Vaterstetten:Von Klassik bis Sprechgesang

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Die Pfarrei Vaterstetten ist dank Spenden der vergangenen Chornacht barrierefrei, sodass nun alle Jugendlichen im Jugendchor mitmachen können. (Foto: Hinz-Rosin)

Bei der Chornacht in Vaterstetten ziehen bekannte Chöre und Neulinge die Zuhörer in den Bann

Von Mariel Müller, Vaterstetten

Später, aber dafür wohl glücklicher sind einige Vaterstettener am Sonntag wohl aufgestanden. Und mit Ohrwürmern der vorigen Sommernacht im Kopf - denn es war wieder Chornacht in Vaterstetten. Von klassischen Klavierstücken bis zu unkonventionellen Einlagen aus Sprechtext und instrumenteller Musik, von Percussion-Rhythmen aus Westafrika bis zum bayerischen Jodelgesang - die Veranstaltungsleitung um Ursula Halbritter und Christian Peter hat es wieder einmal geschafft, eine bunte Mischung aus abwechslungsreichen musikalischen Darbietungen zusammenzustellen. Das Publikum: begeistert.

"Gib den falschen Ton an und verzieh dich auf's Klo direkt vor'm Konzert!" Ironische Ratschläge und witzige Schauspieleinlagen begleiteten den Don Camillo Chor. Mit "50 Ways to leave your choir" und weiteren Stücken bildet er einen besonderen Höhepunkt des Abends. Ein ansteckendes Glücksgefühl versprühten die Sänger, als wäre es ein Leichtes, vor einem Publikum zu singen, das die katholischen Pfarrkirche bis zur letzten Bank füllt. Vermutlich ist es das für den Sieger des Bayerischen Chorwettbewerbs auch.

Als Zuschauer geliebt fühlte man sich, als die Sänger des Chors "Rondo Vocale" mit "Ich liebe Dich" ihren Auftritt begannen. Sie brachten das Publikum dazu, in Liebeserinnerungen zu schwelgen, und lösten mit "Rama Lama Ding Dong" einen unkontrollierbaren Wippreflex aus.

Neben den bekannten Chören gab es auch neue Perlen zu entdecken. Unter ihnen Oliver Klenk an der Bassklarinette, der mit einem unkonventionellen Erzähl- und Spielstück das Publikum zu fortgeschrittener Stunde wieder aufweckte. Er erzählte die Geschichte "Es war einmal ein Löwe" zuerst sprachlich, melodisch variierend. Dann folgte eine Version durch das Mundstück der Bassklarinette, die wenig verständlich, dafür aber umso unterhaltsamer daher kam. Und schließlich folgte eine rein instrumentelle Darbietung. Damit erntete Klenk viel Applaus und Lacher.

"Eberhard Adamzig and Friends" überzeugte mit einer Instrumentalzusammenstellung aus Akkordeon, Klavier und Percussion. Ein Hauch Westafrika wehte dabei durch die Vaterstettener Pfarrkirche. Exotisch, geheimnisvoll und rhythmisch. Auch hier zeigte sich das Publikum begeistert. "Genial, da hat man richtig Spaß dabei", lautete das Fazit einer Zuhörerin.

Eine Besonderheit bot auch der Auftritt des Jugendchors, der - unkonventionellerweise - von Publikumsseite her einlief. Christian Peter, Pfarrgemeinderatsvorsitzender und Mitorganisator der Chornacht, erklärte dies mit den neuen barrierefreien Zugängen der Pfarrkirche. Dank der Chornachtspenden könne nun jeder beim Jugendchor mitmachen. Geleitet von Beatrice Menz begeisterten die Jugendlichen im Alter von elf bis 22 Jahren die Zuschauer mit Stücken wie "Vois sur ton chemin" aus dem bekannten französischen Film "Die Kinder Monsieur Mathieu" oder Sister Act.

Zur späteren Stunde trat Menz noch einmal mit dem traditionellen Kirchenchor auf: "Es war nicht einfach, zu so einer Zeit noch zu singen. Die Leute haben es wirklich toll gemacht!", sagte sie zufrieden. Mit 55 Sängern und vielen Männerstimmen brachte der Chor vier- bis achtstimmige Stücke von Mendelssohn, Rutter und Rheinberger auf die Bühne. Das Publikum dankte mit Standing Ovations und "Bravo"-Rufen.

Die Spenden der Chornacht gehen an den Verein "Orienthelfer", den Christian Springer, bekannt als Kabarettist "Fonsi", gegründet hat. Der Verein hilft in Syrien und den Nachbarländern, die Flüchtlinge aufnehmen. Kleidung, Hilfsgüter, Geld für dringende Operationen: Springer reist selbst dort hin und übergibt die Spenden persönlich. Damit die Spenden auch eins zu eins bei den Hilfsbedürftigen ankommen, hat neben der Gemeinde auch der Landkreis finanziell unter die Arme gegriffen: Leihgebühr für Flügel und Zelt konnten so teilweise gedeckt werden. Außerdem wünschte sich Landrat Robert Niedergesäß als Schirmherr der Chornacht, dass die Lebensfreude des Abends zu den Zuschauern überschwappt, "und auch zu ihren Geldbeuteln".

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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