef auf Nachfrage erklärte: Laut Ansicht der Behörde stellt die Kreuzung Gruber Straße/Am Hanselbrunn und Plieninger Straße einen Unfallschwerpunkt dar. Weshalb diese Situation einen Einfluss auf die Vorfahrtsregelung drei Kreuzungen weiter Richtung Osten hat, erschließe sich Stark nicht. "Ich verstehe das nicht", bekräftigte er auch bereits während der Sitzung.

Er wies auf einen Bebauungsplan aus dem Jahr 2000 hin, der eine Vorrangstellung der Anzinger Straße vorsieht. Auf Nachfrage von Gemeinderat Werner Dankesreiter (Grüne) betonte Stark, dass vor Baubeginn die Bauplanung mit den zuständigen Behörden abgestimmt wurde. Demnach wurden die Einwendungen der Straßenführung so gebaut, als ob die Anzinger Straße vorfahrtsberechtigt ist. Nun gebe es aber wohl eine andere Auffassungen über den Sachverhalt von Seiten der Verkehrsbehörde. Die Gemeinde sieht bei Belassen der aktuellen Vorfahrtsregelung ein erhebliches Unfallrisiko, wie es in den Sitzungsunterlagen heißt und wie auch Bürgermeister Stark betonte. "Da hätten wir die Einwendungen ja ganz anders bauen müssen." Er versprach: "Ich hake da nach und sage: Das wird nicht akzeptiert."

Für den Neubau wurde die Anzinger Straße auf der Südseite der Bahngleise in Richtung Norden verlängert. Der Tunnel ersetzt nun die Durchfahrt an der Schwabener Straße, die rückgebaut wurde. Auch dieses Projekt ist nun abgeschlossen - die Fahrbahnen hatten dort unterschiedliche Höhen, sodass der Tunnel für hohe Fahrzeuge nicht befahrbar war. Insgesamt kosteten die Arbeiten 6,5 Millionen Euro.

© SZ vom 17.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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