Vaterstetten:Eine Frage noch

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Großes Interesse bei der zweiten Bürgerversammlung in Vaterstetten

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Inspector Columbo wäre erfreut gewesen. Denn wie der von Peter Falk verkörperte Ermittler hielten es auch die Vaterstettener bei der zweiten der diesjährigen Bürgerversammlungen: Sie hatten da noch eine Frage. Im Gegensatz zum passionierten Trenchcoatträger taten die meisten dies allerdings per E-Mail. Hintergrund war der Infektionsschutz, die Gemeinde hatte darum geben, möglichst per Livestream zuzuschauen und Fragen einzuschicken.

Was die Vaterstettener in großer Zahl taten: 40 Zuschauer waren es in der Turnhalle der Grund- und Mittelschule, bis zu 205 an den Bildschirmen. Und auch an eingesandten Fragen herrschte kein Mangel. Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) bat gleich am Anfang um Verständnis, dass man diese habe etwas einkürzen müssen, um möglichst alle unterzubringen. Tatsächlich dauerte es mehr als eine Stunde, bis Selina Walther, Mitarbeiterin von Bürgermeisterreferent Georg Kast, sämtliche Fragen der Bürger und Antworten der Verwaltung verlesen hatte. Dass dies überhaupt in einer vernünftigen Zeit möglich war, lag daran, dass viele Fragen zu gleichen Themen eingingen.

Etwa zum Breitbandausbau, hier wollten mehrere Bürger wissen, wann und wie es weitergeht. Zumindest wann eine Entscheidung ansteht, scheint sicher, noch heuer soll der Gemeinderat entscheiden, ob man eine Firma mit Ausbau und Betrieb des Netzes betraut oder ob die Gemeinde dies selbst macht. Letzteres wäre im Sinn des Bürgermeisters: "Ich bin ein Fan der kommunalen Daseinsfürsorge." Viele Fragen gab es auch zum Thema Ausbau des Brennerzulaufs und Lärmschutz an der Bahn. Hierzu hatte die Gemeinde zusammen mit Nachbarkommunen und Landkreis bereits eine Forderung an Bahn und Bund gestellt, bei einer Taktverdichtung Lärmschutz wie an Neubaustrecken zu errichten. Zudem sei man an den Arbeitsgruppen beteiligt, welche zusammen mit Bahnvertretern ein Vorgehen erarbeiten wollen.

Sehr viele Fragen gab es zum Thema Verkehr und der Parksituation in der Gemeinde. Hier war zu erfahren, dass es rechtlich nicht möglich sei, Anwohnerparkausweise einzuführen, dass man die abgestellten Lastwagen nicht aus der Friedensstraße vertreiben könne, dass die Gemeinde aber an einer neuen Stellplatzsatzung arbeitet, die der angespannten Parksituation etwas entgegensetzen soll.

Auf eine angespannte Parksituation ganz anderer Art wies ein Fragesteller hin, gemeint waren die wegen der Bauarbeiten am Gymnasium gesperrten Fahrradständer. Gut 320 sind derzeit unbenutzbar, mit den erwartbaren Folgen in der Umgebung. Nach den Herbstferien sei dies aber vorbei, so die Antwort der Verwaltung - was dem früheren SPD-Gemeinderat Jo Neunert und stetigem Verfechter des Radverkehrs zu lang war: Er stellte den Antrag - der mit knapper Mehrheit angenommen wurde - dass sofort gehandelt werde. Allerdings muss nun erst der Bau- und Straßenausschuss entscheiden, "kann sein, dass es bis dahin schon gelöst ist", meinte Spitzauer. Wie Bauamtsleiterin Brigitte Littke erklärte, sei für kommende Woche ein Ortstermin geplant, dabei soll untersucht werden, ob temporäre Fahrradstellplätze auf dem Hof der ehemaligen Mittelschule möglich sind. "Hoffentlich!", so Neunert.

Auch ein Antrag zu mehr Lärmschutz an der B304 wurde angenommen. Carmen Ick-Dietl hatte gefordert, die Gemeinde solle sich bei den Zuständigen - in dem Fall das Staatliche Bauamt in Rosenheim - für sogenannte "Lärm-Displays" im Bereich zwischen Tankstelle und Gemeindegrenze zu Grasbrunn einsetzen. Diese funktionieren wie die bekannten "elektronischen Zeigefinger", nur zeigen sie eben nicht die Geschwindigkeit sondern die Lautstärke der Fahrzeuge an. Hintergrund, so die Antragstellerin, sind aufheulende Motoren mitten in der Nacht. Falls die Displays nach einem Jahr keine Verbesserung der Lage bringen, sollen stationäre "Lärm-Blitzer" aufgestellt werden.

Sehr ausführlich widmete sich die Verwaltung dem als Frage formulierten Vorwurf, die Sportvereine kämen bei der Hallenbadnutzung zu kurz. Der Bürgermeister, sein Referent und Jasmin Marussis-Kley, zuständig für öffentliche Einrichtungen wie das Hallenbad, erklärten umfassend, wie die Nutzungszeiten zustandekommen und warum Schule und Öffentlichkeit je ein Drittel davon bekämen: Weil es eine mit öffentlichem Geld bezahlte Schulsportstätte ist.

Zwei Fragen von Anwesenden gab es noch zur Bürgerbeteiligung beziehungsweise deren Fehlen. Ein Anwohner beschwerte sich sowohl aus ästhetischen Gründen wie wegen der fehlenden Parkplätze über die Pläne der neuen Turnhalle an der Wendelsteinschule, die auch als Versammlungsstätte dienen soll und forderte eine Bürgerbefragung. Dazu seien die Planungen zu weit fortgeschritten, sagte der Bürgermeister. Mehr Glück hatte Agathe Kraus, die sich mehr Bürgerbeteiligung bei der Planung des Bürgerparks wünschte. Gerne nehme man hier weitere Ideen auf, sagte Zweite Bürgermeisterin Maria Wirnitzer (SPD), die das Projekt betreut.

© SZ vom 10.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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