Wer das druckfrische Programmheft der Vaterstettener Rathauskonzerte durchblättert, wird feststellen, dass die Ensembles und Interpreten der Reihe immer jünger und internationaler werden, die Repertoires immer unkonventioneller und frischer. Kurt Schneeweis, seit 37 Jahren künstlerischer Leiter der Konzertreihe, hat da seine Prinzipien. "Ich bekomme oft Bewerbungen von namhaften Leuten, die bei uns spielen wollen", sagt er, "aber mir kommt es vor allem darauf an, dass da jemand auf der Bühne steht, der nicht nur Routine abliefert."
Um diesen hohen Anspruch an Qualität und Originalität zu halten, reist Schneeweis viel in der Weltgeschichte herum. Um etwa das Ensemble Amarcord für einen Auftritt (26. Juni) zu gewinnen, ist er eigens nach Wien gefahren. "Im Laufe der Jahre habe ich viele Verbindungen aufgebaut, zu Musikern und Künstleragenturen", sagt er. Allerdings ärgert ihn auch das Gebaren mancher Agentur. "München Musik verbietet seinen Künstlern, im Umkreis von 30 Kilometern aufzutreten, andernfalls bekommen die kein Engagement mehr", berichtet Schneeweis. Dabei sei genug Publikum da. "Man nimmt sich hier nicht gegenseitig die Leute weg." Das Programm ist jedenfalls so attraktiv, dass auch im neuen Jahr mit vollen Sälen im Seniorenwohnpark, der Kirche Maria Königin oder im Bürgerhaus Neukeferloh zu rechnen ist. Einer der Höhepunkte ist das Gastspiel des Pasadena Roof Orchestras aus London, das am 8. Mai ("Muttertag") das exakt 400. Konzert seit Gründung der Rathauskonzerte Vaterstetten im Jahr 1978 spielen wird.
Das Programm hat zwei Schwerpunkte: Akkordeon und Musik aus Russland. Das Akkordeon steht am 5. Juni im Mittelpunkt beim Konzert des Trios Avi Avital, Mandoline, Ksenja Sidorova, Akkordeon, und Itamar Doari, Percussion. "Between Worlds" lautet der Titel des Programms mit Musik aus Rumänien, Türkei, Israel, Bulgarien, Georgien, Spanien, Brasilien. Avi Vital aus Israel wurde als erster Mandolinenspieler 2010 für einen Grammy nominiert. Auch im Programm des Ensembles Amarcord am 26. Juni - Thema: "Erik Satie kauft sich ein Taschentuch und geht in eine Ausstellung" - sowie beim Konzert des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau mit Solist Denis Patkovic am 25. September spielt das Akkordeon eine Hauptrolle. Patkovich musiziert mit einer "Gola", einem kostbaren handgefertigten Instrument, wie Schneeweis sagt.
Auftakt ist das Neujahrskonzert am 10. Januar mit der Formation Elbtonal Percussion, vier Schlagwerkern aus Hamburg, die auf Trommeln, Becken und Gongs, Marimba und Vibrafon Klangspiele aus Klassik, Jazz, Weltmusik, Rock und Drum' n' Bass fabrizieren. Der klassische Kontext werde teilweise aus den Angeln gehoben, heißt es über die kessen Nordlichter.
Die Russland-Fraktion mit bekannten Kompositionen, aber auch zeitgenössischer Musik ist vertreten am 6. März durch das Ensemble Zeitsprung, das Borodin-Quartett am 17. April, das geniale junge Duo Maximilian Hornung, Cello, und Benjamin Moser, Klavier, am 16. Oktober sowie die Harfenistin Silke Aichhorn, die am 20. November russischen Harfenzauber entfalten wird, vom Blumenwalzer aus der Nussknacker-Suite von Tschaikowsky bis zu einer Fantasie von Ekaterina A. Walter-Küne über ein Thema aus der Tschaikowsky-Oper "Eugen Onegin". Für jeden Geschmack und jedes Alter ist etwas geboten: Das Kinderkonzert der Münchner Philharmoniker widmet sich am 29. Januar den "Jahreszeiten" von Vivaldi und das Quartett des Bayerischen Staatsorchesters mit Pianist Pierpaulo Maurizzi glänzt am 4. Dezember mit Werken von Webern, Schubert und Brahms.
Auskünfte zum Abo der Rathauskonzerte gibt es bei Sabine Zacher, Telefon (08106) 383-118, Einzelkarten gibt es 14 Tage vor dem Konzert beim Buchladen Vaterstetten sowie der Papeterie Löntz und an der Abendkasse 45 Minuten vor Beginn.