Vaterstetten:Platz da

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Das alte Hotel an der Feldkirchener Straße in Parsdorf soll abgerissen und durch ein Boardinghaus mit 104 Betten ersetzt werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Parsdorf soll ein neues Boardinghaus für 104 Bewohner entstehen. Wo diese allerdings einmal ihre Autos abstellen werden, ist unklar

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Parkplatzsuche in der Großgemeinde ist ein stetiges Ärgernis. Das gilt nicht nur für Baldham und Vaterstetten, auch in den Ortschaften wird es immer schwieriger, sein Auto auf legale Art und Weise abzustellen. In Parsdorf könnte dies in Zukunft sogar noch problematischer werden. Grund ist ein Projekt, das voraussichtlich im kommenden Jahr an der Feldkirchener Straße entstehen wird.

An der Stelle zwischen altem Brennereigebäude und dem derzeit leerstehenden Gasthof Zur Post steht noch ein Hotelgebäude. Dieses, so war nun im Bauausschuss zu erfahren, soll abgerissen und durch ein sogenanntes "Boardinghaus" für 104 Bewohner ersetzt werden. Wie das gemeindliche Bauamt unter Berufung auf den Hotel- und Gaststättenverband erläuterte, handelt es sich dabei um "einen Beherbergungsbetrieb, der sich meist an Langzeitnutzer wendet". Die Zimmer seien ähnlich ausgestatten wie Privatwohnungen, der angebotene Service könne von sehr gering bis zu einem hotelartigem Angebot reichen. Die Nutzer werden wohl vor allem Mitarbeiter von Firmen sein, so die Einschätzung des Bauamtes. Wenn diese längere Zeit auswärts zu tun haben, kommt ein Zimmer im Boardinghaus günstiger als in einem Hotel.

Geplant ist, statt des alten Hotels zwei miteinander verbundene Gebäude mit einer Grundfläche von 330 und 150 Quadratmeter zu errichten. Nach Einschätzung des Bauamtes stehe den Plänen nichts entgegen, auch wenn die beiden Baukörper etwas enger zusammenstehen würden als eigentlich zulässig. Dies könne man genehmigen, so das Bauamt, da der laut Brandschutzvorgaben nötige Mindestabstand nicht unterschritten werde. Ebenfalls geplant ist eine Tiefgarage mit 20 Parkplätzen sowie sieben weitere Stellplätze an der Oberfläche. Rein rechtlich sind dies sogar zehn mehr als vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Wie Bauamtsleiterin Brigitte Littke erklärte, verlangt die Bayerische Garagen- und Stellplatzverordnung bei Hotelbetrieben, zu denen auch Boardinghäuser zählen, einen Stellplatz für sechs Betten.

Viel zu wenig, befand Herbert Uhl (FW), er erwartet "ein enormes Verkehrschaos" durch die Fahrzeuge der Boardinghaus-Bewohner. Ähnlich sah das auch Albert Wirth (CSU), "die Parksituation wird chaotisch werden". Vor allem, weil die Hotelgäste ja nicht die einzigen sein werden, die an der Ecke künftig nach Parkplätzen suchen. Er gab zu bedenken, dass gerade 37 neue Wohnungen auf dem Brennereigelände entstehen, was ebenfalls zu mehr Verkehr führen dürfte. Außerdem soll ja auch irgendwann die Alte Post wieder eröffnet werden, "wenn im Sommer dann Biergartenbetrieb ist, kann da keiner mehr irgendwo ein Auto abstellen."

Leider gebe es keine rechtliche Handhabe, mehr Stellplätze zu verlangen, sagte Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU). Schließlich halte sich der Hotelier an die Vorgaben und könnte eine Genehmigung notfalls einklagen. Man könne doch als Bedingung für die Genehmigung für die kleineren Abstandsflächen mehr Parkplätze verlangen, schlug Manfred Schmidt (FBU/AfD) vor. Was nach Auffassung Wagners nicht viel bringen dürfte: "Dann baut er ein paar Zimmer weniger und weist dafür auch noch weniger Parkplätze aus."

Dritter Bürgermeister Günter Lenz (SPD) bezweifelte, dass das Chaos so groß wird. Viele Bewohner des Hauses dürften Lehrlinge sein, sagte Lenz, die seien sicher nicht alle mit eigenem Auto unterwegs. Aber vielleicht könne sich die Gemeinde mit dem Hotelier ja auf ein gemeinsames Projekt einigen, schlug Lenz vor. Etwa indem man zusammen eine Tiefgarage baut, die auch Besucher der Post nutzen können. Dies sei schon alleine wegen der Kosten schwierig, so Littke, außerdem müsse man dafür wohl zunächst Teile des Gasthauses abreißen, was die Gemeinde, die sich um einen Kauf des Gebäudes bemüht, ja ausdrücklich vermeiden will.

Dass man ein Boardinghaus an der Stelle aber grundsätzlich befürwortet, darin waren sich mit Ausnahme Schmidts alle Ausschussmitglieder einig. Die Gewerbetreibenden in Parsdorf hätten sich ebenfalls für ein solches Angebot stark gemacht, sagte Lenz, man könne froh sein, dass es so etwas künftig in Parsdorf gebe, ergänzte Wagner. Darum beschloss der Ausschuss bei einer Gegenstimme den Bau des Boardinghauses zu erlauben. Allerdings soll die Verwaltung mit dem Bauwerber darüber verhandeln, ob und wie weitere Parkplätze möglich sein könnten.

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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