Vaterstetten:Schritt für Schritt in die Legalität

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Familienfeiern, Kindergeburtstage, Mitteltalterfeste oder Schafmarkt - der Reitsberger Hof hat sich zu einem Zentrum für Veranstaltungen entwickelt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf dem Reitsberger Hof ist in den vergangenen Jahrzehnten einiges entstanden, ohne dass es Genehmigungen dafür gab. Diese werden jetzt nach und nach beantragt und erteilt

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Sie waren ein kleiner Aufreger im Sommerloch des vergangenen Jahres, die angeblichen Schwarzbauten des Bürgermeisters. Und als das Bauamt den Gerüchten nachging, wurden tatsächlich auf dem ehemaligen Hof des Gemeindechefs einige Unregelmäßigkeiten gefunden. Die werden nun nach und nach legalisiert, kürzlich genehmigte der Bauausschuss, dass die Halle nun auch offiziell als Veranstaltungsort genutzt werden darf.

Wenn es in der Großgemeinde etwas gibt, das wohl jeder Einwohner und auch der eine oder andere Auswärtige kennt, dann ist das der Reitsberger Hof. Das hat weniger damit zu tun, dass der aktuelle Rathauschef Georg Reitsberger heißt, sondern damit, was er vor seiner Amtszeit auf und aus dem Hof alles gemacht hat. Einer von Reitsbergers Vorgängern - im Rathaus, nicht auf dem Hof - hat diesen einmal als das eigentliche Zentrum der Gemeinde bezeichnet. Nicht zu Unrecht, schließlich findet dort von Kindergeburtstagen und Familienfeiern über Märkte und Ausstellungen bis zu Konzerten so gut wie jede Veranstaltung statt, die man sich vorstellen kann. Auch zahlreiche Vereine haben sich auf dem Reitsberger Hof angesiedelt und natürlich gibt es die Reiter und ihre Pferde, die in großer Zahl das Anwesen bevölkern.

Doch um so vielseitigen Ansprüchen gerecht zu werden, wurde auf dem Hof in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer wieder umgebaut - aber nicht immer gab es dazu auch eine Baugenehmigung, weshalb es regelmäßig zu kleineren Unstimmigkeiten kam. So musste vor einigen Jahren die Montessori-Lernwerkstatt wegen eines ungenehmigten Wintergartens in einen anderen Teil des Hofes umziehen, den zuvor die Reihe "Kleinkunst in der Landlust" nutzte, die darum inzwischen ganz vom Hof ausgezogen ist.

Doch vor etwa einem Jahr kam es richtig dick, im Ort wurden Gerüchte gestreut über massive Schwarzbauaktivitäten auf dem Hof des Bürgermeisters - der das Anwesen da aber bereits längst seinem Sohn übergeben hatte. Wer die Gerüchte lancierte, blieb genauso unbekannt wie das Warum, über einen politischen Hintergrund wurde zwar spekuliert. Dagegen spricht allerdings, dass die Kommunalwahlen da gerade vorbei waren, ein Tippgeber also keinen politischen Profit hätte schlagen können. Auf jeden Fall sah sich das Bauamt genötigt, den Gerüchten nachzugehen und fand, wenig überraschend, tatsächlich einige nicht genehmigten Bauten und Nutzungen. Etwa dass die Tiefgarage als Übungsraum für Musiker, Lager und Werkstatt diente, dass weitere Werkstätten in der Bergehalle und eine Tribüne in der Reithalle sowie ein Vordach entstanden waren. Ebenfalls ungenehmigt waren die Hütte des Burschenvereins, das Maibaumstüberl, die Hundetagesstätte sowie einige der Pferdeställe. Nicht zuletzt gab es auch keine Erlaubnis, die Bergehalle - wo unter anderem seit Jahren der Wollmarkt und die Meerschweinchenschau stattfinden - als Veranstaltungssaal zu nutzen.

All dies wurde nun aber genehmigt, und teilweise auch bereits bewilligt. So darf die Tiefgarage inzwischen so genutzt werden, wie es ohnehin geschieht und auch die Halle kann weiterhin als Veranstaltungsort dienen, sofern einige Nachrüstungen beim Brandschutz erfolgen. Dies beschloss nun der Bauausschuss ohne Gegenstimme. Sehr viel Ermessensspielraum hatte das Gremium ohnehin nicht. Wie Bauamtsleiterin Brigitte Littke in der Sitzung erklärte, sind die bisher ungenehmigten Nutzungen grundsätzlich erlaubt, wenn sie denn beantragt werden. Denn das Gebiet rund um den Reitsberger Hof gilt, wegen der sehr heterogenen Nachbarschaft, nach dem Baugesetz als sogenannte "Gemengelage", in der so gut wie alles möglich ist. So gibt es dort neben Landwirtschaft etwa eine Turnhalle, den Sportpark, Bürogebäude und zwei Discount-Supermärkte. Auch eine Belästigung der Nachbarn sei ausgeschlossen, da die nächsten Wohnhäuser etwa 300 Meter entfernt liegen.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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