Vaterstetten:Zwischen Seil und Bogen

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Bodenständig: Den Helm zieht Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger zwar noch auf. In die Baumkronen klettern die Kinder aber allein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Höhepunkt eines spannenden Tages mit dem Bürgermeister führt kleine Vaterstettener in den Kletterwald

Von Christian Endt, Vaterstetten

Das Ferienprogramm, das die Nachbarschaftshilfe für Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn jeden Sommer organisiert, hat die verschiedensten Ausflüge im Programm. Von einer Besichtigung der Kläranlage über Pfannkuchen backen mit Rita bis zu einem dreitätigen Schachkurs reicht das Angebot. Programmpunkt Nummer Elf klingt da fast am wenigsten aufregend: ein "Tag mit dem Bürgermeister".

19 Kinder sind dabei, als es morgens um zehn im Sitzungssaal des Rathauses losgeht. Dort empfängt Bürgermeister Georg Reitsberger (Freie Wähler) die Teilnehmer. Er möchte ihnen etwas über Aufgaben und Funktionsweise einer Gemeinde vermitteln. Zuerst habe er wissen wollen, was die Kinder schon über das Gemeindewesen wissen, berichtet er später. Dann zählt er auf, wie oft sie in ihrem Leben die Gemeinde brauchen würden - "von der Geburtsurkunde bis zum Friedhof", dessen Leiterin er gleich mitbringt.

Nach dieser theoretischen Unterrichtseinheit gehen Bürgermeister und Kinder auf den Bauhof, wo der Ortsnachwuchs in einer Kehrmaschine und anderen Fahrzeugen mitfahren durften. Die Feuerwehr zeigt ihnen ihre Ausrüstung und lässt die Kids auch mal mit dem Schlauch spritzen.

Die abschließende Station ist am Nachmittag der Kletterwald, wozu auch die Presse eingeladen ist. Teil des Geländes im Norden Vaterstettens ist ein Bogenschießplatz, den steuern Kinder und Bürgermeister als Erstes an. Entschlossen nimmt Reitsberger einen Bogen in die Hand. Was die Treffgenauigkeit angeht, kann er mit seinen 7- bis 10-jährigen Spielkameraden auch ganz gut mithalten. Die sprechen ihn brav als "Bürgermeister" an und berichten von ihren Erfolgen und Misserfolgen als Schützen.

Nach der Schießübung dürfen die Kinder hoch in die verschiedenen Kletterparcours. Die Teilnehmer des Ferienprogramms schwingen sich an einem Seil von Baum zu Baum, kriechen durch Holzröhren und balancieren über frei schwingende Balken.

Reitsberger dagegen hat beim Bogenschießen seinen Jagdtrieb entdeckt: Er bleibt auf dem Boden, setzt sich an einen Biertisch und erlegt die Wespen, die ihm seine Limo streitig machen wollen. Pfeil und Bogen sind bekanntlich nicht sehr nahkampftauglich. Weshalb Robin Hood seinerzeit immer auch einen Dolch bei sich trug; ob der auch zur Insektenvernichtung taugte, ist nicht überliefert. Reitsberger jedenfalls greift zum Flaschenöffner. Gezielt bringt er damit eine Wespe nach der nächsten zur Strecke. Das macht ihm sichtlich Freude.

Was auch in Ordnung geht, schließlich hat er für diesen Ausflug extra seine Ferien unterbrochen. Eigentlich mache er nämlich gerade "Urlaub auf dem Bauernhof". Da er damit aber natürlich seinen eigenen meint - Reitsberger führt bekanntlich mit seinem Sohn einen großen Familienbetrieb samt Milchvieh, Reitschule und Schnapsbrennerei - war der Weg nicht allzu weit. Der Tag mit dem Bürgermeister sei inzwischen Tradition, schon seine beiden Vorgänger hätten sich dafür Zeit genommen und überhaupt sei das ja "gar keine Anstrengung".

Die Kinder sehen das anders, erschöpft und durstig kommen sie vom Klettern zurück. Es sei ein toller Tag gewesen, da sind sich alle einig. Die Mischung aus Wissensvermittlung im Rathaus und Sportprogramm im Wald scheint gelungen. Ein junger Teilnehmer bringt es zwischen zwei großen Schlucken Apfelschorle auf den Punkt: "Sehr informativ und trotzdem Spaß."

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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