Vaterstetten:Jetzt mal langsam

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Freie Wähler fordern Tempolimit auf der Möschenfelder Straße in Vaterstetten

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Auch für die zweite Durchgangsstraße in der Gemeinde Vaterstetten gibt es Forderungen nach einer Verkehrsberuhigung. Nachdem der Bau- und Straßenausschuss im Oktober bereits kontrovers über Verbesserungen für Fußgänger und Radler in der Karl-Böhm-Straße südlich der Bahnunterführung diskutiert hatte, haben nun die Freien Wähler eine Verkehrsberuhigung für die Möschenfelder Straße gefordert.

Die Forderung geht nicht an die Gemeinde, denn die Möschenfelder Straße verläuft zwar durch Vaterstetten, ist aber verwaltungsrechtlich die Kreisstraße EBE 17 und liegt somit in der Zuständigkeit des Landkreises. Darum haben die Vaterstettener Freien Wähler auch ihre Parteifreunde aus der Kreistagsfraktion mit ins Boot geholt: Verfasst wurde die Forderung von den beiden Vaterstettener Gemeinderatsmitgliedern Bianca Dusi-Färber und dem Dritten Bürgermeister Roland Meier sowie vom Sprecher der FW/BP-Kreistagsfraktion Wilfried Seidelmann.

Hintergrund der Forderung ist, dass entlang der Möschenfelder Straße ein Schulweg verläuft, genutzt von den Kinder aus den Wohngebieten entlang und südlich der Bahnlinie, die in die Wendelsteinschule gehen. Dieser Schulweg sei derzeit aber nicht sicher genug, kritisieren die Freien Wähler, und verweisen darauf, dass erst Mitte Oktober ein Schüler dort angefahren worden sei. Was die Forderungen nach Verkehrsberuhigung - die es schon seit Jahren gibt - um so dringender mache.

Konkret geht es um einen knapp 500 Meter langen Abschnitt im Bereich der Bahnunterführung. Zwischen der Kreuzung Luitpoldring im Süden davon und der Abzweigung zur Wendelsteinstraße im Norden soll ein Tempolimit eingeführt werden. Allerdings nur während des Tages, konkret schlagen die Freien Wähler vor, zwischen 7 und 17 Uhr eine Tempo-30-Zone einzurichten. Darüber hinaus soll geprüft werden, ob und wie sich Fußgänger- und Radfahrerbereiche entlang der Möschenfelder Straße von der Fahrbahn abtrennen lassen. Auch ein Geländer zwischen Gehweg und Straße halten die Freien Wähler für sinnvoll, genau wie eine durchgehende Beleuchtung in der Unterführung.

Tatsächlich gibt es seit Jahren etwa auf Bürgerversammlungen immer wieder Forderungen nach einem Tempolimit oder anderen Verkehrsberuhigungen auf der Möschenfelder Straße. Was allerdings ebenso regelmäßig mit dem Verweis auf die Rechtslage zurückgewiesen wird. Denn selbst auf Ortsstraßen muss ein Tempolimit gut begründet werden. Ansonsten, wie in der Kontroverse um die Karl-Böhm-Straße zu erfahren war, gilt die Geschwindigkeitsbegrenzung rechtlich als nicht vorhanden und ihre Einhaltung kann auch nicht kontrolliert werden. Noch schwieriger ist es, auf übergeordneten Straßen ein Tempolimit anzuordnen, hierzu muss eindeutig ein Unfallschwerpunkt festgestellt sein. Zwar können auch vor Schulen, Kindergärten oder Altenheimen Geschwindigkeitsbegrenzungen eingeführt werden, allerdings nur in unmittelbarer Nähe zur jeweiligen Einrichtung.

Möglicherweise kommt die Verkehrsberuhigung an der Möschenfelder Straße dennoch - aber quasi durch die Hintertür. Denn seit gut einem Jahr hat es die Gemeinde Vaterstetten offiziell, dass genau jener Bereich, für den die Freien Wähler nun Maßnahmen fordern, umgebaut werden soll. Laut eines im Gemeinderat vorgestellten Gutachtens ist die Kreuzung Möschenfelder und Zugspitzstraße am Rande der Belastungsgrenze. Die Experten empfahlen damals, einen Kreisverkehr zu bauen. Was wohl auch die Geschwindigkeit auf der Möschenfelder Straße insgesamt etwas verlangsamen dürfte.

Auch um eine Tempo-30-Zone ging es damals, eine solche sei im Bereich des Rathauses, also an der Wendelsteinstraße grundsätzlich möglich, so die Einschätzung des Bauamts. Allerdings mit einer Einschränkung: Dazu müsste zunächst das seit den 1990er Jahren immer wieder geplante und verworfene Vaterstettener Zentrum gebaut werden. Wenn ein Teil davon auf der Ostseite der Möschenfelder Straße entsteht, könnte man in diesem Bereich die Geschwindigkeit begrenzen. Oder die Straße gleich nach Osten verschwenken, so dass ein verkehrsberuhigter Bereich entsteht.

Für beide Varianten gibt es zwar Entwürfe, die im vergangenen Jahr aktualisiert worden sind. Im Hinblick auf die immensen Kosten haben alle Gemeinderatsfraktionen eine Umsetzung der Maßnahmen in der aktuellen Wahlperiode indes ausgeschlossen.

© SZ vom 09.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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