Vaterstetten:Wachstumsschmerzen

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Vaterstetten muss massiv in den Ausbau der Kinderbetreuung investieren

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Attraktiv für junge Familien zu sein, darum bemühen sich viele Gemeinden, nicht immer mit Erfolg. Anders in Vaterstetten, hier gibt es offensichtlich mit der Attraktivität keine Probleme - und genau dies könnte in den kommenden Jahren zum Problem werden. Denn in der Großgemeinde erwartet man einen massiven Mangel an Betreuungsplätzen. Im Jahr 2019 könnten nach einer Schätzung der Verwaltung bis zu 33 Krippengruppen und bis zu 15 Kindergartengruppen mehr nötig sein, als es derzeit gibt.

Aktuell besuchen 299 Kinder eine Krippe in Vaterstetten, im Jahre 2019 könnten es bis zu 700 sein. Kindergartenkinder gibt es in der Gemeinde derzeit 858, in vier Jahren vielleicht schon mehr als 1220. Diese Zahlen stellte Sylvia Schuster von der Abteilung Familie und Bildung nun im Familien-, Kultur-, Schul- und Sportausschuss vor. Dabei handelt es sich um das Maximum, stellte Schuster klar, wie viele Kinder in vier Jahren tatsächlich einen Betreuungsplatz brauchen, sei nicht genau abzusehen. Als relativ sicher gilt allerdings, dass die Großgemeinde 2019 um einiges größer sein dürfte. Zum Ende des vergangenen Jahres verzeichnete das Einwohnermeldeamt noch genau 22 720 Vaterstettener, extrapoliert man das durchschnittliche Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre in die Zukunft, ergibt sich im Jahr 2019 eine Bevölkerungszahl von rund 25 000. Über die Altersstruktur kann man natürlich nur spekulieren. Als relativ sicher gilt allerdings, dass sich vor allem junge Familien oder Paare mit Familienwunsch ansiedeln dürften. Darum geht man in der Verwaltung selbst bei vorsichtiger Schätzung davon aus, dass man in vier Jahren mindestens elf zusätzliche Krippen und zwei weitere Kindergartengruppen benötigt. "Wir können uns auf dem jetzigen Stand nicht ausruhen", kommentierte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) die Zahlen. "Wir müssen dringend weitere Krippen und Kindergärten schaffen." Zwar sei die Prognose nie völlig zutreffend, ergänzte sein Büroleiter Georg Kast, aber eines sei sehr deutlich: "Wir steuern auf etwas zu."

Und das macht sich nicht erst im Jahr 2019 bemerkbar. Im neuen Betreuungsjahr, das im Herbst 2015 beginnt, konnten zwar zunächst noch alle Kinder untergebracht werden - allerdings dürften bereits im Laufe des Jahres erste Engpässe auftauchen. Schuster geht davon aus, dass Kinder, die erst im Verlauf des Jahres zuziehen oder alt genug für die Krippe werden, keinen Platz mehr bekommen. Auch im Hortbereich könnte es knapp werden, kurzfristige Anmeldungen oder Zuzügler würden leer ausgehen. Von Herbst 2016 an werden dann zwei zusätzliche Kindergarten- und mindestens drei Krippengruppen sowie eine Hortgruppe fehlen. Wenn von 2017 an dann die großen Baugebiete Nordwest, West und Gluckstraße entstehen, dürfte je mindestens eine weitere Kindergarten- und Krippengruppe nötig werden. Zumindest diese seien aber gesichert, erläuterte Kast, denn die Gemeinde habe mit dem Investor einen städtebaulichen Vertrag ausgehandelt, worin sich dieser zum Bau einer Kita verpflichtet.

Der Bau sei aber das kleinste Problem, merkte Wolfgang Will (FDP) an. "Die Unterhaltskosten werden uns umbringen." Tatsächlich könnten auf die Gemeinde im Extremfall in vier Jahren alleine im Kindergarten- und Krippenbereich rund 2,2 Millionen Euro mehr an Unterhalt zukommen. Dies sei zwar richtig, so Kast, "aber neue Bürger bringen auch neue Steuereinnahmen", die man dann eben in die Betreuung investieren müsse. Nicht alle sahen die Entwicklung so problematisch. "Es freut mich, dass so viele Familien zu uns ziehen wollen", meinte Edith Fuchs (CSU). Schließlich sei Vaterstetten derzeit die Gemeinde mit dem höchsten Seniorenanteil im Landkreis.

Ein Beschluss stand nicht auf der Tagesordnung, die Debatte, wie man dem Mangel an Betreuungsplätzen begegnen will, soll nach der Sommerpause im Gemeinderat geführt werden.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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