Vaterstetten:Wissen, was war

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Schüler des Humboldt-Gymnasiums haben zusammen mit der Gemeindearchivarin die Geschichte des Landkreises untersucht. Ihre Ausstellung dazu ist nun im Vaterstettener Rathaus zu sehen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wie die Kartoffel die Entwicklung eines ganzen Dorfes beeinflusste, was die Olympischen Spiele in München mit dem Landkreis Ebersberg zu tun hatten oder wie sich die Wirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Das und vieles mehr ist derzeit in einer neuen Ausstellung im Vaterstettener Rathaus zu sehen. Zusammen mit Gemeindearchivarin Ulrike Flitner haben Schüler des Humboldt-Gymnasiums ihre Seminararbeiten zum Thema "Politische Geschichte des Landkreises Ebersberg" für die Ausstellung aufbereitet.

Dafür gab es bei der Eröffnung viel Lob von Bürgermeister Georg Reitsberger, die Arbeiten der Schüler seien, "eine echte Bereicherung", für die Gemeinde und nicht zuletzt für den Bürgermeister selbst: "Ich bin ja sehr begeisterungsfähig, was Heimatgeschichte angeht." Daher freue er sich besonders, "wenn ich an meinem Arbeitsplatz eine so tolle Ausstellung bekomme." An vieles darin könne er sich selbst noch erinnern, "es ist lebendige Geschichte und zeigt, wie viel sich verändert hat, in den vergangenen Jahrzehnten."

Bürgermeister Georg Reitsberger (2.v.l.) hat ein Faible für Heimatgeschichte. Umso begeisterter zeigte er sich bei der Eröffnung der Ausstellung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Viele Beiträge befassen sich mit der Wirtschaftsgeschichte des Landkreises. Alleine drei Schüler haben sich dem Thema Brennereien gewidmet: So untersuchte Patrick Castell, die Geschichte der Brennereien im Landkreis, Paul Pillau nahm eine davon, jene in Baldham, genauer unter die Lupe und Jaqueline Gatzemeier hat sich mit der Geschichte einer der an der Brennerei beteiligten Familien beschäftigt.

Wie die Wirtschaft im Landkreis nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf die Beine kam, hat Maximilian Janno Schuh anhand einiger Betriebsgründungen der 1950er Jahre untersucht, wie es seitdem weiterging ist das Thema von Christian Tobi, der sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Landkreises beschäftigt hat. Wirtschaft aber auch Politik bestimmen die Arbeit von Tatjana Huber über die mögliche Nutzung der Windkraft in Vaterstetten, Florian Frieß hat das Bauernsterben im Landkreis untersucht.

Auch der Zeit des Nationalsozialismus und ihre Folgen haben sich einige der Schüler gewidmet: So untersuchte Peter Kraus die Geschichte der Zwangsarbeiter im Landkreis, damit verbunden ist die Arbeit von Selina Scherrer, sie beschäftigt sich unter anderem mit der in den letzten Kriegsjahren von Zwangsarbeitern gebauten Bahnstrecke in Baldham, und stellt diese in Zusammenhang mit den gigantomanischen Umbauplänen der Nazis für München. Ein in der Gemeinde bis heute sichtbares Relikt dieser Gigantomanie ist Thema der Arbeit von Niklas Rasch: das Atelier des Nazi-Bildhauers Josef Thorak.

Wie die Olympischen Spiele von 1972 in München auch den Landkreis verändert haben, hat Leon Öttl in seiner Seminararbeit untersucht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein etwas weniger martialisches Großprojekt schließlich hat Leon Öttl zum Thema seiner Arbeit gemacht, er befasst sich mit den Olympischen Spielen 1972 und ihren Auswirkungen auf den Landkreis. Leonhard Kämpf hat sich der Geschichte der Sudetendeutschen angenommen, die sich nach 1945 im Landkreis Ebersberg niederließen.

Für Archivarin Flitner ist die Präsentation in doppelter Hinsicht ein Gewinn. Zum einen natürlich, weil man "eine fantastische Ausstellung" zeigen kann, zum anderen weil die Arbeiten der Schüler Teil des Gemeindearchivs werden. Und natürlich, davon ist Flitner überzeugt, gewinnen auch die Schüler durch so eine Aktion: "Ihrer akademischen Laufbahn steht nichts mehr im Weg."

Die Ausstellung ist bis zum 25. Februar im Lichthof des Rathauses Vaterstetten zu sehen. Geöffnet istvon montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr, donnerstags zusätzlich von 14 bis 18 Uhr.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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