Vaterstetten:Stabiler Trend nach oben

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In der Gemeinde leben immer mehr Grundschüler, bereits in zwei Jahren könnten es mehr als 1000 sein. Doch bereits heute wird der Platz in den Klassenzimmern und bei der Nachmittagsbetreuung knapp

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

An den Schulen der Großgemeinde wird es immer voller. Derzeit werden an den vier Vaterstettener Grundschulen 855 Mädchen und Buben unterrichtet, im kommenden Schuljahr könnten es bis zu 100 mehr sein, voraussichtlich im September 2018 wird wohl die Marke von 1000 Grundschülern überschritten. Diese Zahlen wurden nun im Schulausschuss des Gemeinderates präsentiert, genau wie die sich daraus ergebenden Herausforderungen. Diese betreffen besonders die Nachmittagsbetreuung, hier werden bereits im kommenden Schuljahr an allen Grundschulen Räume fehlen. Mit einem Sofortprogramm versucht die Gemeinde, zumindest kurzfristig Abhilfe zu schaffen (siehe unten).

Dass die Schülerzahlen steigen, und zwar schnell, ist ein Trend, der sich bereits seit einigen Jahren beobachten lässt. Aufgrund dieser Entwicklungen hatte der Gemeinderat vor einem Jahr bereits beschlossen, die geplante Grund- und Mittelschule größer bauen zu lassen, statt drei sollen nun vier Züge Platz finden. Dass dort in den nächsten Jahren Klassenzimmer leer stehen, ist nicht zu befürchten. Denn wie Sylvia Schuster von der Abteilung Familie und Bildung im Ausschuss erklärte, gehen alle Prognosen davon aus, dass die Schülerzahlen hoch bleiben. Die weitreichendste - aber auch spekulativste - Vorhersage aus dem Landratsamt erwartet in 20 Jahren noch 980 Grundschüler, also 125 mehr als im laufenden Schuljahr.

Einigermaßen genau vorhersagen lässt sich die Entwicklung der kommenden Jahre bis 2021, da die dann schulpflichtigen Kinder bereits in der Gemeinde leben, es also belastbare Daten gibt. Demnach ist besonders im Sprengel der Wendelsteinschule ein großer Anstieg zu erwarten. Für das im Herbst beginnenden Schuljahr rechnet man mit 332 Kindern, ein Jahr darauf könnten es bereits 367 und 2019 sogar 380 Schüler sein. Relativ gleichmäßig aber auf hohem Niveau bleiben die Zahlen für die Grundschulen an der Gluckstraße mit etwa 250 Schülern, an der Brunnenstraße wo man mit rund 230 Schülern rechnet und in Parsdorf, die wohl auch weiterhin von 130 Mädchen und Buben besucht wird.

Trotz dieser präziser Zahlen gibt es noch drei Faktoren, die sich nicht vorhersehen lassen. Zum einen den allgemeinen Zuzug nach Vaterstetten, hier muss man sich auf Schätzungen verlassen. Demnach werden in den Sprengel der Wendelsteinschule pro Schuljahr bis zu acht Zweit- bis Viertklässler zuziehen, in der Gluck- und Brunnenstraße jeweils bis zu vier. Die zweite Unsicherheit betrifft das neue Wohngebiet Vaterstetten Nord und Nordwest. Insgesamt sollen dort einmal bis zu 1500 Neubürger einziehen, wie viele davon aber im Grundschulalter sind oder bis wann sie in dieses Alter kommen, ist unklar. Unbeantwortet ist auch, wie viele Kinder von Asylbewerbern schulpflichtig werden und wann.

Eine weitere Unsicherheit gibt es bei der Nachmittags- und Ganztagesbetreuung, also bei der Frage, wie viele Schüler diese in Anspruch nehmen. Der Trend weise eindeutig nach oben, erklärte Hauptamtsleiterin Linda Wagner, 2011 waren es 71 Prozent der Schüler, aktuell sind es 76,5 Prozent und laut einer Einschätzung des Schulamtes Ebersberg ist in den kommenden Jahren mit einem Wert um 90 Prozent zu rechnen. Bereits für das im Herbst beginnende Schuljahr brauche man an jeder der vier Grundschulen mindestens eine zusätzliche Nachmittagsgruppe, an der Wendelsteinstraße wahrscheinlich sogar zwei.

Auch bei den Unterrichtsräumen könnte es eng werden. Selbst wenn die eher vorsichtigen Prognosen eintreffen, bräuchten im Herbst alle vier Grundschulen sowie die Mittelschule je ein zusätzliches Klassenzimmer. Dies sei in den meisten Schulen auch irgendwo aufzutreiben, meinte Georg Kast, Büroleiter des Bürgermeisters, man habe bereits wo immer möglich "schulfremde Nutzungen abgestellt." Langfristig werde man aber um Ausbaumaßnahmen nicht herumkommen, sagte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW): "Wir müssen unsere Schulen auf Vordermann bringen, dass wir die Schüler unterbringen." Und vielleicht müsse man auch die Sprengel anpassen, so Kast, um etwa die Wendelsteinschule etwas zu entlasten. Eine Aussicht die Kast sichtlich missfiel, "diese Diskussion wird einen Sturm auslösen."

Wenig Diskussion gab es anschließend im Gremium, auch die Sofortmaßnahmen wurden einstimmig beschlossen. Edith Fuchs (CSU) und Sepp Mittermeier (SPD) gaben noch zu bedenken, dass man, trotz aller Probleme, die aktuelle Entwicklung nicht zu negativ sehen solle. Schließlich habe man vor einem Jahrzehnt noch das Gegenteil beklagt und befürchtet, dass bald Kitas und Schulen leer stehen würden.

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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