Vaterstetten:Etwas Neues für die Jugend

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Jugendpflegerin Martha Golombek freut sich über den Beschluss für mehr offene Jugenarbeit in Vaterstetten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Gemeinde will das Angebot verbessern. Dazu soll nun zunächst ein Konzept erstellt werden

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

In der Großgemeinde soll es ein besseres Angebot für Jugendliche geben, vielleicht wird sogar ein neues Jugendzentrum gebaut. Das ist das Ergebnis einer längeren Debatte im Familien-, Kultur-, Schul- und Sportausschuss. Demnach soll ein interfraktioneller Arbeitskreis eingerichtet werden, zu dessen Aufgaben mittelfristig auch die Suche nach einem Standort für ein neues Jugendzentrum gehören könnte.

Der Konjunktiv ergibt sich aus dem konkreten Arbeitsauftrag des neu zu schaffenden Gremiums, dem neben den Jugendsprechern der Gemeinderatsfraktionen auch Jugendpflegerin Martha Golombek, Mitarbeiter des Bauamtes, interessierte Jugendliche und je nach Thema zu ladende Fachleute angehören sollen: die Ausarbeitung eines Konzeptes für die offene Jugendarbeit.

Was darunter zu verstehen ist, erläuterte Golombek im Ausschuss folgendermaßen: Es gehe darum, ein flexibles und vor allem niedrigschwelliges Angebot zu schaffen. Denn insgesamt gebe es in der Gemeinde schon einige Angebote, etwa seitens der Sport- und anderer Vereine, der Kirchen oder der Feuerwehr. Allerdings gebe es auch junge Leute, die nicht gleich einem Verein beitreten wollten. Diese "brauchen ein spezielles Angebot, das etwas freier gestaltet ist".

Quasi der Prototyp dafür ist der vor zwei Jahren in einem Wohnhaus in der Baldhamer Straße eingerichtete Jugendraum. Dieser offene Treffpunkt ist unter der Woche nachmittags bis 18, freitags bis 20 Uhr geöffnet und wird laut Golombek sehr gut angenommen: "Es platzt aus allen Nähten." Zudem seien manche Dinge, die sich die jungen Vaterstettener wünschten, im Jugendraum aus Platzgründen und wegen der notwendigen Rücksicht auf die Anwohner nicht möglich. Etwa Geburtstagsfeiern und andere Partys, aber auch Kochveranstaltungen und Übernachtungen. Dementsprechend formulierte Golombek das Raumkonzept für die niedrigschwelligen Angebote: Es brauche einen großen Raum, wo sowohl Feste als auch Sportveranstaltungen stattfinden könnten. Außerdem ein Büro und einen Gruppenraum sowie eine möglichst große Küche und zeitgemäße Sanitäranlagen.

Für die CSU genug, um sofort in die Standortsuche einzusteigen. Jugendsprecher Florian Pöhlmann präsentierte den Antrag seiner Fraktion, die Verwaltung damit zu beauftragen. Außerdem sollte ein Arbeitskreis aus Gemeinderatsmitgliedern, Jugendlichen und Verwaltungsmitarbeitern gegründet werden, der ein Konzept für den neuen Jugendraum ausarbeitet. Unterstützung kam von Renate Will (FDP), "wir brauchen wieder so etwas wie ein Jugendzentrum", auch wenn das sicher "nicht von heute auf morgen" gehe. Tatsächlich gab es bis vor sechs Jahren ein Jugendzentrum in der Großgemeinde, dass daraus mittlerweile das Offene Haus der Awo geworden ist, hat ebenfalls mit der offenen Jugendarbeit zu tun. Das Angebot wurde damals nämlich nicht besonders gut angenommen, darum wurde das Konzept umgestellt. Viele feste Angebote für Jugendliche sind geblieben, hinzu kamen einige Nutzungen, die zuvor in dem 2012 aufgelösten Mehrgenerationenhaus stattfanden. Ein offenes Jugendangebot gibt es allerdings seitdem nicht mehr.

Dementsprechend gab es auch skeptische Stimmen zu dem CSU-Antrag. Eva Hemauer (SPD) sprach sich dafür aus, sich im Arbeitskreis nicht von vornherein auf ein neues Juz festzulegen, sie plädierte dafür, dezentrale Angebote zu schaffen. Das unterstützte auch Axel Weingärtner (Grüne): "Zentral hatten wir schon und das Ergebnis war nicht optimal." Grundsätzlich spreche einiges für das dezentrale Angebot, sagte Golombek, allerdings sei dies deutlich aufwendiger, etwa beim Unterhalt und beim Personal. Darum sollte man zunächst eine zentrale Anlaufstelle schaffen, die man je nach Bedarf unterteilen könne. Auch eine "Container-Lösung" sei denkbar, wobei verschiedene Jugendgruppen zwar nebeneinander, aber doch räumlich getrennt, ihren Interessen nachgehen könnten. Das gefiel auch Bürgermeister Georg Reitsberger (FW), das neue Juz könnte "wie eine Wagenburg im Wilden Westen" gestaltet werden.

Sein Referent Georg Kast war sichtlich weniger zum Scherzen aufgelegt. Er verwies auf die hohen Kosten eines dezentralen Konzepts. Auch seien Konflikte mit der Nachbarschaft zu erwarten, so gebe es Beschwerden über den Jugendraum, und auch beim Holzhüttenbau des Ferienprogramms hätten sich die Anwohner beschwert. Indirekt unterstellte er dem Gremium, das Thema Jugendzentrum lediglich zu Wahlkampfzwecken zu spielen: Er frage sich, ob in der Sache vor der Kommunalwahl ein definitiver Beschluss inklusive Finanzierung zu erwarten sei.

Was in der Tat nicht wahrscheinlich ist, schließlich stehen außer der Jugendpflegerin und den Jugendsprechern - die nach der Wahl neu bestimmt werden - noch keine Teilnehmer des Arbeitskreises fest. Golombek zeigte sich trotzdem zufrieden mit dem Ergebnis, der Arbeitskreis sei immerhin ein einstimmiges Bekenntnis für eine Ausweitung der offenen Jugendarbeit in Vaterstetten.

© SZ vom 26.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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