Vaterstettener Chornacht:Große Bühne im Altarraum

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Kirchenmusikerin Beatrice Menz-Herrmann (Mitte) kann sich über die Goldkehlchen ihres Kinder- und Jugendchors freuen. Der Funke der Begeisterung springt bei der Vaterstettener Chornacht in der Kirche "Zum kostbaren Blut Christi" schnell auf das Publikum über. (Foto: Christian Endt)

Bei der Vaterstettener Chornacht in der katholischen Pfarrkirche "Zum kostbaren Blut Christi" begeistern 238 Musiker und 16 Ensembles die Besucher bis weit nach Mitternacht

Von Wilfried Gillmeister, Vaterstetten

Wenn das erste Stück gleich "Lachend, lachend, lachend" heißt, muss man schon vieles falsch machen, damit der Funke fröhlicher Musikinszenierung nicht auf das Publikum überspringt. Der Kinder- und Jugendchor der Pfarrei Neukeferloh, Baldham und Vaterstetten samt seiner Leiterin Beatrice Menz-Herrmann jedenfalls hat bei der Vaterstettener Chornacht in dere katholischen Pfarrkirche alles richtig gemacht. Kinder als auch Jugendchor sangen mit Begeisterung und präsentierten in richtig guter Qualität chorische Feinheiten und schon vorzeigbare Solisten.

Dennoch lagen am Samstagabend trotz 16 Ensembles und 238 Musikern auf der Bühne Freude und Wehmut dicht beieinander. Die beiden Hauptprotagonisten Ursula Halbritter und Christian Peter, die als Mitbegründer der Vaterstettener Chornacht gemeinsam mit ihrem Helferteam der Pfarrei "Zum Kostbaren Blut Christi" dieses Format zu dem gemacht haben, was es heute ist, wird man so nicht mehr als Team erleben. Was sich vor ein paar Jahren andeutete, als der Zweijahresturnus wegen des hohen ehrenamtlichen Arbeitsaufwands für die Chornacht geschaffen wurde, führte nun für Ursula Halbritter aufgrund beruflicher Belastung zum Abschied. Sie sieht es mit einem lachenden Auge. Denn sie wird die Chornacht in Zukunft aus der Publikumssicht erleben, wissend, dass das Projekt in dem entwickelten Niveau weiter ein besonderer Höhepunkt im kulturellen Leben der Gemeinde bleiben wird.

Der Veranstaltungszweck ist multipel. Da präsentiert sich die musikalische Kompetenz der Region in ihrer wunderbaren Vielfalt. Da ist eine Plattform, die für alle Mitwirkenden ein Muss geworden ist, weil die Chornacht aufgrund eigener Strukturen die Möglichkeit bietet, sich vor großem Publikum zu zeigen. Schließlich ist die Chornacht auch immer wieder Anlass an die zu denken, die nicht das Glück der regionalen Herkunft haben und in einem friedlichen Umfeld leben können. Bereits zum zweiten Mal in Folge wurde für die effektive humanitäre Leistung der "Orienthelfer" an den Kirchausgängen gesammelt.

Das Spektrum der Instrumentalmusik eröffnete die Baldhamer Stubenmusik unter der Leitung von Monika Frick mit einschmeichelnden Saitenklängen der "Lebenslinien". Der Funchor mit Chorleiterin Anna Sicklinger kam mit dem Privileg, von Beginn an dabei gewesen zu sein, und beschloss seine Beiträge mit dem Lied "La Nuit" aus dem Film "Die Kinder des Monsieur Mathieu". Ein ganz feines Kammerorchester mit dem klanvollen Namen Camerata Musica Vaterstetten hat Silvia Schmidbauer mit Ortsgrenzen überschreitender Besetzung für Mozarts "Kleine Nachtmusik" (Allegro), Karl Jenkins' "Palladino" und Olaf Wiedemanns Arrangement des "Oh Happy Day" zusammengestellt. Aus Zorneding kam der a cappella!-Chor und glänzte mit epochalem Querschnitt wie auch sehr gekonnten Dynamisierungen. Abgelöst wurde er von Gudrun Haags zauberhaften Harfe. Auch der Gospelchor unter Roland Hirschauer nahm mit "Vois sur ton chemin" eine Filmmusikanleihe und sorgte für Heiterkeit zu vorgerückter Stunde.

Anspruchsvolle Klassik war mit Mozarts vollständig für Flöte (Sophie Bartholomeyy) und Klavier (Johanna Keup-Kosbahn) bearbeiteten Sonate in B-dur geboten, bevor die Kantorei der Baldhamer Petrikirche mit den vier Jahreszeiten auftrat. Johanna Doll war kurzfristig für die erkrankte Pianistin Denise Maurer eingesprungen. Mit Werken von Liszt, Schubert und Debussy sorgte sie für Ohrschmeichler. Enge herrschte im Altarraum, als der große Haus-Kirchenchor mit Beatrice Menz-Herrmann Rheinbergers Abendlied als Mitternachtsgesang zur ersten Morgenstunde das Publikum verwöhnte.

Mit Trompete, Posaune Tuba und Schlagzeug sorgte Golden Brass unter Dieter Schmidbauer für namensgleichen Klang, bevor Rondo Vocale unter Kathrin Schiele Kiehn gekonnt für wechselvolle Stimmung sorgte. Zwischen vertonten Psalmen, sanftem Dreivierteltakt und dynamischer Lebenslust ließen sich die Hörer gerne mitnehmen. Winni Kraus am Flügel mit Gesang und Partner Klaus Grünfelder am Saxofon sorgten mit großartigem "Jazz around Midnight" dafür, dass das Kirchenschiff auch für die traditionell abschließenden Sängerinnen und Sänger des Don Camillo-Chores gefüllt blieb. Matthias Seitz nutzte den Auftritt auch als Probe des Pflichtstücks "Secret of Life"(James Taylor), das im Herbst für den Bayerischen Chorwettbewerb auf dem Programm stand. Das Publikum war nicht müde und verlange eine Zugabe. "Dirndl, merk dir den Bam" wurde zum Nachweis, dass Don Camillo auch Volkslied kann.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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