Vaterstetten:Renovieren statt abreißen

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Bei den Freien Wählern gibt es die Idee, auch die Schule an der Gluckstraße zu erhalten. Bürgermeister Georg Reitsberger und die übrigen Gemeinderatsfraktionen sind dagegen.

Von Wieland Bögel

In der Großgemeinde gibt es eine neue Debatte um die Schulen. Nachdem sich der Vaterstettener Gemeinderat bereits dafür ausgesprochen hat, die Wendelsteinschule zu erhalten, soll nach dem Willen einiger aus den Reihen der Freien Wähler nun auch die Schule an der Gluckstraße saniert werden.

Bis vor gut einem Jahr sah es so aus, als wären die Tage der beiden alten Grundschulen in der Wendelstein- und der Gluckstraße gezählt. Sie sollten abgerissen und in einem neuen Gebäude zusammengelegt werden. Dieses hätte auf einem gemeindeeigenen Grundstück am Sportplatz entstehen und aus dem Verkauf der Schulgrundstücke finanziert werden sollen. Doch nachdem sich eine Bürgerinitiative für den Erhalt der Wendelsteinschule stark machte und das Thema auch im Bürgermeisterwahlkampf eine wesentliche Rolle spielte, war die Schulfusion vom Tisch. Grüne, Freie Wähler und inzwischen auch die CSU wollen die Wendelsteinschule erhalten und sanieren, auch wenn dies mit erheblichen Mehrkosten verbunden ist.

Laut Berechnungen der Verwaltung würde Vaterstetten bei einer Zusammenlegung der Schulen und dem dadurch möglichen Verkauf beider Grundstücke rund 2,3 Millionen Euro Gewinn erwirtschaften. Das nun favorisierte Szenario würde dagegen ein Minus von 3,4 Millionen Euro bedeuten. Noch nicht einberechnet sind hierbei die Kosten für einen Ersatz der zusammen mit der Schule abzureißenden Gebäude für Schwimmbad und Bücherei. Ersteres wird je nach Ausführung zwischen 7,4 und11,5 Millionen Euro kosten. Für den Büchereineubau gibt es zwar noch keine konkrete Zahlen, nach ersten Schätzungen ist hier aber mit Baukosten von etwa 1,5 Millionen Euro zu rechnen.

Mit diesen Mehrkosten argumentiert nun auch Udo Ricke, der Pressesprecher der Freien Wähler, wenn er fordert, die Schule in der Gluckstraße auf ihre Sanierungsfähigkeit zu überprüfen. Dies könne unter Umständen günstiger sein als ein Neubau, denn derzeit seien die finanziellen Auswirkungen der "augenblicklich diskutierten Neubauvorschläge" nicht überschaubar, so Ricke. Er spricht in diesem Zusammenhang von einem "Blindflug" und warnt vor "finanziell kaum schulterbaren Belastungen" für die Gemeinde. Immerhin seien "47 Millionen Euro in der Diskussion", sollten alle Vorschläge, etwa ein neues Schwimmbad, ein Ersatz für die Bücherei und neue pädagogische Konzepte umgesetzt werden. "Es sei denn, es wird ein Sparmodell gebaut und das wollen die FW zukünftigen Schulkindern nicht zumuten."

Doch ganz offenbar trifft Ricke damit nicht die Meinung aller Freien Wähler, besonders nicht die von Bürgermeister Georg Reitsberger. "Ich stehe zu den Beschlüssen, die gefasst worden sind", macht Reitsberger klar. "Die Gluckstraße scheidet als Schulstandort aus." Er verweist darauf, dass es mit einer Sanierung der Schule nicht getan wäre, schließlich soll dort ein Ganztagesangebot umgesetzt werden. Dies wäre auch in einer sanierten Schule kaum möglich, nötig wären deshalb zusätzliche Erweiterungen. "Der Aufwand dafür wäre riesig."

Bei den übrigen Fraktionen stößt die Idee ebenfalls auf Unverständnis. Grünen-Fraktionssprecher Axel Weingärtner verweist auf den Gemeinderatsbeschluss, die Schule neu zu bauen. Eine Sanierung sei bereits diskutiert und verworfen worden. "Wenn wir immer wieder von vorne anfangen, kommt die neue Schule nie", sagt er.

Angesichts des schlechten Zustandes der Schule solle man Schüler, Lehrer und Eltern nicht noch länger warten lassen. Auch bei der CSU lehnt man eine Sanierung der Schule ab. "Die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen", meint Fraktionssprecher Michael Niebler. "Das ist mit Sicherheit nicht zu Ende gedacht".

Ähnlich äußert sich SPD-Ortsvorsitzender Sepp Mittermeier. Er spricht von einer "schlechten Idee", die "nicht weit genug gedacht" sei. Denn "auch eine Sanierung gibt es nicht zum Nulltarif". Ohne den Verkauf des Schulgrundstückes seien die Kosten nur durch einen "massiven Ausverkauf gemeindlicher Grundstücke" gegenzufinanzieren. Etwas, das die Freien Wähler eigentlich stets abgelehnt hätten. Es sei bedauerlich, dass die Schulen nicht zusammengelegt würden, der Erhalt der Schule an der Gluckstraße würde "einen weiteren Schritt rückwärts" bedeuten. Konzepte wie das der Lernlandschaft oder eine echte Ganztagesbetreuung seien in dem alten Gebäude nicht möglich.

Noch deutlicher wird der Dritte Bürgermeister Wolfgang Will (FDP): "Ich halte das für völligen Unsinn." Auch er verweist auf die hohen Kosten für eine Sanierung von Schule und Schwimmbad. Diese entsprächen mit rund 15 Millionen Euro in etwa der Deckungslücke beim Bau einer neuen Schule. Das Ergebnis einer Sanierung wäre außerdem ein Schulhaus "auf dem Stand von vor 30 Jahren".

© SZ vom 08.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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