Vaterstetten:Hat ein Tierquäler Kater Burli 14 Krallen gezogen?

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Eine Katze (Symbolfoto). (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

In Vaterstetten sind womöglich Sadisten unterwegs, die es auf Katzen abgesehen haben.

Von Franziska Langhammer, Vaterstetten

Sie hatte sich schon gewundert, warum ihr Kater Burli den ganzen Tag nur auf dem Sofa herum lag und schlief. Normalerweise tollte das getigerte Haustier in Haus und Garten herum. Dann fiel ihr auf, dass ihr anderthalbjähriges Burli "so komisch geht". "Er hat sich ganz vorsichtig bewegt, immer Pfötchen vor Pfötchen gesetzt", erzählt die Rentnerin aus Vaterstetten. Als sie die Pfoten des Katers genauer betrachtete, sah sie, dass sie rot, geschwollen und zum Teil blutig waren. Am nächsten Tag brachte Renate H. ihr Burli zur Tierärztin, die feststellte, dass dem Kater 14 Krallen fehlten.

Schon im Herbst war der Kater einmal von einem nächtlichen Streifzug nach Hause gekommen mit zwei Krallen weniger. "Wir dachten uns damals, er ist irgendwo hängen geblieben oder über einen Maschendrahtzaun geklettert", erzählt Renate H. Doch dass 14 Krallen bei einem Unfall abfallen, das könne nicht sein, sagt H. Die Tierärztin, die nicht namentlich genannt werden möchte, bestätigt ebenfalls, dass eine Katze "beim Raufen" schon mal ein oder zwei Krallen verliere, "aber 14 auf einmal, das habe ich so noch nie gesehen", sagt sie am Telefon der SZ. Sie sei einigermaßen schockiert gewesen, als sie den krallenlosen Kater sah.

Für Renate H. steht damit fest: Jemand muss ihrem Burli die Krallen gezogen haben. "Ich kann mir nicht vorstellen, wer so etwas macht", sagt Renate H., "ich bin fix und fertig." Der Kater ist ein Freigänger, das heißt, er ist draußen in der Natur unterwegs, wann immer es ihm gefällt. Was Tierfreunden große Freude bereitet, könnte dem möglichen Täter in die Hände gespielt haben, denn Burli ist ein sehr zutraulicher Kater. "Er ist überhaupt nicht scheu und lässt sich sicherlich von jedem auf den Arm nehmen", sagt seine Besitzerin.

"Es müssen mindestens zwei gewesen sein"

Auf einem seiner Spaziergänge muss er Anfang der Woche den Tierquälern über den Weg gelaufen sein. "Es müssen mindestens zwei gewesen sein", mutmaßt Renate H.: Einer, der den Kater festgehalten, und ein anderer, der die Krallen gezogen hat - denn der Kater habe sich bestimmt gewehrt. Auch wenn es schwierig sein wird, den oder die Täter zu ermitteln, will Renate H. Anzeige gegen Unbekannt erstatten - und andere Tierbesitzer warnen.

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Die Tierärztin wiederum würde nicht so uneingeschränkt vom Verdacht der "sadistischen Quälerei" ausgehen. "Krallen können auch anders verloren werden", sagt sie. Eine Immunerkrankung etwa könnte eine Ursache sein, oder dass das Tier irgendwo eingesperrt war und sich selbst die Krallen ausgekratzt hat. Allerdings hätte man für Gewissheit weitere Untersuchungen durchführen müssen. "Und das war weder im Sinne der Besitzerin noch unbedingt zum Wohle der Katze", sagt sie. Denn dafür wäre eine Narkose nötig gewesen, was neuerlichen Stress für Burli bedeutet hätte.

Sollte es doch Tierquälerei gewesen sein, würde es sich laut Helmut Hintereder, Chef der Polizei Poing, um einen Einzelfall handeln: Aus jüngster Zeit liegen der Dienststelle keine ähnlichen Meldungen vor. "Es wird zwar immer wieder in zeitlich großen Abständen gemeldet, dass vergiftete Köder ausgelegt werden", so Hintereder, "diese Fälle haben sich aber bisher nicht bestätigt."

Beim Fall Burli läge ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor, der mit einer Geldbuße oder einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren geahndet werden könnte. Andererseits sei es schwierig, einen Täter auszumachen; vor allem, wenn man wie Renate H. keinen Verdächtigen oder etwaige Hinweise aus der Bevölkerung vorzuweisen hat. Nahezu unmöglich ist es außerdem, seine Haustiere vor derartigen Erlebnissen zu schützen; Katzen lassen sich ihre Ausflugsziele ungern vorschreiben.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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