Vaterstetten:Leidige Verspätungen

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Vaterstettens Gemeinderäte beschließen Verbesserungen beim Nahverkehr - und kritisieren den Bürgermeister

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

In der Großgemeinde soll es bald ein breiter aufgestelltes Angebot öffentlicher Verkehrsmittel geben. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, dass die Verwaltung bis zum Herbst prüfen solle, welche Ergänzungen zum Bussystem sinnvoll und machbar seien. Gleichzeitig gab es auch scharfe Kritik an Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) und der Verwaltung: Diese hätten die Umstellung der Buslinien 451 und 452 im Dezember besser kommunizieren müssen.

Seinen Ärger über den öffentlichen Nahverkehr zu äußern ist ein beliebtes Small-Talk-Thema. Eine Sonderform davon gibt es seit einiger Zeit im Vaterstettener Gemeinderat: Man äußert seinen Ärger über den Bürgermeister und seinen Umgang mit dem öffentlichen Nahverkehr und stößt parteiübergreifend auf Zustimmung. Hintergrund sind die Änderungen bei den Buslinien 451 und 452, die auch außerhalb des Gemeinderates für viele Unstimmigkeiten gesorgt hatten. Diese hätten sich, wenn schon nicht verhindern, dann doch abschwächen lassen, wenn die Verwaltung und der Bürgermeister die Passagiere frühzeitig und umfassend informiert hätten, so die Kritik.

Eigentlich hatte das Gremium über einen Antrag der Fraktionen von CSU, SPD, Grünen und Freien Wählern zu beschließen, der die Verwaltung mit der Prüfung von "ÖPNV-Sonderformen" beauftragt. Gemeint sind Sammeltaxis oder Rufbusse, aber auch Fahrdienste, die beispielsweise von Ehrenamtlichen angeboten werden. Außerdem soll die Verwaltung ein Konzept erstellen, wie es mit der Buslinie 452 weiter gehen kann. Diese war vor 20 Jahren zur Erschließung des Parsdorfer Gewerbegebietes eingerichtet worden, Hauptfinanzier war das dort ansässige Möbelhaus Segmüller. Dieses hatte im vergangenen Jahr seine Kostenbeteiligung aber zurückgefahren, mit dem Argument, dass inzwischen auch andere Betriebe in Parsdorf von der Buslinie profitieren, aber nichts dazu beitragen. Zwar konnte eine Einstellung der Buslinie verhindert und andere Geschäftsleute als Sponsoren gewonnen werden, allerdings nur für zwei Jahre. Außerdem reicht das Budget nicht, die Linie in gewohntem Umfang fahren zu lassen, der Baldhamer Abschnitt wurde im Dezember eingestellt und teilweise von der Linie 451 übernommen. Weil diese aber nicht alle Stationen des alten 452er anfährt, war es zu heftiger Kritik gekommen.

Die oft unberechtigt gewesen sei, meinte SPD-Fraktionssprecher Sepp Mittermeier nun in der Gemeinderatssitzung, "das hätte man als Verwaltung schneller richtigstellen müssen". Erst im Januar, als die Linie erneut umgestellt wurde, habe das Rathaus eine umfassende Erklärung zu den Hintergründen der Linienumstellung abgegeben: "Ich hoffe, dass künftig offensiver mit dem Thema umgegangen wird." Ähnlich äußerte sich der Fraktionssprecher der CSU, Michael Niebler. Gerade Änderungen, "die für die Bürger belastend sind, muss man schnell erklären - wir leben in Echtzeit und haben nicht immer vier Wochen Zeit zu reagieren".

Bürgermeister Georg Reitsberger räumte ein, dass man die Aufregung durch die Linienumstellung vielleicht ein wenig unterschätzt habe: "Ich war selber überrascht, dass wir so viele Beschwerden bekommen haben." Man habe die Sache zunächst einmal laufen lassen, erklärt er auf Nachfrage, "um zu schauen, wo es hakt". Immerhin habe man auf die Kritik insoweit reagiert, dass drei zunächst eingestellte Bushaltestellen inzwischen wieder angefahren werden, darunter diejenige vor dem Altenheim St. Korbinian.

Dass die Verwaltung die Auslastung der Haltestellen nicht richtig eingeschätzt und zunächst die falschen eingestellt habe, war ebenfalls ein Kritikpunkt in der Sitzung. Niebler beantragte, dass die Gemeinde selbst einmal zählen sollte, wer wann und wo mit den Bussen fährt: "Wenn ich ihnen begegne, sind sie meistens leer." Der Vorwurf, "dass man nur warme Luft durch die Gemeinde fährt", sei nicht neu, sagte der Bürgermeister, eine Zählung sei eine gute Idee. Sie werde zeigen, dass die Busse im Allgemeinen gut genutzt würden, ergänzte Jo Neunert (SPD), "es gibt aber schon Ecken, da sieht man eher dünn besetzte Busse". Die nun beschlossene Fahrgastzählung und -befragung soll jeweils eine Woche lang im Frühling und im Herbst stattfinden, die Details soll die Arbeitsgruppe ÖPNV noch ausarbeiten.

© SZ vom 23.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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