Vaterstetten:Undichtes Dach, zugige Fenster

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Vom Frühjahr 2017 an wird das Gemeindehaus der evangelischen Petrikirche in Vaterstetten renoviert

Von Johanna Feckl, Vaterstetten

"Hier zieht es durch wie Harry!" Klare Worte, die Pfarrer Stephan Opitz für den Zustand des evangelisch-lutherischen Gemeindehauses in Vaterstetten findet. Nach langwierigen Verhandlungen kam im Februar nun grünes Licht vom Dekanat München für ein Renovierungsvorhaben. Die geplanten Kosten liegen bei 300 000 Euro.

Dass Baumaßnahmen und Erneuerungen im Gemeindehaus dringend notwendig sind, ist kaum zu übersehen - und auch merklich spürbar. Durch die mehr als 40 Jahren alten Fenster zieht die kalte Winterluft in den großen Raum. Die Heizkosten steigen dadurch in Höhen, die nicht mehr tragbar sind. Und auch die Fensterrahmen haben schon bessere Zeiten erlebt. Immer mal wieder sind einzelne Teile des Holzrahmens ausgetauscht worden. Und trotzdem fiel im vergangenen Herbst ein Stück heraus. Die Mängelliste geht aber noch weiter: Auch das komplette Dach und der Trägerbalken sind undicht und müssen erneuert werden. "Wenn es regnet, bin ich derjenige, der mit Eimern unterwegs ist", sagt Opitz. Dadurch verhindert er größere Wasserschäden im Fußboden.

Durch das Dach dringt Regen ein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Wir haben Glück gehabt und sind eine der letzten Kirchengemeinden, bei denen sich das Dekanat mit einem Drittel an den Kosten beteiligt", sagt Opitz und zeigt sich erleichtert dabei. Für die anderen zwei Drittel kommen die Landeskirche und die Pfarrgemeinde auf. Zukünftig müssen Renovierungskosten ohne Unterstützung des Dekanats getragen werden. Das hat die Dekanatssynode München als oberstes Gremium des Dekanats beschlossen. "Wo kein Geld mehr ist, da ist auch keine finanzielle Beteiligung mehr möglich", vermutet Opitz als Gründe.

Wenn es regnet, muss Pfarrer Stephan Opitz schnell Eimer anschleppen, so undicht ist das Dach. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Gemeindemitglieder müssen mit Einschränkungen rechnen. "Das Renovierungsvorhaben ist mit einem großen logistischen Aufwand verbunden. Wir werden für ein knappes dreiviertel Jahr kein Gemeindeleben mehr haben." Normalerweise kommen neben dem Kirchenchor auch die Senioren des Petrikreises jeden Dienstag im Gemeindehaus zusammen. Das wird dann nicht mehr möglich sein. "Ich freue mich sehr, dass sich die Kollegen der katholischen Kirche dazu bereit erklärt haben, unseren Chor und den Petrikreis zu beherbergen, während bei uns gebaut wird", sagt Opitz. Die Konfirmandentreffen möchte der Pfarrer aber weiterhin in seinem Gemeindehaus stattfinden lassen - das ist ihm wichtig. "Wir wollen den jungen Leuten die Kirche als Gemeinde nahe bringen und ihnen ein Stück Heimatgefühl vermitteln. Wenn wir den Unterricht woanders machen, würde da viel verloren gehen", ist sich Opitz sicher.

Durch die jahrelangen Hitzeschwankungen hat die Orgel gelitten, auch sie soll ersetzt werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Deshalb sollen die Sanierungsmaßnahmen auch erst nach der Konfirmation starten, genauer: nach den Osterfeierlichkeiten 2017. Und im Oktober, wenn der Unterricht für die neuen Konfirmanden beginnt, "da können wir dann hoffentlich wieder eröffnen". Und Opitz verrät noch mehr: "Es ist angedacht, das wir zusammen mit der katholischen Gemeinde zum großen Luther-Jubiläum Festwochen veranstalten. Dort würden wir dann auch unser neues Gemeindehaus einweihen." Am 31. Oktober 2017 ist es genau 500 Jahre her, dass der Begründer der Reformation in Deutschland Martin Luther die 95 Thesen in Wittenberg angeschlagen hat. Opitz betont aber, dass die Jubiläums-Wochen bislang nur in Planung sind. Versprechen kann er im Moment noch nichts.

Wenn alles so abläuft, wie es sich Opitz erhofft, wird es im Herbst kommenden Jahres noch einen dritten Grund zum Feiern geben. Dann hat die Petrigemeinde hoffentlich genügend Spenden gesammelt, um eine neue Orgel zu finanzieren. Solange wird die aktuelle Orgel zwar noch in Betrieb sein, aber Opitz stellt das Problem folgendermaßen dar: "Das ist, als hätte man ein Auto mit sechs Gängen. Wir können nur noch maximal drei benutzen."

Schuld daran sind die beschädigten Holzvorrichtungen, in denen die Orgelpfeifen eingebettet sind. Früher hielt man die Kirche mit Heizstrahlern unter den Sitzbänken warm. Jeden Sonntagmorgen wurde der Raum in schnellem Tempo gut aufgeheizt, um ihn nach der Messe wieder mindestens um 15 Grad abzukühlen. "Das hält auf Dauer kein Instrument aus. Das Holz dehnt sich durch die Wärme und zieht sich danach gleich wieder zusammen. Dadurch hat es an einigen Stellen Risse bekommen", erklärt Opitz.

Die Kosten für eine neue Orgel muss die Pfarrgemeinde alleine tragen und ist damit auf Spenden angewiesen. Mehr als die Hälfte ist schon beisammen. Das zeigt das Spendenbarometer, das am Kircheneingang aufgebaut ist. Der Sand in der Röhre steht im Moment bei 110 000 Euro; es fehlen noch 80 000 Euro. Neben dem Spendenaufruf hat Opitz noch eine weitere Aktion ins Leben gerufen: Jeder kann die Patenschaft für eine der Orgelpfeifen im Wert von 25 bis 250 Euro übernehmen, je nach Größe der Pfeife.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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