Vaterstetten:Zeit ist Geld

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Das Schulgrundstück an der Gluckstraße soll schrittweise verkauft werden

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wer eine Schule besucht, lernt die vier Grundrechenarten kennen - was sehr nützlich ist, wenn man später einmal eine Schule verkaufen will. Dies plant die Gemeinde Vaterstetten schon seit einigen Jahren: Wenn die neue Grund- und Mittelschule am Sportplatz fertig ist, sollen die alten Schulgebäude an der Gluck- und an der Johann-Strauß-Straße abgerissen und der Grund als Bauland verkauft werden. Etwa 15 Millionen Euro soll das Geschäft der Gemeinde einbringen - eine Zahl, die Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) nun aber nicht mehr als realistisch erachtet.

Denn von der Summe müsse man einiges subtrahieren, "wenn man sieht, was da alles geplant ist", sagte der Rathauschef in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. Etwa die Sozial- und Genossenschaftswohnungen, die ein Drittel der geplanten rund 200 Wohnungen ausmachen sollen. Auch eine Kindertagesstätte und möglicherweise ein Ersatzbau für die Bücherei sollen auf dem 1,6 Hektar großen Areal untergebracht werden. Kräftig vergrößert hat sich dagegen die Fläche, die auf absehbare Zeit nicht bebaubar ist: Zunächst war dies nur die Gemeindebücherei an der Johann-Strauß-Straße - bis ein Neubau der Einrichtung, wo auch immer, fertig ist. Deshalb sollte sich zu den geplanten zehn Wohnhäusern des ersten Bauabschnitts erst später ein elftes gesellen. Nun aber scheint der gesamte südwestliche Teil des Grundstückes blockiert - denn auch die Grundschule soll bis auf weiteres stehen bleiben.

Grund ist, dass das Gebäude als Hort und Kita genutzt werden soll. Im Juli unterzeichneten die Gemeinde und der Träger Kinderland einen entsprechenden Vertrag. Demnach nimmt das Kinderhaus im Schulgebäude noch in diesem Herbst seinen Betrieb auf. Mindestens vier Schuljahre lang, also bis zu den Sommerferien 2023, soll die Kita dort bleiben. Nach Abzug aller weiterer nicht verfügbaren Flächen, Abstandsflächen und geplanten Eingrünungen, schrumpft damit die bebaubare Fläche auf maximal rund 8000 Quadratmeter: Das Grundstück, auf dem jetzt noch die Mittelschule steht, sowie die knapp 2000 Quadratmeter, die derzeit der Pausenhof der Grundschule einnimmt.

Gut, dass man bei der Verwaltung auch die anderen drei Grundrechenarten beherrscht, etwa das Addieren und Multiplizieren. Hinzugezählt werden soll nämlich nun das rund 1500 Quadratmeter große gemeindeeigene Grundstück westlich der Gluckstraße, auf dem ein altes Wohnhaus steht. Dieses Areal sollte man in den Bebauungsplan mit aufnehmen und ebenfalls entwickeln - heißt verdichten. Bei Multiplikation mit drei könnten bis zu 17 Wohneinheiten entstehen. Multiplizieren würden sich so auch die Einnahmen für die Gemeinde - entweder durch einen Verkauf des Grundstückes oder durch Zuschüsse aus dem kommunalen Wohnbauförderprogramm des Freistaates.

Und auch das Dividieren war Thema im Bauausschuss, das ganze Projekt wird nämlich gewissermaßen gevierteilt: "Es wäre mir lieb, wenn man es in mehreren Schritten machen könnte", sagte der Bürgermeister, "die Hauptschule, das Haus an der Gluckstraße, die Grundschule und die Bücherei." Dies komme einerseits der ohnehin schon stark belasteten Bauverwaltung zugute, "die kann auch nicht Unendliches schaffen", so Reitsberger. Ein weiterer Pluspunkt sei, dass umgesetzt wird, "je nachdem, was wir brauchen, damit wir solvent bleiben". Mit der Verwertung zu warten, bis das komplette Gebiet bebaubar ist, könne sich die Gemeinde nicht leisten.

Der Ausschuss votierte einstimmig für die Aufnahme des Gemeindegrundstücks in die Bauleitplanung. Als nächste Schritte sollen nun ein Vorentwurf für einen Bebauungsplan, ein Verkehrs- und ein Schallgutachten erstellt werden.

© SZ vom 28.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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