Verkehr:Auf Sparflamme

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Die Elektromobilität im Landkreis kommt nur schleppend voran. Allerdings sind die Kommunen dabei, ihre Fuhrparks nach und nach umzurüsten

Von Franca Wittenbrink, Ebersberg

Der Wille ist da. Nur wo ist der Weg? Ganze 28 Prozent der Befragten würden sich laut einer Umfrage des Forsa-Instituts für den Stern beim nächsten Fahrzeugkauf für ein Elektroauto entscheiden. Die Realität hingegen sieht noch düsterer aus: Bei den aktuellen Zulassungszahlen in Deutschland kommen elektrisch aufladbare Pkw laut Kraftfahrt-Bundesamt auf einen Marktanteil von nur gut einem Prozent. Im Landkreis Ebersberg liegt der Anteil sogar noch darunter: 100 Fahrzeuge werden derzeit elektrisch betrieben - das entspricht in etwa 0,1 Prozent der Gesamtzulassungen.

Zahlen, die zu wünschen übrig lassen - aber das soll sich bald ändern. Im Fuhrpark der Stadt Ebersberg beispielsweise ist gerade ein neuer Elektro-Golf für die Verwaltung in Empfang genommen worden - geleast für drei Jahre, bereits das dritte Modell in Folge. "In Sachen E-Mobilität sind wir sehr bemüht", sagt Hauptamtsleiter Erik Ipsen: "Bei Ausschreibungen für Neuwagen wird mittlerweile immer auch ein Angebot für ein Elektro-Fahrzeug miteingeholt." Ein ähnliches Bild ergibt sich in Markt-Schwaben: Bereits vier Fahrzeuge des Fuhrparks sind elektrisch aufladbar, weitere sollen folgen. "Wir gehen im Moment natürlich noch nach einer Kosten-Nutzen-Rechnung", erläutert Bauamtsleiter Frank Eichner, "aber auf lange Sicht liegt die Zukunft in der E-Mobilität, das ist klar."

Auch die Gemeinde Poing befasst sich seit geraumer Zeit mit dem Thema. Den Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung wurde im Zuge eines Pilotprojektes durch ein Poinger Unternehmen im Jahr 2012 vier Jahre lang ein Elektrofahrzeug zur Verfügung gestellt, das für Dienstfahrten im Ort und in der Region genutzt wurde. "Die Erfahrungen waren durchweg positiv", sagt Bürgermeister Albert Hingerl (SPD). Der Hybrid-Pkw im Fuhrpark des Rathauses soll 2018 durch ein Elektro-Auto ergänzt werden, im Baubetriebshof wird bereits ein Kastenwagen mit Elektroantrieb als Werkstattwagen für den Betriebselektriker genutzt. Ebenso in Kirchseeon: Im dortigen Fuhrpark ist seit einiger Zeit ein elektrisches Baufahrzeug im Einsatz, während die Stadt Grafing neben einem Elektro-Golf für die Verwaltung auch das Konzept des Carsharing nutzt - laut Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) ein guter Kompromiss: "So bleiben die Fahrzeuge am Wochenende zumindest nicht ungenutzt." In den Gemeinden Steinhöring und Pliening sind momentan noch keine Fahrzeuge mit Elektroantrieb in Betrieb, aber auch dort ist man sich einig: "Wenn einer der Wagen ausgetauscht werden muss, steht das in jedem Fall zur Debatte." In Aßling heißt es unterdessen: "Ein Elektroauto gibt es bei uns zwar noch nicht, dafür planen wir aber gerade eine Veränderung für unseren Jugendbus. Den wollen wir zumindest ins Carsharing miteinbringen."

Tatsächlich also, der Wille zum Wandel ist da. Und trotzdem: Die Umsetzung läuft schleppend, der Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge ist nicht nur in den Fuhrparks der Gemeinden noch immer nicht groß. Ein Grund zur Sorge? "Aber nein", meint Hans Gröbmayr, Klimaschutzmanager des Landkreises, "das ist doch alles eine Frage der Gewöhnung". Im Moment hätten noch viele die unberechtigte Angst, mit einem Elektroauto auf halber Strecke liegen zu bleiben, aber das werde sich bald ändern. Gröbmayr ist überzeugt: "Im Grunde braucht es nur ein bisschen Flexibilität. Anstatt zu Tanken muss man eben die Bereitschaft aufbringen, das Kabel rein- und wieder rauszustecken. Das war's."

Bei Fahrzeugen für die Gemeinden gebe es allerdings tatsächlich einige Schwierigkeiten, räumt er ein. Viele der benötigten Modelle seien einfach noch nicht auf dem Markt: "Einen Zwölf-Tonner oder Gabelstapler mit Elektroantrieb zu finden, das wird natürlich schwierig."

Der Klimaschutzmanager bleibt dennoch optimistisch. "Ich bin mir sicher, dass eine gute Ladeinfrastruktur im Landkreis die Umstellung erheblich befördern wird. Das hat für mich höchste Priorität."

Ein integriertes Konzept zur Ladeinfrastruktur im Landkreis Ebersberg wird momentan erarbeitet, spätestens im Frühsommer 2018 sollen die Ergebnisse vorliegen. Gröbmayr selbst ist natürlich längst auf Hybrid umgestiegen, in Kürze zieht der Fuhrpark des Landkreises nach: Alle 14 Fahrzeuge sollen innerhalb des nächsten Jahres ausgetauscht werden, dafür gibt es vom Bund einen Zuschuss von 50 Prozent. "So einfach haben die Gemeinden es natürlich nicht, die Förderung kann leider nur einmalig beantragt werden", erklärt Gröbmayr. "Aber wer sagt denn, dass alles von null auf hundert gehen muss? Nach und nach, würde ich sagen - dann wird das schon."

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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