Bauamt Vaterstetten:Bis zu fünf Jahre Wartezeit

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Viele Großprojekte, wie etwa das Parsdorfer Gewerbegebiet, wurden und werden in Vaterstetten umgesetzt. Im Bauamt kommt man kaum hinterher. (Foto: Christian Endt)

Im Vaterstettener Rathaus stapeln sich die unbearbeiteten Bebauungspläne. Derzeit sind etwa 40 Stück in der Warteschleife, die Dauer beträgt bis zu fünf Jahre.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Mit dem Slogan "Wenn's mal wieder länger dauert" warb einst ein Schokoriegelfabrikant für seine Produkte. Mit sehr viel Süßkram müsste sich demnach eindecken, wer derzeit in der Großgemeinde einen Bebauungsplan beantragt: Die Wartezeit beträgt aktuell vier bis fünf Jahre, etwa 40 Pläne sind im Bauamt derzeit anhängig.

Dies war nun im Bauausschuss des Gemeinderates zu erfahren, Hintergrund war ein Bauantrag für ein bislang unbebautes Grundstück in der Gluckstraße. Dort sollte nach dem Willen der Eigentümer entweder ein Mehrfamilien- oder ein Doppelhaus entstehen. Beides, so die Meinung der Bauverwaltung wie auch der Mehrheit im Ausschuss, sei aber nicht möglich, da die Vorhaben dem geltenden Bebauungsplan widersprächen.

Die Mitarbeiter arbeiten am Anschlag

Stefan Huber (CSU) verwies auf das Nachbargebäude, das ebenfalls nicht dem Bebauungsplan entspreche, und regte für die beiden Grundstücke eine Planänderung an, damit wäre das Vorhaben der Antragsteller möglich. Aber erst in einigen Jahren, entgegnete Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU), "im Bauamt stapeln sich die Bebauungspläne, da geht für die nächsten fünf Jahre nichts". Auch Bauamtsleiterin Brigitte Littke verwies auf die derzeit hohe Belastung ihrer Behörde und empfahl dem Bauwerber, sein Vorhaben dem geltenden Vorgaben entsprechend umzuplanen.

"Die Bauverwaltung arbeitet am Anschlag", erklärt Wagner auf Nachfrage die Verzögerung bei den Bebauungsplänen. Dass es bei deren Bearbeitung teilweise zu jahrelangen Verzögerungen komme, liege schlicht und einfach daran, "dass wir keine Zeit dafür haben" - und nicht genügend Personal. "Eigentlich müssten wir vorübergehend zwei oder drei Leute mehr im Bauamt einstellen", was aber aus mehreren Gründen nicht möglich sei.

Kein Budget für zusätzliches Personal

So gebe es ohnehin derzeit auf dem Arbeitsmarkt zu wenige geeignete Kandidaten, und diese würden sich sicher nicht für einen befristeten Vertrag in Vaterstetten entscheiden, wenn sie die freie Auswahl an Jobs hätten, so Wagner. Außerdem "ist das auch ein Frage des Haushalts", sagt der Zweite Bürgermeister, es gebe derzeit einfach kein Budget für zusätzliches Personal. Zwar sind die Stellen im Bauamt erst im vergangenen Jahr aufgestockt worden, "aber die neuen Leute müssen sich erst einarbeiten", so Wagner, was auch ein generelles Problem sei. Denn im Bauamt herrsche eine hohe Fluktuation, "es verlassen uns immer wieder Leute, weil die Arbeitsbelastung hier einfach zu hoch ist".

Die Gründe dafür sieht Wagner in den zahlreichen Großprojekten, welche in der Gemeinde in den vergangenen Jahren begonnen wurden oder auf ihre Umsetzung warten. Etwa das im vergangenen Jahr eröffnete Parsdorfer Gewerbegebiet, das Wohngebiet Vaterstetten West und Nordwest, dessen Bebauung bereits in diesem Herbst beginnen soll, sowie der Bau der neuen Grund- und Mittelschule und der Ortsumfahrung Parsdorf. "Das kriegt die Öffentlichkeit und auch der Gemeinderat nicht so mit, aber wir sind gerade dabei, die in den vergangenen Wahlperioden angestoßenen Projekte abzuarbeiten." Und in diesem Jahrzehnt sei hier auch sicher keine Entlastung zu erwarten - mindestens. Denn wenn Ende 2019 die neue Schule fertig sein soll, steht mit der Überplanung des derzeitigen Schulgrundstückes schon das nächste große Vorhaben an.

Vor allem kleine Projekte müssen warten

Das Nachsehen haben dabei vor allem kleine Projekte, also Bebauungspläne wie jener, der nun im Ausschuss angeregt wurde. "Alleine in den Ortschaften gibt es etwa 15 Stück, die seit Jahren auf Eis liegen, weil wir einfach nicht dazu kommen", sagt Wagner. Manchmal liegt es aber auch nicht nur an der Verwaltung.

So gibt es seit 20 Jahren Überlegungen, die Bahnhofstraße in Vaterstetten per Bebauungsplan umzugestalten. Doch der konnte bislang nicht in Kraft treten, weil ein Gebäude dort den neuen Vorgaben so weit zuwiderlaufen würde, dass der Plan gleich wieder obsolet wäre. Was bei anderen Bebauungsplänen bereits geschehen ist - das Verwaltungsgericht hat bereits einige davon als ungültig kassiert. Um dem zuvorzukommen, ist man in Vaterstetten derzeit dabei, mehrere alte Bebauungspläne aufzuheben - auch dies ein Verfahren, das ein bisschen länger dauert.

© SZ vom 14.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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