Busverkehr Vaterstetten:Kein Bus mehr zum Altenheim

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In Vaterstetten ändert sich die Route von zwei Buslinien. Weil es weniger Geld aus der Wirtschaft gibt, fallen sechs Haltestellen weg.

Von Johanna Feckl, Vaterstetten

Seit Sonntag gilt beim Münchner Verkehrs-Verbund ein neuer Fahrplan. Dadurch ändern sich die Streckenführungen der Buslinien 451 und 452. Der gesamte Baldhamer Abschnitt der Linie 452 entfällt und wird künftig zum Großteil von dem ab sofort als Ringlinie geführten 451er Bus angefangen. Insgesamt werden durch die Änderungen allerdings sechs Bushaltestellen überhaupt nicht mehr bedient.

Vor allem das Einstellen der Haltestelle Allauchplatz vor dem Altenheim St. Korbinian ist für viele Senioren ein Problem: Der Weg zu Fuß von der Baldhamer S-Bahnstation ist zu weit, ein Taxi können sie sich oftmals nicht leisten. Das macht den betroffenen Menschen einen Besuch ihrer Angehörigen im Altenheim unmöglich.

Die Strecke nach Parsdorf hat Vorrang

"Wir bedauern die Situation", sagt Georg Kast, Leiter des Bürgermeisterbüros in Vaterstetten. Aber die Strecke von Vaterstetten nach Parsdorf sei eindeutig die stärker frequentierte, sodass der Erhalt dieses Streckenabschnitts Vorrang hatte. "Man wollte mit der notwendigen Veränderung zumindest die kleinere Gruppe von Menschen belasten", erklärt Kast. Die partielle Abdeckung des Baldhamer Bereichs mit der neuen Ringlinie 451 sei die beste Lösung gewesen.

Alle Alternativvorschläge, die dem Gemeinderat vorlagen, hätten eine völlige Abkapselung des südlichen Bereichs bedeutet. Die Haltestelle am Altenheim wäre also bei allen Konzepten nicht mehr bedient worden.

Bislang führte die auch als Segmüller-Bus bekannte Linie 452 vom Baldhamer über den Vaterstettener S-Bahnhof bis nach Parsdorf und Grub. Der Wegfall des gesamten Baldhamer Bereichs hat laut Sepp Mittermeier, Sprecher der SPD-Fraktion im Gemeinderat, technische und finanzielle Gründe. Denn zum einen wird der bisherige achteinhalb Meter lange Bus durch einen 12 Meter langen ersetzt. "Da kommen wir durch verschiedene Straßen in Baldham einfach nicht mehr durch", erklärt er. Aufgrund des hohen Fahrgastaufkommens in das Parsdorfer Gewerbegebiet sei ein längerer Bus aber notwendig.

Das Budget der Gemeinde reicht nicht, um die Linie zu betreiben

Zum anderen ist die Streckenkürzung die Konsequenz aus der Budgetreduzierung für die Linie. Der bisherige Alleinfinanzierer der Buslinie, das Möbelhaus Segmüller, hatte seine Zahlungen in diesem Sommer drastisch gekürzt. Daraufhin musste die Linie beinahe eingestellt werden. Für die kommenden zwei Jahre hat man es zwar laut Mittermeier "mit Mühe und Not" geschafft, dass sich mehrere im Gewerbegebiet ansässige Firmen an der Busfinanzierung beteiligen. Dies aber nur mit Abstrichen: Das Budget reicht nicht aus, um die Buslinie wie gewohnt betreiben zu können.

Für Mittermeier sehen sich viele Betriebe "mehr oder weniger" zurecht nicht in der Pflicht, sich an der Busfinanzierung zu beteiligen. "Die zahlen eine Menge Gewerbesteuer. Das müsste darüber abgedeckt werden." Ob die aktuelle Kostenbeteiligung nach Ablauf der zweijährigen Vereinbarung überhaupt noch einmal Zustande kommt, hält er daher für sehr fraglich.

Grund für den Wechsel sind auch Zeitverzögerungen

Dass die 451er Linie aber nicht mehr wie bisher über die Neue Poststraße fährt, liegt laut Mittermeier daran, dass es dort immer zu großen Zeitverzögerungen kam. "Der Fahrplan konnte oft nicht eingehalten werden und es kam zu vielen Beschwerden." Also hat man sich dazu entschlossen, die neue Ringlinie dort nicht mehr entlang zu führen. "Das passte einfach nicht zu dem neuen Konzept." Für Kast wäre eine alternative Lösung ein Ruf- und Sammeltaxi vom S-Bahnhof zum Allauchplatz gewesen. "Aber wir finden niemanden, der das Taxi fährt", sagt er.

Mit dem neuen Liniensystem werden die Haltestellen Franz-Kamerseder-Straße, Baldham Süd, Allauchplatz, Ingelsberger Weg, Akazienweg, Sternweg und Schulzentrum nicht mehr befahren. Zudem macht die Ringführung einige viel befahrene Wege beschwerlicher: Vom Vaterstettener S-Bahnhof zum Friedhof gelangt man mit dem neuen 451er zwar wie bisher in wenigen Minuten.

Beim Zurückfahren muss man nun allerdings eine kleine 30-minütige Rundreise über den Baldhamer Abschnitt in Kauf nehmen. "Wir haben versucht, so viele Bedürfnisse wie möglich zu befriedigen", versichert Henriette Klemmer, zuständige Sachbearbeiterin im Vaterstettener Rathaus. Und trotzdem wurden schon jetzt die ersten missmutigen Stimmen laut. Klemmer spricht von sechs offiziellen Beschwerden, die bei ihr bislang eingetroffen sind.

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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