Veranstaltung von Grass 21:Mitreden erwünscht

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Jugendliche kommen mit Gemeinderäten ins Gespräch, gemeinsam wird darüber debattiert, was in Aßling, Emmering und Frauenneuharting besser laufen könnte. (Foto: Christian Endt)

Bei der ersten Jugendkonferenz in Aßling können junge Leute ihre Wünsche an die örtliche Politik herantragen

Von Daniela Weichselgartner, Aßling

Politik ist kompliziert, Politik ist was für Erwachsene - von wegen: Bei der Jugendkonferenz in Aßling haben die Schüler der Mittelschule die Möglichkeit, ihre Ideen, Wünsche, Anliegen zu äußern. Die Jugendlichen aus den Jahrgangsstufen sieben bis zehn haben sich im Gemeindesaal um neun Tische verteilt. Bei jeder Gruppe sitzt mindestens ein Lokalpolitiker. Mehr als zehn Gemeinderäte aus Aßling, Emmering und Frauenneuharting sind gekommen, um mit den Schülern zu diskutieren.

Die Jugendkonferenz findet in dieser Form zum ersten Mal statt. Organisiert wurde die Veranstaltung unter anderem von Erwin Mehl, Jugendreferent der Verwaltungsgemeinschaft Aßling und Sozialarbeiter an der Mittelschule. "Ich finde, die Politik vergisst oder ignoriert die Jugend zu sehr", sagt er. Das will er durch die Veranstaltung ändern. Die Jugendlichen sollen zu Wort kommen und in direkten Kontakt mit den lokalen Politikern treten.

Man habe sich für einen schulischen Rahmen entschieden, weil man damit mehr Jugendliche erreiche, sagt Mehl. Bei vergangenen Jugendforen in Aßling war die Zahl der Teilnehmer immer sehr gering gewesen und es seien vor allem die Jugendlichen gekommen, die sowieso sehr engagiert sind. Die Jugendkonferenz hingegen soll durch die Zusammenarbeit mit der Mittelschule alle Schüler ansprechen.

Vor der Diskussionsrunde beginnt die Veranstaltung mit zwei Videos. Sie führen an das Thema Politikverdrossenheit heran: Das erste zeigt eine Umfrage, bei der viele der Befragten eindeutig sagen, sich nicht für Politik zu interessieren. Der zweite Clip könnte als Antwort darauf verstanden werden - ein junger Mann erzählt, warum man sich als Jugendlicher in der Politik engagieren sollte.

Nach einer kurzen Aufführung von sechs Schülern der siebten Klasse dazu, wie man bei Streitthemen am besten einen Konsens findet, dauert es nicht lang, bis an den Tischen die Gespräche beginnen. Nach etwas Anregung von außen bringen die Schüler lebhaft Vorschläge ein, wie das Leben in den Gemeinden verbessert werden könnte. Die Gemeinderatsmitglieder hören aufmerksam zu, merken an, was realistisch ist, was nicht umsetzbar. Dass die Gespräche lebhaft verlaufen, merkt man auch am Lautstärkepegel im Raum, es mischen sich junge und alte Stimmen.

"Das ist eine tolle Sache, der Austausch bringt beiden Seiten etwas", sagt Ingo Pinkofsky vom Kreisjugendamt. Er und Kollegin Kerstin Meyer begleiten die Veranstaltung. Gesponsort wird die Veranstaltung vom Jugendforum von Grass 21, einem lokalen Aktionsprogramm für Demokratie und Toleranz. Theresa Weyh von Grass 21 sitzt bei einer Gruppe mit am Tisch und regt das Gespräch mit Fragen an. "Wann würdest du dich für Politik interessieren?", fragt sie in die Runde. "Wenn ich 18 bin und wählen darf", antwortet ein Junge. Darauf erklärt Theresa Weyh, dass man sich auch schon vorher engagieren kann und Politik jeden, auch Jüngere, betrifft. Genau das will die Veranstaltung deutlich machen: dass auch Jugendliche etwas bewirken können, dass auch sie von Entscheidungen betroffen sind.

Auf bunten Zetteln notieren die Gruppen ihre Anliegen und pinnen sie thematisch geordnet auf Stellwände. Daran wird deutlich, welche Themen die Jugendlichen besonders beschäftigen: An der Tafel zu Freizeit und Vereinen hängen die Blätter dicht an dicht, auch die Stellwände zu Mobilität/Wohnen und digitaler Welt sind voll. Im Anschluss stellen die einzelnen Gruppen ihre wichtigsten Punkte vor.

Manche Themen werden mehrmals genannt, sowohl bei den jüngeren als auch den älteren Schülern: mehr Freizeitmöglichkeiten in Aßling, zum Beispiel ein Schwimmbad; eine Verbesserung der Internetgeschwindigkeit; der Bau einer Dreifachturnhalle. Die Jugendlichen nennen auch Themen, die nicht auf den ersten Blick Themen der Jugend sind: bezahlbarer Wohnraum oder verbesserte Busverbindungen. "Man sollte eben mit den Jugendlichen reden und nicht nur über sie", sagt Meyer vom Kreisjugendamt. Und auch die Jugendlichen freuen sich, mal ihre eigenen Ideen anbringen zu können.

Pinkofsky würde es begrüßen, wenn andere Gemeinden das Konzept übernehmen. Mehl hofft, dass die Veranstaltung in Aßling weitergeführt wird. "Die Jugendlichen sind unsere Zukunft, sie müssen an die demokratische Kultur herangeführt werden."

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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