Vaterstetten:Es kann gebaut werden

Lesezeit: 3 min

Nach jahrelanger Debatte beschließt Vaterstettens Gemeinderat ein verbindliches Konzept für den Neubau der Grund- und Mittelschule

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Großgemeinde kann endlich ihre neue Grund- und Mittelschule bauen. Am Donnerstag stimmte die Mehrheit im Gemeinderat dem Konzept für Schulschwimmbad und Dreifachturnhalle zu. Damit kann die Planung für den Schulkomplex am Sportzentrum endlich konkret werden und damit endet auch eine jahrelange Debatte um das Projekt, die in den vergangenen Wochen wieder an Schärfe gewonnen hatte.

Auslöser der Debatte waren geplante Einsparungen am Schulzentrum. Dieses hätte nach ersten Schätzungen gerade einmal 34 Millionen Euro kosten sollen. Im Juli wurden dann Zahlen vorgelegt, wonach die neue Grund- und Mittelschule samt Dreifachturnhalle und Schwimmbad gut zehn Millionen Euro teurer werden würde. Daraufhin beschloss der Gemeinderat, einen Kostendeckel von 39,2 Millionen Euro einzuziehen, davon sind 15,2 Millionen für die Sportstätten vorgesehen. Dass diese dazu etwas verkleinert werden müssten, stand damit eigentlich schon im Juli fest. Der Beschluss wurde allerdings auf die erste Gemeinderatssitzung nach den Sommerferien vertagt.

Doch die Debatte um Schwimmbad und Halle begann schon gut zwei Wochen vor der Sitzung. Anfang September ging die Fraktion der Freien Wähler mit der Forderung an die Öffentlichkeit, die Sportstätten nicht zu verkleinern und dagegen das Planungskonzept zu ändern. Bislang war vorgesehen, die Schwimmhalle im Keller und die Turnhalle im Erdgeschoss des selben Gebäudes zu errichten. Die Freien Wähler befürworteten dagegen zwei Einzelgebäude, dies sei günstiger. Außerdem forderten sie den Bau eines Lehrschwimmbeckens zusätzlich zum Schwimmbecken und die Umplanung der Schulaula zum Veranstaltungssaal. Von letzterem rückte die FW-Fraktion inzwischen zwar ab, die Idee einer Trennung von Bad und Halle fand aber auch die Unterstützung von Bürgermeister Georg Reitsberger (FW). Dieser erklärte, man solle zumindest untersuchen, ob getrennte Sportstätten billiger seien.

Sind sie nicht, war nun die eindeutige Auskunft von Architekt Franz Balda. Er rechnete im Gemeinderat vor, dass, würde man Halle und Bad nicht untereinander aber Wand an Wand bauen, mit gut 170 000 Euro an Mehrkosten zu rechnen sei. So müssten Fundament, Dach und Fassade größer werden, außerdem dürften die Energiekosten steigen. Zudem brauche man doppelt so viel Fläche, was eine in einigen Jahren eventuell notwendi- ge Schulerweiterung schwieriger mache. Richtig teuer würde es laut Balda, wenn man zwei komplett getrennte Gebäude herstellen müsse, durch die zusätzliche Erschließung sei das bis zu 800 000 Euro teuer als der Ursprungsentwurf.

Für Reitsberger war die Sache damit erledigt: "Es war mir wichtig, das zu klären. Ich nehme zur Kenntnis, dass es keine Einsparung bringt." Weniger überzeugt war sein Parteifreund, FW-Fraktionssprecher Wolfgang Schermann. Er bezweifelte Baldas Ausführungen, schließlich hätten die Teilnehmer im Architektenwettbewerb sowohl getrennte als auch gemeinsame Gebäude für die Sportstätten vorgesehen, "da hat der Kostenvoranschlag keine signifikanten Preisunterschiede ergeben". Schermann zeigte sich außerdem "sehr enttäuscht über die Haltung des TSV". Dieser hatte in einem Schreiben an die Gemeinde zwar bedauert, dass das neue Schwimmbad nun nur fünf statt sechs Bahnen und die Turnhalle weniger Tribünenplätze erhalten soll. Dies würde nach Auffassung der Verwaltung rund eine Million Euro sparen. Diese Einsparungen hält man beim TSV für "durchaus nachvollziehbar". Der Verein richtete lediglich die Bitte an die Gemeinde, noch einen Planungsvorschlag nachreichen zu dürfen, falls der TSV eine Möglichkeit gefunden habe, das Lehrschwimmbecken aus eigenen Mitteln zu finanzieren. "Sie haben sich aus Furcht, gar nichts zu bekommen, zurückgehalten, statt Druck aufzubauen", so Schermann in Richtung der zahlreich erschienenen TSVler, "dann erhalten Sie eben Ihr Planschbecken und müssen sehen, wie Sie damit zurechtkommen."

"In meiner Sturm-und-Drang-Phase hätte ich das jetzt ganz anders kommentiert", entgegnete CSU-Fraktionssprecher Michael Niebler, bevor er dann doch zu einer ziemlich stürmischen Gegenrede ansetzte. Es sei eigentlich nicht üblich, die Vereine zu kritisieren, "vor allem wenn sie sich staatstragend verhalten haben". Er sei froh und dem TSV dankbar, "dass sie nicht auf die Barrikaden gegangen sind", auch wenn das den Freien Wählern nicht ins Konzept passe. Was die Forderung nach einer Umplanung angehe, warf Niebler den Freien Wählern vor: "Sie hoppeln über die Fakten hinweg, während andere sich nach Kräften um eine moderne Schule mit Bad und Turnhalle bemühen." Und darum, das Budget einzuhalten:"Wir sind nicht New York, 40 Millionen Euro ist ein Batzen Geld für eine Gemeinde wie Vaterstetten." Dem stimmte auch Grünen-Fraktionssprecher Axel Weingärtner zu: "Die Freien Wähler haben keine Vorschläge gemacht, wie man das Lehrschwimmbecken finanzieren kann - wir können es nicht." Für SPD-Fraktionssprecher Sepp Mittermeier ist das nun vorgestellte Konzept "die vernünftigste Lösung", man müsse mit dem Schulbau jetzt "endlich vorankommen." Die Freien Wähler konnte er damit aber nicht überzeugen, sie stimmten zusammen mit der FBU gegen die Pläne.

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: