Veranstaltung in Vaterstetten:Ein Prosit der Vorsichtigkeit

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Auf dem Vaterstettener Volksfestplatz war heuer noch nicht viel los, das für Mitte Juni geplante Volksfest wurde abgesagt. Nun soll es Ende Juli zumindest einen Biergarten und ein paar Fahrgeschäfte geben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Als Ersatz für das aufgrund des Infektionsschutzes abgesagte Volksfest soll es in Vaterstetten für drei Wochen einen Biergarten mit Fahrgeschäften geben

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Eigentlich hätten sie in der Großgemeinde jetzt Bilanz gezogen, wie das Volksfest so gelaufen ist. Doch wegen der Corona-Krise ist auch in Vaterstetten die für Mitte Juni geplante Festivität abgesagt worden. Ganz auf Zuckerwatte, Grillhendl und Karussellfahren verzichten müssen die Vaterstettener trotzdem nicht. Genau eine Woche nachdem laut ursprünglichem Plan die letzte Mass im Bierzelt hätte ausgeschenkt werden sollen, genehmigte der zuständige Ausschuss des Gemeinderates nun eine Ersatzveranstaltung.

Ein Volksfest wird diese ausdrücklich nicht sein, erklärte Christian Fahrenschon, Festwirt des abgesagten Festes. Er hatte bei der Gemeinde angefragt, ob der Volksfestplatz Ende Juli für drei Wochen für eine andere Art der Unterhaltung zur Verfügung steht. Das Konzept nennt Fahrenschon "bewirtschafteter Freizeitpark". Geplant ist, dass es dort fast alles gibt, was man auch auf Volksfesten findet, nur eben unter den Vorgaben des Infektionsschutzes. Das Bierzelt wird darum zu einem Biergarten, mit reichlich Abstand versteht sich. Etwa 300 Sitzplätze werde es geben, so der Festwirt, im Zelt wären es fünf bis sechs Mal so viele. Auch insgesamt wird es auf dem Areal lockerer zugehen, lediglich 500 bis 800 Besucher gleichzeitig werden auf die Festwiese gelassen.

Dass es nicht mehr werden, dafür sorgen ein Zaun und ein Sicherheitsdienst. Die volksfestüblichen Fahrgeschäfte und Attraktionen soll es geben, aber mit Einschränkungen. Die betreffen zum einen das Anstehen, die Schausteller platzieren ihre Buden und Fahrgeschäfte weit auseinander. Bei Ketten- und Kinderkarussell ist wohl ein weitgehend normaler Betrieb möglich, beim Autoscooter müssen die Fahrer diesmal aber auf das gewohnte Anstoßen verzichten, stattdessen soll es einen Geschicklichkeitsparcours geben.

Zu viel angestoßen werden soll auch im Biergarten nicht. Laut Fahrenschon, der bereits in Gmaind, Großkarolinenfeld und Bad Aibling ähnliche Veranstaltungen umgesetzt hat, "kommt da nicht das typische Volksfestpublikum" - also Leute, die vor allem Party machen wollen. Eher sei der Freizeitpark - der unter dem Motto "Sommer in Vaterstetten" stehen soll - für Familien mit Kindern interessant. Auch an die Anwohner soll gedacht werden, statt der üblichen lauten Volksfestmusik an jeder Attraktion soll es eine einheitliche Hintergrundmusik geben, Musikantenauftritte nur in kleinen Gruppen und an den Wochenenden, außerdem ist jeden Tag um 22 Uhr Schluss.

Nicht alle im Ausschuss zeigten sich von Fahrenschons Plänen überzeugt. Er habe Verständnis für die Probleme der Schausteller, sagte Wolfgang Schermann (SPD), "aber was springt für unsere örtlichen Betriebe dabei raus?" Möglicherweise hätten diese sogar einen Nachteil, etwa die Gastronomen, deren Kundschaft ihr Geld dann im Biergarten ausgebe. In die gleiche Kerbe schlug seine Fraktionskollegin Cordula Koch, "die Kaufkraft ist derzeit eingeschränkt", jeder Euro, der am Ersatz-Volksfest ausgegeben werde, fehle letztlich den Geschäften am Ort in der Kasse.

"Gastronomie war nie in Konkurrenz zu Volksfesten", sagte dagegen Maximilian Mack (CSU), selbst Gastronom, auch in den vergangenen Jahren "waren die Biergärten immer gut gefüllt zur Volksfestzeit". Auch der Kaufkraftabfluss wurde bezweifelt: Wer zum Volksfest-Ersatz gehe, kaufe doch nicht beispielsweise weniger im örtlichen Buchladen ein, sagte Felix Edelmann (Grüne).

Zweite Bürgermeisterin Maria Wirnitzer (SPD) schlug vor, die Dauer der Veranstaltung zu verkürzen. Statt wie beantragt vom 17. Juli bis zum 2. August solle der Biergarten mit Attraktionen nur zehn Tage lang geöffnet sein. Damit könne er auch leben, so der Festwirt, "ich bin verhandlungsbereit". Allerdings hätten bei den vergangenen Veranstaltungen die Gesundheitsämter stets eine längere Dauer empfohlen, "die haben immer Angst, dass zu viele Leute auf einmal kommen". Dies könne man aber gut verhindern, "wenn die Leute sehen, sie können auch an einem anderen Tag kommen". Gegen die Stimmen von SPD, Grünen und FDP wurde die Verkürzung um eine Woche aber abgelehnt.

Einstimmig angenommen wurde dagegen ein Antrag von Klaus Willenberg (FDP), das Angebot möglichst familienfreundlich zu gestalten. Wenn schon die Kitas weiter geschlossen seien - was die Gemeinde nicht ändern könne - solle sie Eltern und Kindern wenigstens auf dem Ersatz-Volksfest etwas bieten. Dazu, wie dies möglich ist - etwa durch Sonderaktionen wie am Familientag beim traditionellen Volksfest - soll nun ein Konzept erarbeitet werden.

© SZ vom 26.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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