Vaterstetten:Mehr Schein als Stein

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Die Erweiterung der Vaterstettener Realschule bringt Baumängel der Vergangenheit ans Licht. So sollen in der alten Turnhalle Ziegel falsch gemauert und Leitungsschächte schlampig eingebaut worden sein

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Eine gute und zwei nicht so gute Nachricht gab es für die Mitglieder des Zweckverbandes Realschule. Die gute: Der Erweiterungsbau wird wohl pünktlich fertig. Die nicht so guten: Es wird teurer als geplant und auch nach der Inbetriebnahme der neuen Räume wird das Bauen an der Schule weitergehen.

Neue Klassenzimmer, eine Mensa mit 80 Plätzen, Fachräume für Musik und Naturwissenschaften sowie eine neue Turnhalle - das ist nur der erste Bauabschnitt des derzeit laufenden Erweiterungsprogramms an der Realschule Vaterstetten. Laut Planer Erwin Kuhn vom Büro KMP, das für den Zweckverband die Erweiterungsarbeiten betreut, macht der Bau gute Fortschritte. Ende April konnte Richtfest gefeiert werden, seitdem laufen die Arbeiten zum Innenausbau. Von kleineren Schwierigkeiten abgesehen - so gab es ein paar Probleme mit den Fliesenlegern - lägen die Arbeiten voll im Plan, so Kuhn. Derzeit seien 98 Prozent der ausgeschriebenen Leistungen bereits vergeben. Kuhn rechnet damit, dass der Erweiterungsbau bis zum Beginn des neuen Schuljahres Mitte September fertig sein wird.

Allerdings wird der Ausbau der Realschule um rund 150 000 Euro teurer, als geplant. Ursprünglich war ein Budget von 12,2 Millionen Euro vorgesehen, nun rechnen die Planer mit Kosten von etwa 12,35 Millionen Euro. Die Gründe dafür liegen im zweiten Bauabschnitt, der Sanierung der alten Zweifachturnhalle. Dabei sind einige Baumängel im Untergeschoss des Gebäudes festgestellt worden, besonders die Mauern im Umkleidebereich weisen teilweise erhebliche Mängel auf.

Wie Kuhn weiter ausführte, wurde zum einen der Verputz im Altbau mangelhaft aufgetragen. Der dabei verwendete Kalkzementputz haftet daher nicht richtig auf dem Untergrund und müsste nach Meinung der Experten auf jeden Fall komplett entfernt werden. Dabei sei es "sehr fraglich" ob das darunterliegende Mauerwerk erhalten werden kann. Das liegt aber auch am Mauerwerk selbst, denn hier gibt es ebenfalls einige Mängel. So wurden etwa die damals verbauten Lochziegel falsch herum eingesetzt, so dass die Löcher waagerecht durch die Wände verlaufen. Auch gibt es vielfach Löcher und Lücken zwischen den Ziegeln, zudem ist "an vielen Stellen kein Mauerwerksverbund vorhanden", so die Experten. Ebenfalls wenig fachkundig wurden die in der Mauer vorhandenen Leitungsschächte und Verteilerkästen angelegt. Diese "verlaufen stellenweise in der Gesamtbreite des Mauerwerks", eine Entfernung würde daher "die Stabilität gefährden", so dass in jedem Fall ein Teilabbruch nötig werde.

Die Planer empfahlen, gleich das gesamte betroffene Mauerwerk abzutragen und neu zu erstellen. Probleme mit der Statik des Gebäudes insgesamt seien nicht zu befürchten, da die betroffenen Mauern nichttragende Elemente seien. Auch auf den Zeitplan erwarten die Planer keine Auswirkungen. Die komplett sanierte Halle soll bis nach den nächsten Faschingsferien im Februar kommenden Jahres fertig und benutzbar sein.

Gebaut wird an der Realschule aber auch danach noch, in den kommenden Jahren wird man verstärkt in den Unterhalt investieren müssen. Darauf wies Beate Müller-Meisinger vom Ebersberger Landratsamt bei der Präsentation des Haushaltes für 2017 hin. Dessen Volumen wird im Vergleich zum laufenden Jahr zwar deutlich geringer ausfallen - von 8,4 auf dann vier Millionen Euro. Dies liegt daran, dass heuer sieben, 2017 nur noch 2,16 Millionen Euro für die Erweiterung eingestellt werden. Deutlich steigen dagegen die Kosten für den Erhalt des Gebäudes: Betragen diese heuer noch 524 000 Euro, sind es 2017 bereits 920 000 Euro, und sie könnten 2018 noch einmal kräftig steigen. Grund dafür ist laut Müller-Meisinger, dass "die Dachprobleme noch nicht ganz gelöst" wurden. So ist das Flachdach im Altbau nach mehr als 30 Jahren marode, auch die Glasdächer müssten dringend saniert werden. Länger als bis übernächstes Jahr dürfe man damit nicht warten, die Kosten werden auf etwa 600 000 Euro geschätzt.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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