Vaterstetten:Tausche Grünland gegen neue Schule

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Vaterstettener Gemeinderat genehmigt Bebauung zwischen Dorfstraße und Birkenweg

Von Max Nahrhaft, Vaterstetten

"Wir können froh sein, dass wir noch so ein wertvolles Tafelsilber gehabt haben." Mit diesen Worten versuchte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) die Debatte um den Flächennutzungsplan im Vaterstettener Gemeinderat zu beenden. Als Tafelsilber dienten in seinem Sinne die landwirtschaftlichen Flächen im Westen und Nordwesten des Ortes, die mit dem neuen Beschluss nun bebaut werden dürfen.

Die einzige große Veränderung im Flächennutzungsplans im Vergleich zur Vorgängerversion ist nämlich die Nutzbarmachung des Gebiets westlich der Dorfstraße und südlich und nördlich des Birkenwegs. Auf diesem Planungsgebiet war der Bau von Wohnhäusern, eines Gewerbegebiets und einer Pflegeeinrichtung für betreutes Wohnen vorgesehen - dies ist nun genehmigt und somit möglich.

Trotz vielschichtiger Diskussionen hat eine Mehrheit im Gemeinderat den Beschluss für einen neuen Flächennutzungsplan gebilligt. Dagegen stimmten lediglich drei Mitglieder der Grünen-Fraktion sowie Herbert Uhl (FW) und Manfred Schmidt (FBU/AfD). Einerseits äußerten die Kritiker damit ihren Widerstand gegen den Beschluss als solches, andererseits wurden vor allem die Motive für die Änderung des Flächennutzungsplans harsch kritisiert. Denn der eigentliche Grund dafür, dass dieses Neubaugebiet errichtet werden soll, seien die daraus resultierenden Einnahmen für die Gemeinde Vaterstetten. Diese braucht das Geld dringend, um wiederum den Neubau der Grund- und Mittelschule im Ort finanzieren zu können.

"Es kann nicht sein, dass wir die Schule nur dadurch bezahlen können, indem landwirtschaftliche Flächen bebaut werden", erklärte FBU/AfD-Gemeinderat Manfred Schmidt, einer der schärfsten Kritiker dieses Vorgehens. Die Freien Wähler und die CSU hielten allerdings dagegen, dass die Investitionen in solch grundlegende Infrastrukturprojekte jetzt notwendig seien und anders nicht gestemmt werden könnten. Michael Niebler (CSU) versicherte: "Die gewonnenen Mittel werden sinnvoll verwendet. Wir bauen ja nicht bloß eine Schule, sondern auch eine Dreifachturnhalle und ein Schwimmbad." Das seien Ausgaben für Einrichtungen, die schließlich allen Bürgern in Vaterstetten zugute kämen.

Die Gemeinderatsmitglieder der Grünen sahen damit allerdings weitere Probleme auf die Gemeinde zukommen, wenn die Vorabplanung so umgesetzt werden soll, wie sie im Beschluss festgelegt wurde. "Mit dem Neubaugebiet wird das Verkehrsaufkommen an den Kreuzungen der B 304 noch mehr zunehmen. Die Verkehrsproblematik wird somit nicht gelöst", ärgerte sich Axel Weingärtner. Die Verkehrssituation werde sich eher noch verschlechtern, wenn das Planungsgebiet "auf einen Schlag" und nicht etappenweise bebaut wird, pflichtete Stefan Ruoff seinem Parteifreund bei. Die CSU und die Freien Wähler entgegneten, dass sozialer Wohnungsbau, wie er auf dem Areal vorgesehen ist, nicht möglich sei, ohne dass Grünflächen bebaut würden.

Der Flächennutzungsplan sei in konstruktiver Arbeitsatmosphäre im zuständigen Bauausschuss über sehr lange Zeit erarbeitet worden, sagte Zweiger Bürgermeister Martin Wagner (CSU) . Gerade deswegen könne er die Kritik in der entscheidenden Sitzung nicht verstehen: "Das war eine große Leistung aller Beteiligten, die wir jetzt nicht schlecht reden sollten", sagte Wagner.

© SZ vom 14.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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