Vaterstetten:Entlastung für Angehörige

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Die Nachbarschaftshilfe für Vaterstetten, Grasbrunn und Zorneding weitet ihre Dienstleistungen aus. In Baldham soll eine Tagespflege mit 20 Plätzen für Senioren eröffnet werden

Von Marc Dimitriu, Vaterstetten

Am Wochenende in die Berge fahren, einen Nachmittag auf dem Oktoberfest verbringen oder in der Vorweihnachtszeit Geschenke besorgen - wer einen Angehörigen zuhause pflegt, muss solche speziellen Unternehmungen weit im Voraus planen und meistens doch darauf verzichten. Bei der Nachbarschaftshilfe Vaterstetten, Grasbrunn und Zorneding kennt man die Nöte der Familien mit einem Pflegefall zuhause. In einer neuen Tagespflegeeinrichtung, dessen Konzept der Verein auf seiner Jahreshauptversammlung den rund 150 Mitgliedern am Mittwochabend im Bürgerhaus in Neukeferloh vorstellte, soll das anders werden.

"Wir wollen besondere Öffnungstage anbieten, wie einen Wiesn- oder Adventstag, an dem die Angehörigen mal Zeit für so etwas haben", sagt die zukünftige Leiterin Marion Reger. "Einmal im Monat wollen wir auch bis 20 Uhr geöffnet haben, damit die berufstätigen Angehörigen Besorgungen erledigen können." Im kommenden Winter soll die Einrichtung in den ehemaligen Räumen der Caritas-Pflegefachschule in der Brunnenstraße 26 in Baldham eröffnet werden. In der direkten Nachbarschaft ist auch die neue Geschäftsstelle der Nachbarschaftshilfe, die 2016 bezogen wurde.

Die fertigen Baupläne wurden mittlerweile der Gemeinde Vaterstetten vorgelegt. "Wir warten nur noch auf die Genehmigung", erklärte Franz Pfluger, der erste Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe. Der Umbau soll etwa 350 000 Euro kosten. Dieser soll durch ein Darlehen, aus Rücklagen und aus Spenden finanziert werden. Als positiv in diesem Zusammenhang nannte Pfluger in seinem Rechenschaftsbericht das Geschäftsergebnis. Der Umsatz der Nachbarschaftshilfe stieg um 11,8 Prozent von 1,75 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 1,95 Millionen Euro in 2016. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 71 824 Euro. 59 Beschäftigte und 222 Ehrenamtliche arbeiteten 2016 für die Nachbarschaftshilfe, die Mitgliederzahl wuchs zwischen 2015 und 2016 von 2492 geringfügig auf nun 2504.

Die neuen Räume der Tagespflege sollen großzügig und lichtdurchflutet sein und mit der umliegenden Parkanlage zu einer "Oase" für die Gäste werden. Für Marion Reger ist die neue Einrichtung ein Puzzelstück zur Vervollständigung der Dienste des Vereins: "Das Ziel ist, den Pflegebedürftigen die Möglichkeit zu geben, so lange wie möglich daheim wohnen zu können", sagt Reger. Die stationäre Versorgung soll verkürzt, hinausgeschoben oder ganz verhindert werden.

Gäste in der Tagespflege werden vorwiegend Senioren sein , die tagsüber auf Hilfe angewiesen sind, aber die Abende und Nächte in ihrer vertrauten Umgebung zuhause verbringen möchten. "Das wichtigste ist die Aktivierung der geistigen und körperlichen Fähigkeiten", sagt die künftige Leiterin. "So kann die Selbstständigkeit erhalten bleiben und die Angehörigen werden entlastet". Die Kosten für einen Platz in der Einrichtung könnten bis zu 100 Prozent von der Pflegeversicherung übernommen werden, heißt es auf der Webseite des Vereins. Bis zu 20 Gäste könnten pro Tag betreut und je nach Bedarf in Gruppen unterteilt werden.

Das Programm umfasst unter anderem gemeinsames Backen, Basteln, Singen, Gedächtnistraining und Gymnastik. "Die Gäste können morgens zu variablen Zeiten kommen", sagt Reger. Es gebe auch Menschen, die länger schlafen, deren Rhythmus wolle man nicht mit festen Ankunftszeiten stören, so Reger. Es soll gemeinsame Mahlzeiten und auch Ruhezeiten geben. Reger stellt sich auch spezielle Männer- oder Hausfrauentage vor: "Man kann dann in Ruhe Schafkopf spielen, werkeln, backen und dergleichen", sagt sie. Es wird eine ausgebildete Fachkraft für Einzelaktivierung geben, falls jemand nicht mehr die Fähigkeiten für Unternehmungen in der Gruppe besitzt. Auch das Erinnerungsvermögen soll gestärkt werden, in dem zum Beispiel mit Hilfe von Fotoalben der Lebensweg rekonstruiert wird. Außerdem möchte Reger einen Raum für Krankengymnastik oder auch einen Friseurbesuch einrichten.

Die Angehörigenarbeit ist Reger besonders wichtig: "Wir sind zu den Öffnungszeiten immer erreichbar, die Angehörigen können ihre pflegebedürftigen Verwandten zu Probetagen begleiten. Ich will auch einen Angehörigenkreis zum Erfahrungsaustausch einrichten." Als Ziel gibt die Leiterin aus, sich immer weiter zu verbessern: "Der Landkreis wächst und altert immer mehr, vielleicht besteht in ein paar Jahren der Bedarf für noch eine Einrichtung."

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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