Vaterstetten:Laufen gegen Lethargie

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Hier trainieren Flüchtlinge Laufen und gleichzeitig eine andere Frauenrolle: In der Flüchtlingsunterkunft Verdi-Camp vor der Feuerwehr in Vaterstetten hat nun eine eigene Laufgruppe gestartet. Initiatorin und Trainerin ist Lissy Pfeifer, selbst Hobbyläuferin und langjährige Laufgruppenleiterin beim TSV Feldkirchen. Beim ersten Training nahmen 24 der insgesamt 54 jungen Männer das Angebot wahr - ausgestattet mit vom TSV Grasbrunn gespendeten Fußballtrikots.

Nach der Aufwärmrunde standen Liegestützen, Sprungkraftübungen und Hügelsprints am Abenteuerspielplatz des Freizeitgeländes auf dem Programm. Anschließend gab es eine drei bis fünf Kilometer lange Laufrunde und abschließende Dehnübungen, die bei den Teilnehmern für Gelächter sorgten. "Ich hoffe ich habe keinen geschrottet", sagte Pfeifer, die vom Triathleten Milan Harnischfeger (MRRC) unterstützt wurde. Vor dem Training habe sie sich gefragt, "wie ich das selber hinbekomme mit so vielen Männern." Doch dann habe es ihr Spaß gemacht und sie sei überrascht gewesen, wie diszipliniert sich alle an die Anweisungen hielten.

Ein erster Schritt zu einer anderen Sichtweise auf die Rolle von Frauen in unserer Gesellschaft scheint zumindest für die 24 Flüchtlinge im Verdi-Camp gemacht. Gleichzeitig setze man ein Signal gegen Untätigkeit und Lethargie im Flüchtlingsalltag - der Trainingszeitpunkt wurde ganz bewusst auf den Vormittag gelegt. Viele der Flüchtlinge sind traumatisiert; sportliche Herausforderungen lenken sie zum einen von Ihren fürchterlichen Erlebnissen ab und stärken auf der anderen Seite ihr Selbstbewusstsein. "Auch unserer Außenwirkung ist durchwegs positiv", sagt die Trainerin. Passanten grüßten mit einem anerkennenden Lachen.

Seit Ende Oktober findet ein regelmäßiges Lauftraining mit Distanzen von sechs bis zehn Kilometern statt. Es wird aufgelockert durch laufspezifische Technik- und Kraftübungen sowie Bergsprints. Es hat sich eine kleine Gruppe von fünf bis 15 vornehmlich eritreischen Läufern gebildet, die auch schon an einem Wettkampf teilgenommen haben - dem Nikolaus-Crosslauf in Pfaffenhofen. Das Training wird mindestens bis ins neue Jahr wöchentlich mit drei Trainern stattfinden, damit alle Teilnehmer unabhängig von ihren Vorkenntnissen betreut werden können. Als Abschluss ist die Teilnahme am Silvesterlauf in München geplant.

Die Lauf-Coaches würden sich über weitere Unterstützer für das Training am Dienstagvormittag freuen. Außerdem benötigen die Läufer noch wintergeeignete Laufkleidung wie Handschuhe, Stirnbänder, Laufjacken, lange Laufhosen.

© SZ vom 14.12.2015 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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