Vaterstetten und Trogir:Wunderbar, Herr Kommissar

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Mit vollem Körpereinsatz begeistert Schauspieler Miroslav Nemec das Publikum im Vaterstettener Pfarrsaal. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Miroslav Nemec sorgt für launiges Jubiläum der Städtepartnerschaft

Von Isabel Steuer, Vaterstetten

"Wir sind mehr als nur Partner, mehr als Freunde: wir sind Familie" - so lautete das Motto anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft zwischen Vaterstetten und dem kroatischen Trogir. Michael Baier, Vereinsvorstand der Partnerschaft, hatte dazu am Samstagabend in den Pfarrsaal Vaterstetten eingeladen. Mit seinem kroatischen Kollegen Slavica Tavra stellte er einen Abend voller Witz und Gesang zusammen. Mit von der Partie waren auch Schauspieler Miroslav Nemec - bekannt als Tatort-Kommissar Ivo Batić - und Pianist Christoph Weber.

Bei einem Jubiläum zwischen einer bayrischen und einer kroatischen Stadt durfte Nemec kroatischer Bayer natürlich nicht fehlen. Er besuchte Vaterstetten bereits zum fünften Jubiläum der Städtepartnerschaft. Bevor die Vorstellung begann, konnten die Besucher sich an einem kroatischen Buffet und Getränken erfreuen. Da ließen sich die Gäste, darunter Zweiter Bürgermeister Martin Wagner und Dritter Bürgermeister Günter Lenz, nicht lange bitten.

Unter dem Titel "Freundschaft, Liebe und andere Gebrechen" konnten die Gäste nur erahnen, was sie an diesem Abend erwarten würde. Die erste Hälfte der Show wurde von Nemec im Alleingang gestaltet. Mit reichlich Anekdoten, Witzen und Geschichten unterhielt er den vollen Pfarrsaal und erzählte, wie es zu dem Titel seiner Show "Nemec! Platz bitte!" kam: Als er in Traunstein noch zur Schule ging, hatte er eine Chemie-Lehrerin mit einer sehr schroffen Ausdrucksweise. Zu Beginn jeder Stunde betrat sie das Klassenzimmer mit den Worten: "Nehmt Platz bitte und Hefte auf!" Doch durch ihre harte Aussprache klang es wie "Nemec, Platz bitte und Hefte auf!" Das versetze den jungen Miro jede Stunde in Panik, dass er nun ausgefragt wird. Eine so prägende Zeit für ihn, dass der Spruch hängen geblieben ist - wenn auch sonst nichts von dem Chemieunterricht.

Als Einleitung zu seinen Geschichten über die Kindheit, das Schauspielern und das Leben sang Nemec seine eigene Vertonung des Liedes "Unten am Ufer" von Rio Reiser. Danach ging es nahtlos über in die Erzählung, wie es zu seiner Biografie gekommen ist. Obwohl er sich zunächst gesträubt hatte, konnte ihn sein Verleger doch überzeugen mit den Worten: "Ein Schauspieler macht es oder er macht es doch." Und er machte es doch. Diese Biografie konnte man vor Ort erwerben und von Nemec nach der Show signieren lassen. Wie selbst angegeben, ist ein Großteil seines Lebens von kurzen Sprüchen, Witzen und Lebensweisheiten geprägt, was auch während der Veranstaltung und in seinem Buch stark zum Vorschein kommt. "Viele der alten Witze sind heute nicht mehr politisch korrekt", sagte Nemec, doch an einem Abend, an dem die alten Zeiten und die Kindheit wieder aufgelebt werden, störte das keinen.

Neben den Witzen und Sprüchen erzählte der Tatort-Kommissar Geschichten über das Schauspielern. Da kam eine kurze Erzählung über eine Begegnung mit einer älteren Dame im Supermarkt auf: Sie musterte sein Gesicht, er wurde erkannt. Schließlich sprach sie ihn an: "Sind Sie's oder sind Sie's nicht?" Nemec, erfreut über seinen Wiedererkennungswert, erwiderte "Ich bin's". Darauf die Dame: "Ach schön, Sie sind der Bergdoktor!" Der Saal brach in Gelächter aus. Man hat es schon nicht leicht als Schauspieler.

In eine vertraute und persönliche Atmosphäre wurden die Gäste getaucht mit Geschichten aus seinem Leben. Er erzählte von seiner Kindheit, wie seine Mutter jeden Morgen Kaffeebohnen röstete, um einen türkischen Kaffee zu kochen, und eine Zigarette dazu rauchte. Nachdem sie am Markt eingekauft hatten, kamen Freundinnen der Mutter hinzu und es wurde der zweite Kaffee getrunken. Als nur der Kaffeesatz übrig blieb, las seine Mutter die Zukunft heraus und im Anschluss durfte sich jede Freundin etwas wünschen. Ob der Wunsch in Erfüllung ging, überprüfte die Mutter am Daumen, mit dem jede Freundin etwas von dem Kaffeesatz herausstrich und ableckte. Noch heute versetze ihn der Geruch selbstgerösteter Bohnen und Tabak zurück in diese Küche und lasse ihn an seine Kindheit mit den eigentümlichen Bräuchen zurückdenken, so der Schauspieler.

Miroslav Nemec erzählte wie er aufgewachsen ist und über seine Anfangszeit als Schauspieler. Er lieferte vollen Körpereinsatz, tanzte und sprang über die Bühne. In der zweiten Hälfte der Vorstellung kam Pianist Christoph Weber hinzu und die beiden spielten und sangen gemeinsam Lieder über "Liebe und andere Gebrechen", mal fröhlich, mal romantisch, mal scherzend, mal sich sehnend.

Der ganze Abend war durchzogen von Humor und Witz, mit Liebe zu Freunden und Familie. Dass es den Gästen gefallen hat, wurde durch anhaltendem Applaus und zwei Zugaben deutlich. An diesem gelungenen Abend wurden viele Lebensweisheiten mitgegeben, unter anderem auch, dass man sich selbst nicht allzu ernst nehmen sollte.

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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