Vaterstetten:Unter Strom

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Realschule Vaterstetten bekommt ein Solarkraftwerk, dieses soll in Eigenregie betrieben werden - alles andere wäre zu teuer oder zu kompliziert

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Selbstgemachtes steht ja gerade in der Advents- und Weihnachtszeit hoch im Kurs, und auch bei der Vaterstettener Realschule macht man künftig viel selbst. Allerdings geht es nicht um Adventskränze, Plätzchen oder Scherenschnitt, sondern um Elektrizität. Die soll bald auf dem Schuldach gewonnen und darunter gleich verbraucht werden. Dies beschloss nun die Verbandsversammlung des Zweckverbandes. Die Möglichkeit, das Dach an einen anderen Photovoltaik-Betreiber, etwa die lokale Genossenschaft 3E zu vergeben, fand dagegen keine Mehrheit.

Bereits mehrmals hatte sich das Gremium mit dem Thema Sonnenenergie auf dem Schuldach befasst. Noch vor dem Beginn der jüngsten Erweiterungen und Sanierungen im Sommer vergangenen Jahres, sprach sich die Versammlung grundsätzlich für ein Solarkraftwerk auf dem Dach der neuen Turnhalle aus. Geplant ist eine Anlage mit 26 Kilowatt Leistung, dies würde in etwa die Grundlast der Schule decken. Dadurch könne man sowohl die Stromkosten senken, vor allem aber sei es ein Vorbild für die Energiewende, so die einhellige Meinung der Verbandsräte.

Weniger einig war sich die Versammlung bis zuletzt über die Frage, wer die neue Anlage bauen und betreiben soll. Die Landräte von Ebersberg und München, Robert Niedergesäß und Christoph Göbel, (beide CSU) sprachen sich bereits auf der Sitzung vor den Sommerferien dafür aus, dass der Zweckverband als Träger der Schule und Eigentümer des Daches diese Aufgabe erledigen sollte. Auf Wunsch aus dem Gremium wurde aber auch bei der 3E-Energie-Genossenschaft, die in Vaterstetten und Zorneding aktiv ist, angefragt, ob diese Interesse an einem Solarkraftwerk auf der Realschule habe.

Was durchaus der Fall ist, wie Beate Müller-Meisinger vom Ebersberger Landratsamt nun auf der Verbandsversammlung erklärte. Allerdings nur, wenn der Zweckverband das Dach kostenlos oder zu einem symbolischen Pachtzins zur Verfügung stellt. Als dritte Möglichkeit neben Eigenbetrieb und Vergabe an die 3E könnte man das Dach auch zu marktüblichen Preisen an einen Investor verpachten. Weder die Vergabe zu symbolischer noch zu marktüblicher Pacht fand eine Mehrheit im Gremium. Grund ist, dass bei einem anderen Betreiber als der Schule selbst, diese den Strom wohl nicht nutzen könnte. Es sei denn, man kauft ihn zum regulären Ökostrompreis zurück - was nicht unbedingt der Idee entspricht, durch die Solaranlage Kosten zu sparen.

Unter diesen Umständen "halte ich den Eigenbetrieb für sinnvoller", so Niedergesäß, sein Münchner Amtskollege stimmte zu und äußerte Zweifel, dass das Pachtmodell überhaupt umsetzbar wäre. Denn durch die niedrige Einspeisevergütung für Ökostrom werde es nicht einfach sein, einen Investor zu finden, der eine anständige Pacht zahle, so Göbel. Dies zeige sich ja schon daran, dass die Genossenschaft nur dann Interesse habe, wenn es das Dach pachtfrei gebe. Was im Übrigen kaum möglich sei, aus juristischen Gründen: "Wir können es nicht einfach ohne Ausschreibung vergeben", so Göbel. Ohnehin sei die Anlage zu klein für das Investorenmodell, wandte Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel (CSU) ein. Eine Anlage, wie sie auf dem Hallendach geplant ist, gebe es in seiner Gemeinde am Bauhof, hier habe sich der Eigenbetrieb bewährt.

Gegenrede kam aus Zorneding, Bürgermeister Piet Mayr (CSU) und seine Stellvertreterin Bianka Poschenrieder (SPD) warben eindringlich für die Genossenschaft. Wenn man so etwas schon vor Ort habe, solle man es auch fördern, so Poschenrieder. Zudem habe die räumliche Nähe noch den Vorteil, dass die "engagierten Mitglieder" auch am Wochenende oder spätabends erreichbar seien, falls es irgendein Problem gebe. Mayr wies darauf hin, dass, selbst wenn die Schule so keinen Strom spare, die Öffentlichkeit trotzdem profitiere: "Die Mitglieder sind die Bürger und die Gemeinden." Mayr und Poschenrieder verhehlten aber auch nicht eine gewisse Voreingenommenheit als Mitglieder und im Falle Mayrs sogar Aufsichtsrat der 3E: "Ich bin da vorbelastet."

Die übrigen Verbandsräte offenbar weniger, gegen die Stimmen von Poschenrieder und Mayr wurde der Eigenbetrieb der Solaranlage beschlossen. Installiert werden soll diese im kommenden Jahr, laut Berechnungen der Planer könnten sich die Investitionskosten von rund 60 000 Euro bereits in 15 Jahren amortisiert haben. Die Anlage selbst könnte danach voraussichtlich noch mindestens fünf weitere Jahre betreiben werden.

© SZ vom 05.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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