Vaterstetten:Wasserschlacht geht weiter

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Das alte Hallenbad in Vaterstetten ist nach mehr als 40 Jahren schon etwas baufällig. Nun soll ein neues entstehen, nur die Größe ist umstritten. (Foto: Endt)

Vaterstettens Freie Wähler lehnen Einsparungen beim geplanten Schwimmbad ab. Stattdessen fordern sie ein neues Konzept für die Sportstätte

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Sommerpause ist vorbei. Pünktlich zum Ende der Freibadsaison haben die Freien Wähler die Debatte um das Schulschwimmbad wieder eröffnet. Die zweitgrößte Gemeinderatsfraktion übt heftige Kritik an der Idee, das zusammen mit der neuen Schule geplante Schwimmbad aus Kostengründen zu verkleinern. Ein Bad mit nur einem Becken sei nicht sinnvoll, so die FW-Fraktion in einer Pressemitteilung, und fordert ein neues Konzept für die Sportstätte.

Mit der Aufgabe, sich Einsparmöglichkeiten für das Schwimmbad und die darüber geplante Turnhalle zu überlegen, war der Gemeinderat im Juli in die Sommerferien gestartet. Ausdrücklich aufgefordert, sich an der Ideenfindung zu beteiligen wurden die beiden Hauptnutzer des Hallenbades, der TSV-Vaterstetten sowie der Verein "Schwimmen in Vaterstetten". Hintergrund für die Einsparungen sind die enormen Kostensteigerungen für die neue Grund- und Mittelschule. Diese soll vom Herbst 2019 an die Schule an der Gluckstraße und auch das Hallenbad, das derzeit noch im Keller der Grundschule untergebracht ist, ersetzen.

Geplant war ursprünglich, dass die Schule samt Hallenbad und Dreifachturnhalle, an deren Kosten sich der Landkreis beteiligen wird, für rund 34 Millionen Euro zu haben sein werde. Doch es stellte sich heraus, dass es etwa zehn Millionen Euro mehr sind. Dies liegt vor allem daran, dass die Kostenkalkulation für eine Schule mit drei Zügen galt, inzwischen aber umgeplant wurde, nun soll eine vierzügige Schule entstehen. Dennoch sah die Mehrheit im Gemeinderat im Juli die Notwendigkeit, einen Kostendeckel einzuziehen, maximal 39,2 Millionen Euro will man für Schule, Schwimmbad und Turnhalle ausgeben. Auch dass ein Großteil der Einsparungen wohl auf das Schwimmbad entfallen wird, wurde beschlossen. Denn zwar soll die offizielle Entscheidung über Einsparungen an den Sportstätten erst nach der Sommerpause fallen, letztlich ist dies aber nur noch eine Formalie. Denn bereits im Juli wurde beschlossen, dass die neue Schule maximal 24 Millionen Euro kosten soll, womit für Schwimmbad und Turnhalle nur noch 15,2 Millionen bleiben.

Viel zu wenig, wie nun die Freien Wähler befinden. "Die vorgeschlagenen Kürzungen stellen die Sinnhaftigkeit des ganzen Projekts infrage", schreiben Fraktionssprecher Wolfgang Schermann und sein Stellvertreter Herbert Uhl nun in einer Pressemitteilung und fordern ein Umdenken bei der Schwimmbadplanung: "Die Gemeinderatsmehrheit sollte endlich eingestehen, dass dieses Konzept im erforderlichen Umfang zu vertretbaren Kosten nicht realisierbar ist." Gemeint ist die Planung, das Schwimmbad im Keller der Turnhalle unterzubringen. Dies verursache "einen erheblichen Mehraufwand", so Schermann und Uhl und fordern, bevor der Gemeinderat eine Entscheidung treffe, "sollten die Gestaltungsmöglichkeiten bei einer getrennten Bauweise geprüft werden".

Auf keinen Fall solle man das neue Schwimmbad aus Kostengründen mit nur einem Becken erstellen, so die Freien Wähler. Denn dies wäre keine Verbesserung: "Die bereits bestehenden Belegungs-Engpässe würden nach Aussage des TSV bestehen bleiben." Und auch für die privaten Schwimmbadnutzer wäre ein zweites Becken nötig, fordern Schermann und Uhl, "die derzeit völlig unzureichenden Nutzungsmöglichkeiten für die Öffentlichkeit sprechen für eine deutliche und baldige Erweiterung". Nicht zuletzt wären den Freien Wählern für ein solches Bad mit nur einem Becken die Kosten viel zu hoch: "Es ist unverantwortlich, für nur eine Bahn mehr als acht Millionen Euro auszugeben."

Sehr interessant an der Pressemeldung der Freien Wähler ist, dass Schermann und Uhl noch gegen etwas anderes Stellung nehmen: "eine alleinige Finanzierung des Mehrbedarfs durch die Vereine (ist) nicht zumutbar und auch nicht realistisch." Damit sprechen sie sich gegen etwas aus, das bislang noch gar nicht offiziell gefordert wurde, eben eine nennenswerte finanzielle Beteiligung am Hallenbadbau durch TSV und Schwimmverein. Dass man eine solche grundsätzlich erwägen könne, war zwar bereits im Juli angesprochen, konkrete Pläne, wie dies aussehen könnte, gab es aber noch keine. Offenbar ist dies nun der Fall. Dafür spricht auch, dass die erste Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause mit einem nicht öffentlichen Teil beginnen soll. Was dort diskutiert werden soll, ist noch nicht bekannt, aber möglicherweise werden den beiden Vereinen im kleinen Kreis unter Ausschluss der Öffentlichkeit sensible Finanzdaten zum Schulneubau vorgelegt. Aufgrund dieser Daten könnte man dann den Vereinen die notwendigen Einsparungen darlegen und über das verhandeln, was die Freien Wähler bereits ausgeschlossen haben: ein größeres Bad gegen eine finanzielle Beteiligung.

Neben einer Überarbeitung des Konzeptes für das Schwimmbad fordern die Freien Wähler auch, die Planung für die Schule noch einmal zu überdenken. "Statt kleinlicher Einsparungen im Medienbereich oder gar bei der Lüftung, wäre ein seriöser Kostenvergleich mit den anderen Konzepten vonnöten." So könne man beispielsweise den von den Freien Wählern schon länger geforderten Veranstaltungsraum in der Schulaula umsetzen, so Schermann und Uhl, "wenn die Mehrkosten deutlich unter denen eines eigenständigen Bürgersaales blieben, der angesichts des betretenen Schweigens der anderen Fraktionen ebenso Illusion bleiben wird, wie das Lehrschwimmbecken".

© SZ vom 07.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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