Vaterstetten:"Mein Kampf" im Fokus

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Podiumsdiskussion zur neuen Ausgabe von Hitlers Hetzschrift

Jahrzehntelang war es in Deutschland verboten, Hitlers "Mein Kampf" neu aufzulegen. Anfang diesen Jahres, 70 Jahre nach dem Tod des Verfassers, erlosch das Urheberrecht, so dass es jetzt keine Handhabe mehr gibt, den Nachdruck zu untersagen. Viele haben die Sorge, dass nun auch in Deutschland mit Hitlers Hetzschrift Geschäfte gemacht werden könnten. Zugänglich ist das Buch, dessen Besitz legal ist, indes schon lange. Über das Internet, in den USA und in Großbritannien wird es bereits seit Jahren verkauft.

"Jetzt ist es ein guter Zeitpunkt für eine wissenschaftliche Erschließung von 'Mein Kampf'", sagte Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, bei der Vorstellung der kritischen Edition in München. Ein wahrhaft wuchtiges Werk: Zwei Bände mit insgesamt 1948 Seiten, in denen Hitlers Hasstiraden nüchterne Fakten gegenübergestellt werden. "Mein Kampf" enthalte viele Lügen, aber vor allem strotze es vor Halbwahrheiten, so der Institutsleiter weiter. "Halbwahrheiten sind häufig gefährlicher als Lügen, weil sie schwieriger zu enttarnen sind." Daher wolle sein Institut mit der Neuauflage nun eine Art "Gegendarstellung" liefern. Viele Experten halten das für sinnvoll, doch der Freistaat widerrief nach anfänglicher Unterstützung die finanzielle Förderung.

Nach der wissenschaftlichen Diskussion beginnt nun die gesellschaftliche Debatte - auch im Landkreis. Am Freitag, 18. März, soll im Rahmen einer Podiumsdiskussion in der Aula des Vaterstettener Gymnasiums zum einen darüber nachgedacht werden, ob es richtig war, das Werk neu zu editieren, und zum anderen, ob die kritische Bearbeitung aus wissenschaftlicher, aber auch aus gesellschaftlicher Sicht gelungen ist. Veranstalter sind die Gemeindebücherei und das Kreisbildungswerk, eingeladen haben sie die Historikerin und Politologin Simone Paulmichl als Vertreterin des Instituts für Zeitgeschichte, den Historiker, Philosophen und Theologen Norbert Göttler, den Sprecher der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Aaron Buck sowie Monika Franz von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr.

© SZ vom 14.03.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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