Verkehr in Kirchseeon:Plan neun für Kirchseeon

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Gemeinderat stellt Forderungen für den Brenner-Zulauf

Von Wieland Bögel, Kirchseeon

Die Marktgemeinde ist sehr verkehrsgünstig gelegen, um es im Vokabular eines Maklers auszudrücken. Im Sprachgebrauch der Einwohner, die eine dicht befahrene Straße und eine ebenfalls gut genutzte Eisenbahntrasse in ihrem Ort haben, klingt das nicht ganz so positiv. Letztere könnte in den kommenden Jahren noch besser genutzt werden, im Gemeinderat ging es nun darum, wie sich die Folgen für Kirchseeon möglichst gering halten lassen. Das Gremium verabschiedete einen Forderungskatalog, neben mehr Lärmschutz geht es auch um die weitere Leistungsfähigkeit des Nahverkehrs - und um den "Planfall neun".

Wie Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) erläuterte, sei nicht auszuschließen, dass auch die S-Bahn-Gleise künftig für den Fernverkehr genutzt werden. Schließlich sollen nach Fertigstellung des Brenner-Basistunnels deutlich mehr Züge auf der Strecke unterwegs sein. Das Problem sei aber, dass die Bahn bislang nicht kommuniziert habe, wie sie die sogenannte Blockverdichtung abwickeln will. "Wir können nur mutmaßen", so Paeplow, "es gibt keine konkreten Pläne." Ob die S-Bahn-Gleise für den Fernverkehr genutzt werden sollen, sei nicht verbindlich ausgeschlossen. Falls es so kommt, wäre die S-Bahn massiv eingeschränkt, Paeplow meldete auch Sicherheitsbedenken an: Es sei nicht optimal, wenn neben den am Bahnsteig wartenden Schulkindern "die Güterzüge durchbrettern". Die Forderung der Marktgemeinde ist darum, dass die Trennung aufrechterhalten wird, dass trotz Taktverdichtung ein Ausbau des Nahverkehrs möglich bleibt und dass die Bahn dazu ein entsprechendes Konzept vorlegt.

Eine weitere Möglichkeit der Taktverdichtung ist die neue Zugsteuerung "European Train Control System" kurz ETCS. Diese soll den Zügen ermöglichen, in kürzeren Abständen hintereinander zu fahren. Bevor dieses System aber zwischen Trudering und Grafing-Bahnhof in Betrieb geht, müsse dort der Lärmschutz ertüchtigt werden, fordern die Kirchseeoner, und zwar "nach Maßstab einer Neubaustrecke". Dies ist ein alter Streitpunkt: Die Bahn beruft sich auf den Bestandsschutz und sieht sich nicht in der Pflicht, den Lärmschutz zu verbessern.

Die Kirchseeoner machen auch einen Vorschlag, wie Lärmschutz und ungehinderter S-Bahn-Verkehr trotz steigender Frequenz beim Fernverkehr möglich seien: mit dem "Planfall neun". Dahinter verbirgt sich die Idee eines unterirdischen Fernbahngleises zwischen Trudering und Grafing-Bahnhof. Vor gut acht Jahren wurde diese Variante erstmals vorgestellt - und angesichts der rund 2,6 Milliarden Euro Baukosten schnell wieder verworfen.

Die Kirchseeoner Gemeinderatsmitglieder votierten nun einstimmig für den Forderungskatalog, wofür sich der Bürgermeister ausdrücklich bedankte: "Es ist wichtig, dass wir als Gemeinderat geschlossen auftreten." Auch mit den Nachbarkommunen ist ein gemeinsames Vorgehen geplant, die Stellungnahme soll mit diesen abgesprochen und dann an die Bahn übermittelt werden.

© SZ vom 04.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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