Eine Kirche bietet ihren Besuchern Stille und Besinnlichkeit, dies ist auch in Vaterstetten so. Vor dem Gotteshaus zum kostbaren Blut Christi hingegen findet man seit einiger Zeit wenig Ruhe und Frieden: Am Kirchenvorplatz am neuen Pfarrzentrum in der Dreitorspitzstraße herrscht nicht selten Chaos - Park-Chaos, um genau zu sein. Zu viele Autos verstellen den Platz, Kirche und Gemeinde wollen nun dagegen vorgehen.
Vor fast genau sieben Jahren konnte die Kirchengemeinde ihr neues Pfarrzentrum feierlich einweihen. Ebenfalls neu entstanden waren damals ein Kinderhaus und ein großzügiger Platz neben der Kirche. Dieser wird einerseits von den Eltern der Kindergartenkinder genutzt, also für den sogenannten Hol- und Bringverkehr. Gleichzeitig hat sich der Platz aber in den vergangenen Jahren immer mehr zum Ausweichparkplatz für die Wendelsteinstraße entwickelt, wie Manfred Weber vom Straßenbauamt der Gemeinde nun im zuständigen Ausschuss berichtete.
Offiziell gibt es auf dem Platz, der zum Teil der Kirche und zum Teil der Gemeinde gehört, nur elf Stellplätze. Diese befinden sich im hinteren, kirchlichen Areal. Von den Planern beabsichtigt war nämlich, dass der Platz hauptsächlich als Pausenhof für den Kindergarten dienen soll. Auf dem gemeindeeigenen Teil Richtung Wendelsteinstraße ist Parken sogar überhaupt nicht erlaubt, das Stück ist offiziell ein Geh- und Radweg. Trotzdem, so Weber, werde zunehmend "wildes Parken auf der Fläche des verkehrsberuhigten Bereiches festgestellt". Mit ärgerlichen und sogar gefährlichen Folgen.
Denn über den oftmals zugeparkten Platz müssen auch die Lieferfahrzeuge, die beispielsweise täglich das Essen für den Kindergarten bringen. Diese könnten zwar einfahren, aber wegen der vielen Wildparker nicht wenden und müssten rückwärts durch die enge Zufahrt am Winkelbau wieder herausfahren. Ein Manöver, das bereits bei den Lieferwagen nicht einfach sei, aber besonders für den Sattelschlepper, der regelmäßig die Holzpellets für die Heizung bringt, sei es nahezu unmöglich unfallfrei zu bewältigen. Des öfteren habe es darum bereits Kollisionen mit und Schäden an dem Erker des Winkelbaus gegeben. Dessen Eigentümer hat darum bereits angedroht, künftig die Gemeinde für Reparaturen an der Fassade zur Kasse zu bitten. Ebenfalls kritisch sieht man bei der Gemeinde, dass über den Platz auch die Feuerwehrzufahrt verläuft, unter Umständen sei durch das Parkchaos "der Rettungsweg nicht gegeben", erläuterte Weber.
Zusammen mit der Kirche hat sich die Gemeinde daher eine Lösung überlegt: Demnach werden künftig 19 Stellplätze auf dem Platz ausgewiesen. Damit diese aber nicht von Dauerparkern belegt werden, soll es tagsüber eine Parkzeitbeschränkung geben. Von 7 bis 18 Uhr darf dort nur noch maximal zwei Stunden lang geparkt werden. In der Einfahrt östlich des Winkelbaus wird zusätzlich eine Zickzack-Markierung aufgebracht, um Autofahrer auf das dort geltende Halteverbot hinzuweisen.
Und wer sich trotzdem nicht daran hält, wird künftig eine Spende an die Gemeindekasse leisten müssen. Denn, wie Weber ankündigte, werde man nach der Umgestaltung der Parkflächen auf dem Platz stärker kontrollieren. Dies habe man mit Rücksicht auf den "erheblichen Parkdruck" bisher noch nicht getan, so Weber auf Anfrage von Jo Neunert (SPD), zunächst wollte man gemeinsam mit der Kirche nach Möglichkeiten suchen, wie man diesen Druck etwas mildern könne.
Ohne Gegenstimmen wurden die Ausweisung der zusätzlichen Parkplätze sowie die verstärkten Kontrollen beschlossen. Damit vielleicht auch auf dem Platz vor der Kirche künftig ein bisschen Stille einkehren kann.