Vaterstetten:Konflikt um Technopark

Lesezeit: 2 min

"Nicht mit fadenscheinigen Gründen abspeisen lassen": Der Gemeinderat in Vaterstetten hat sich "entschieden" gegen eine Erweiterung des Neukeferloher Gewerbegebiets ausgesprochen.

Wieland Bögel

Zwischen den Gemeinden Grasbrunn und Vaterstetten bahnt sich ein Konflikt um die Rodung eines Waldes in Neukeferloh an. Der Vaterstettener Gemeinderat hat am Donnerstagabend einstimmig einem Antrag der CSU zugestimmt und sich damit "entschieden" gegen den Technopark 3 nördlich des Werner-von-Siemens-Rings ausgesprochen.

Soll mit dem Technopark 3 erweitert werden: das Neukeferloher Gewerbegebiet. (Foto: Angelika Bardehle)

Entsprechenden Bestrebungen der Nachbargemeinde müsse man "einen Riegel vorschieben", begründete die stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende Monika Föller den Antrag. Man werde sich nicht wie bei der Entstehung von Technopark 1 und 2 "mit fadenscheinigen Gründen abspeisen lassen". Diese Meinung fand fraktionsübergreifend Zustimmung.

SPD-Fraktionschef Günter Lenz erinnerte daran, dass die Gemeinde bei der Errichtung des Technoparks Zugeständnisse versprochen, diese aber nicht eingehalten habe. So hielt sich Grasbrunn nicht an die zugesagte Aufforstung der Ausgleichsfläche, sondern errichtete dort später den zweiten Teil des Gewerbegebiets. "Das war nicht fair und ist für das nachbarschaftliche Verhältnis nicht gut", sagte Lenz. Seine Fraktion befürworte daher den Antrag der CSU.

Auch FBU-Gemeinderat Manfred Schmidt lobte den Antrag, schlug aber eine Ergänzung vor: Für die Fläche solle ein Rodungsverbot verhängt werden. "Bislang haben die erst gefällt, die Wurzeln sind noch drin", so Schmidt zur Begründung. Durch ein Verbot der vollständigen Rodung könne man eine Bebauung verhindern. "Ich traue Grasbrunn nicht. Warum sollten sie es nicht ein drittes Mal versuchen?" Der Gemeinderat griff die Anregung auf und will die zuständigen Behörden auffordern, eine Rodungserlaubnis zu verweigern.

Eine weitergehende Forderung Schmidts nach einer Petition an den Landtag fand dagegen keine Mehrheit. Man sei weiterhin an einem Dialog mit den Nachbarn interessiert, so der zweite Bürgermeister Martin Wagner (CSU). "Wenn wir jetzt schon die Keule auspacken, werden sich die Reihen in Grasbrunn schließen". Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) sah das ähnlich. Er erinnerte an das geplante gemeinsame Geothermieprojekt. "Wir wollen versuchen, nicht wieder in die Eiszeit zurückfallen", sagte Niedergesäß. "Nicht nur wegen des heißen Wassers."

"Das Gespräch suchen"

Auch Robert Winkler (Grüne) plädierte dafür, die Gemeinde solle "zu diesem Zeitpunkt das Gespräch suchen". Deshalb sei er sehr dankbar für "den Antrag in dieser Form". Eine harte Auseinandersetzung vertrage sich nicht mit gemeinsamen Projekten. Falls Grasbrunn wirklich bauleitplanerisch tätig werde, "kommen sie nicht umhin, uns zu beteiligen", sagte Winkler.

Welche Möglichkeiten die Gemeinde Vaterstetten tatsächlich hat, gegen einen Technopark 3 vorzugehen, erklärte Gemeindebaurätin Tanja Debes. "Berechtigte Anliegen der Nachbargemeinde können unter Umständen dazu führen, dass sich Projekte nicht umsetzen lassen." Debes gab zwar zu bedenken, dass sich die Erfolgsaussichten eines Einspruches im Vorfeld nur schlecht abschätzen ließen, aber im aktuellen Fall könne Vaterstetten Grasbrunn durchaus Schwierigkeiten bereiten. "Je näher sich die Bauleitplanung an den Rand bewegt, desto eher sind die Belange der Nachbarn ausschlaggebend", so die Baurätin.

Der einstimmige Beschluss des Gemeinderats beinhaltet nicht nur die Missbilligung eines Technopark 3, sondern auch die Aufforderung an die Gemeindeverwaltung, die Bedenken und die Vorgeschichte "allen beteiligten Stellen" mitzuteilen. Er wird auch der Nachbargemeinde zugeleitet. Dort betont man unterdessen, dass über die konkrete Erweiterung des Gewerbegebietes noch nicht entschieden sei. Bürgermeister Klaus Korneder sagte der Süddeutschen Zeitung am Freitag, die kürzlich abgeholzte Fläche sei "nur einer von mehreren möglichen Standorten" zur Gewerbeansiedlung. Korneder versicherte zudem, dass das Verhältnis zu Vaterstetten ein Kriterium bei der Standortsuche sei.

© SZ vom 09.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: