Vaterstetten:Viele Projekte, wenig Geld

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Vaterstettener äußern bei Bürgerversammlung ihre Wünsche

Von Christina Seipel, Vaterstetten

"Hat es überhaupt einen Sinn, das Neubaugebiet in Vaterstetten zu errichten?" Als Roderich von Rhein sich auf der Vaterstettener Bürgerversammlung mit dieser Frage an die Gemeindevertreter richtete, ging ein leises Raunen durch die kaum gefüllten Reihen der Turnhalle in der Baldhamer Grundschule an der Brunnenstraße. Den Neubau der Grund- und Mittelschule, der die Gemeinde alleine in diesem Jahr 3,4 Millionen kosten wird, stellte der Vaterstettener Rechtsanwalt ebenfalls in Zweifel: "Wir haben bis jetzt auch so gut gelebt". Die bestehenden Schulen könnten saniert werden, wie er findet.

Seit langem schon macht sich von Rhein für den Bau eines Bürgerhauses stark. Eine Finanzierung für das Projekt, das auch dem Wunsch vieler Bürger entspreche, erhoffte er sich durch den Verkauf von Baugrund im geplanten Neubaugebiet Vaterstetten Nord und Nordwest. Doch sein Antrag fand nur wenig Zustimmung. Enttäuscht über die schwache Beteiligung der Vaterstettener an der Bürgerversammlung mit nur etwa 60 Besuchern und über das geringe Interesse an dem Projekt Bürgersaal wolle er keinen Antrag mehr stellen, den Erlös für die Grundstücksverkäufe anderweitig auszugeben.

Ein Bürgersaal gehört jedoch nicht zu den dringlichsten Aufgaben, die die Gemeinde zu stemmen hat. "Es gibt viele Projekte, aber wenig Geld", sagte Bürgermeister Georg Reitsberger (Freie Wähler) und fügte hinzu: "Wir brauchen Zeit". Für die großen Bauvorhaben "gebe es nun kein Zurück mehr, erklärte Wirtschaftsförderer Georg Kast. Die Beschlüsse für das Millionenprojekt im Vaterstettener Norden seien bereits gefasst. Nach mehrjähriger Planungsphase sollen auf einer Fläche von 15,3 Hektar sechs Doppelhaushälften, 31 Reihenhäuser und acht Eigentumswohnungen entstehen, auch als Einheimischenbauland. Ebenso soll eine Pflegeeinrichtung mit zirka 100 Betreuungsplätzen und eine Kindertagesstätte für fünf Gruppen errichtet werden.

"Das neue Wohngebiet ist deshalb so wichtig, weil die Grundstücke, die auf dem freien Markt verkauft werden, unglaublich teuer sind", rechtfertigte auch Bauamtsleiterin Brigitte Littke das Vorhaben und erntete Beifall aus dem Publikum. Bereits 500 Bürger hätten sich mittlerweile für eine der günstigen Wohnungen im Neubaugebiet vormerken lassen, die Vergabe soll voraussichtlich im November dieses Jahres erfolgen. Die Landschaftsarchitektin, die das Projekt an diesem Abend den Bürgern vorstellte, versprach "ein sehr grünes Quartier" mit drei Parkanlagen sowie Streuobstwiesen und Spielplätzen für Kinder.

Viel Beifall erntete aber auch ein anderes Thema, das Anliegen eines Bürgers, die Senioren aus dem Altersheim St. Korbinian mit einem Fahrdienst zu unterstützen. Denn mit Einführung der neuen Streckenführungen für die Buslinien 451 und 452 im Dezember 2015 war die Haltestelle Allauchplatz vor dem Altenheim weggefallen. Der Vaterstettener hatte deshalb ein großzügiges Angebot gemacht. Zwei seiner Fahrzeuge wollte er zur Verfügung stellen und einen kostenlosen Fahrdienst anbieten. Man könne die alten Leute doch nicht im Stich lassen, wie er findet.

Der Fahrdienst sollte über die Nachbarschaftshilfe organisiert werden, wie er sagte. Seit einem halben Jahr sei jedoch nichts passiert. "So einfach, wie er sich das vorstelle, sei das nicht", gab Georg Kast zu bedenken. Ein Fahrer brauche in diesem Fall einen Personenbeförderungsschein. Rathauschef Georg Reitsberger lobte jedoch das Engagement: "Sie haben sehr viel in Bewegung gebracht." Noch in diesem Jahr wolle man zu einer guten Lösung für die Strecke kommen.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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