Vaterstetten:Eltern beschweren sich im Rathaus

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Gemeinde soll Maßnahmen gegen Personalmangel in Kitas ergreifen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Große Sorgen mit kleinen Kindern haben derzeit viele Eltern in Vaterstetten. Denn da in einigen Kindertagesstätten Personal fehlt, ist die Betreuung stark eingeschränkt. Nun haben sich verärgerte Eltern an Bürgermeister Georg Reitsberger (Freie Wähler) gewandt. Außerdem werden Unterschriften gesammelt. Die Eltern fordern, die Gemeinde solle endlich aktiv werden, und den Trägern bei der Personalsuche helfen, beispielsweise mit Zuschüssen zum Gehalt.

Zwei Briefe, zwei konkrete Beispiele, das gleiche Problem. Die Eltern des Kinderhauses "Pusteblume" und von "St. Nikolaus" in Parsdorf schildern in ihren Schreiben, wie schwierig es derzeit ist. So könnten in Parsdorf zum Start des neuen Kindergartenjahres im September vier Stellen nicht besetzt werden. Daher herrsche nicht nur Aufnahmestopp, es wurden sogar bereits erteilte Zusagen für Plätze zunächst wieder zurückgenommen, klagen die Eltern. Inzwischen hätten sich Eltern und Träger auf reduzierte Betreuungszeiten geeinigt, damit wenigstens alle Kinder, die eine Zusage erhalten hatten, einen Platz bekommen könnten. Ganz ähnlich sieht es derzeit auch im Baldhamer Kindergarten Pusteblume aus: Auch hier könnten Betreuungszeiten wegen Personalmangels nicht garantiert werden, teilweise müssten sogar ganze Gruppen geschlossen werden. Oft geschieht dies sehr kurzfristig, so werde den Eltern am Montag mitgeteilt, dass sie für den Rest der Woche ihre Kinder früher abholen oder gar komplett daheim lassen sollten.

Die Eltern haben sich nun einrichtungsübergreifend zu einer Initiative zusammengeschlossen und fordern ihre Gemeinde zum Handeln auf. Es sei nicht damit getan, dass Vaterstetten Kindergärten und Krippen baut, wenn dort dann Räume leer stehen, weil es keine Erzieher gibt. Die Gemeinde müsse daher Sorge tragen, dass die Einrichtungen genug Personal finden. Etwa, indem man einen Personalkosten-Zuschuss bezahlt. Die Eltern verweisen hier auf München, wo es eine solche Ballungsraumzulage für Erzieher bereits gibt.

Eine solche Zulage kann und will Bürgermeister Georg Reitsberger nicht versprechen, zumindest keine, die aus der Gemeindekasse bezahlt wird. Aus Gründen der Gleichbehandlung würde es nämlich darauf hinauslaufen, dass die Gemeinde jedem Träger den Zuschuss zahlen müsste. Dies würde mehrere 100 000 Euro im Jahr ausmachen und sei nicht zu finanzieren, sagt der Bürgermeister. Denn dass Vaterstetten eine reiche Gemeinde sei, treffe vielleicht auf die Einwohner zu, nicht aber auf die Kommune selbst. Die außerdem viel Geld ausgebe, um neue Einrichtungen zu bauen oder zu mieten, um damit die Träger bei den Kosten für die Gebäude zu entlasten. Mit dieser Kostenteilung seien die Träger bisher immer einverstanden gewesen, sagt der Bürgermeister. Würde man nun auch noch Personalkosten bezuschussen - was der Gemeinderat bereits vor Jahren in einem Grundsatzentscheid ausgeschlossen hatte - wäre die Gemeinde gezwungen, sich nach anderen Einnahmequellen umsehen. "Dann müsste man etwa über höhere Grundsteuern nachdenken", sagt der Bürgermeister. Ansonsten gäbe es immer noch die Möglichkeit, dass die Träger selbst die Zulage bezahlten und diese über die Elterngebühren finanzierten.

Trotzdem will Reitsberger nicht ausschließen, dass die Gemeinde bei der Personalgewinnung in den Kitas helfen könnte. Etwa mit einer Art individuellem "Notfall-Zuschuss", wenn man dadurch jemanden für einen Job in Vaterstetten gewinnen könnte. Möglich wäre etwa ein Zuschuss zu Fahrt- oder Mietkosten - allerdings unter dem Vorbehalt, dass die zuständigen Gremien dies beschließen. Reitsberger appelliert auch an Hausbesitzer, Wohnraum für Kita-Personal zu schaffen. Die Gemeinde selbst kann dies aber nicht tun, bedauert der Bürgermeister, die kommunalen Wohnungen sind derzeit alle belegt. Er hält es aber für möglich, dass man, sollte eine der Wohnungen demnächst frei werden, diese zunächst bevorzugt den Angestellten der örtlichen Kitas anbietet.

Das Hauptproblem sei aber, dass es insgesamt zu wenig Erzieher und Erzieherinnen gebe, sagt der Bürgermeister, daran würden auch keine Zuschüsse oder Vergünstigungen viel ändern: "Alle Gemeinden jammern, dass sie kein Personal für die Kitas finden."

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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