Vaterstetten:Es darf gesägt werden

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Die große alte Linde in der Heinrich-Marschner-Straße ist wohl nicht mehr zu retten. (Foto: Christian Endt)

Der Vaterstettener Bauausschuss kann nicht verhindern, dass eine alte Linde gefällt wird

Die selbsternannte Gartenstadt verliert ein weiteres Stück Grün. Auf dem letzten größeren unbebauten Grundstück in der Heinrich-Marschner-Straße dürfen zwölf Wohnungen und 24 oberirdische Parkplätze beziehungsweise Garagen entstehen. Dies beschloss nun der Bauausschuss. Auch die auf dem Areal derzeit stehende alte Linde ist wohl nicht zu retten, auf einen früheren Vorschlag des Ausschusses, das Projekt baumschonend umzuplanen, ging der Bauwerber nicht ein.

Dieser will auf dem rund 2500 Quadratmeter großen Grundstück im nordwestlichen Teil der Marschnerstraße zwei Mehrfamilienhäuser mit je sechs Wohnungen errichten. Außerdem sollen im zur Straße angrenzenden Teil der Baufläche zwölf Garagen und zwölf Stellplätze entstehen. Bereits vor den Sommerferien wurde der Antrag in den Bauausschuss eingebracht. Damals kritisierten die Ausschussmitglieder, dass durch die beiden großen Häuser und die zahlreichen überirdischen Parkplätze und Garagen das Grundstück nahezu komplett versiegelt würde. Außerdem sprachen sie sich dagegen aus, dass der alte Baum gefällt werden soll. Eine Möglichkeit beides zu verhindern, haben aber weder der Ausschuss noch das gemeindliche Bauamt, der Antrag hält sich an die Vorgaben des Bebauungsplanes. Dennoch schlugen die Ausschussmitglieder im Juli vor, bis zur nächsten Sitzung noch einmal mit dem Bauwerber zu verhandeln, um ihn von einer Umplanung zu überzeugen: Die Häuser sollten weg vom Baum und weiter Richtung Straße verlegt werden und die Parkplätze in einer Tiefgarage darunter entstehen - was allerdings eine Befreiung vom Bebauungsplan erforderlich machen würde, dieser sieht Häuser nur im rückwärtigen Teil der Grundstücke vor.

Und genau aus diesem Grund habe der Antragsteller die vorgeschlagene Umplanung nun auch abgelehnt, so Bauamtsleiterin Brigitte Littke. Man habe seitens der Gemeinde mehrere Gespräche geführt, aber ohne das vom Ausschuss erwünschte Ergebnis zu erzielen. "Das ist nicht einfach für die Bauwerber, mit den ganzen Rechtsunsicherheiten durch die vielen Aufsichtsbeschwerden." Damit spielte sie auf FBU/AfD-Gemeinderat Manfred Schmidt an. Der hatte kürzlich durch eben eine solche Beschwerde bei der Regierung von Oberbayern zwei per Befreiung ermöglichte Baugenehmigungen zu Fall gebracht. Zwar hat Schmidt bereits in der vorigen Sitzung erklärt, auch er sei für den Erhalt des Baumes und werde daher nicht gegen eine Ausnahme vom Bebauungsplan vorgehen - eine Ankündigung, auf die man sich im Bauamt aber lieber nicht verlassen will: "Wenn wir die Genehmigung erteilen und wieder zurückholen müssen, muss die Gemeinde eventuell sogar Schadensersatz leisten", so Littke.

Und ablehnen könne man den Antrag eben auch nicht, sagte Harald Mayertaler, der Zuständige für die Bauleitplanung, es sei denn "wenn jemand hier einen rechtssicheren Grund dafür weiß". Einen solchen gebe es leider nicht, meinte Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU), "wir müssen zustimmen, sonst haben wir die nächste Aufsichtsbeschwerde am Hals". Niemand wolle dem Antragsteller verbieten zu bauen, sagte Wolfgang Schermann (FW), "aber er soll halt anders bauen". Dies könne man ihm wohl nicht vorschreiben, meinte sein Parteifreund Roland Meier, "aber es ist für mich nicht ganz ersichtlich, warum jemand statt auf einen Garten auf eine Betonfläche mit Garagen schauen will". Maria Wirnitzer (SPD) fand, der Ausschuss solle sich "nicht unter Druck setzen lassen" und forderte mehr Zeit, um eine baumfreundliche Lösung zu finden. Auch Stefan Huber (CSU) war wenig glücklich mit dem Antrag. Es "war der politische Wille, dass man den Baum erhält, das wird konterkariert". Gegen die Stimmen von Wirnitzer, Schermann, Schmidt sowie Friederike Michael und Stefan Ruoff (beide Grüne) wurde das Einvernehmen zur Planung und zur Fällung der Linde erteilt.

Letzteres würde Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) aber ganz offenbar gerne verhindern. Er schlug den in der Sitzung anwesenden Bauwerbern vor, erneut das Gespräch mit der Gemeinde zu suchen: "wenn Sie mit dem Garten etwas machen wollen, wir wären für einen Kompromiss offen".

© SZ vom 23.09.2015 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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