Vaterstetten:Schwarzfischen mit 103

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Der Jubilar Hermann Lederer und seine Frau Lotte sind seit mehr als 60 Jahren ein gutes Team. (Foto: Christian Endt)

Hermann Lederer feiert in Vaterstetten seinen Geburtstag

Von Franca Wittenbrink, Vaterstetten

Über das Geheimrezept für ein langes Leben scheiden sich die Geister. Für Hermann Lederer hingegen ist die Sache klar: "Mein Geheimnis ist sie!", sagt er lächelnd und zeigt auf seine Frau. "Sie und ihre gute Pflege." 103 Jahre alt ist Lederer gerade geworden, zur Gratulation sind Günter Lenz, Dritter Vaterstettener Bürgermeister, und Martin Esterl, Stellvertreter des Landrats zu Besuch. Lotte Lederer setzt sich für die Fotografen - gleich drei sind gekommen - zu ihrem Mann auf den Sessel und tätschelt ihm liebevoll den Arm: "Bist halt bekannt wie's falsche Geld!"

1914 wurde Hermann Lederer bei Würzburg geboren, später besuchte er die Landwirtschaftsschule in Pfarrkirchen und diente elf Jahre lang beim Militär. Nach dem Krieg arbeitete er für den Zoll - zunächst im Bereich der Schnapsbrennerei, danach am Flughafen. Bei der Hochzeit eines Cousins lernte Lederer seine spätere Frau, eine gebürtige Salzburgerin, kennen. "Wir haben sofort übers Skifahren geredet", erzählt sie. "Das war lange Zeit eine große Leidenschaft von uns beiden, Hermann ist gefahren, bis er 80 war." Bei diesem Stichwort blickt ihr Mann, der mittlerweile ein ganzes Stück tiefer in seinem Sessel versunken ist, auf und hebt energisch die Hand: "Ein guter Sportler war ich", sagt er freudig, "ein ganz ein guter!"

Die Worte kommen ihm etwas holprig über die Lippen. Seit einigen Jahren hat Lederer eine Sprachstörung, das Erzählen übernimmt deshalb in der Regel seine Frau. "Aber wenn's so spontan aus ihm rauskommt, dann klappt's manchmal doch noch ganz gut", erklärt sie. Dann dreht sie sich zu ihrem Mann: "Und wir beide verstehen uns ja sowieso."

Seit mehr als 60 Jahren ist das Paar nun verheiratet, 1959 kam der gemeinsame Sohn zur Welt, im Jahr 1963 folgte der Umzug nach Vaterstetten. "Wir haben hier schöne Zeiten gehabt", sagt Lotte Lederer und lehnt sich zurück, "vor allem im Garten." Verschmitzt blickt ihr Mann nach draußen auf den kleinen Teich vorm Fenster: "Schwarzfischen!", meldet er sich nun noch einmal zu Wort, und beide beginnen zu lachen. Dann übernimmt seine Frau. Sie erzählt von 20 Jahren Volkstanz, Stammtischrunden und Schafkopfen mit Freunden. "Wir haben viel gefeiert. Von diesen Zeiten können wir jetzt zehren."

Also Schluss mit den Festen? Keineswegs. Zum diesjährigen Geburtstagswochenende sei die Familie aus Österreich angereist, samt 97-jähriger Cousine. "Die standen ziemlich im Stau", erzählt Lotte Lederer, und dann, ganz selbstverständlich: "Aber zum Glück haben wir ja alle Handys."

© SZ vom 07.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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