Vaterstetten:Ein zartes Pflänzchen

Lesezeit: 2 min

Abdu Mussa und Sherif Osman arbeiten in der Gärtnerei Böck in Neufarn. Die Eritreer würden gerne langfristig dort bleiben. Probleme gab es anfangs zwar auch - aber nur beim Essen

Von Lea Weinberg, Vaterstetten

Es riecht nach frisch gegossener Erde. In der Gärtnerei Böck in Neufarn ist Hochbetrieb, denn jetzt im Frühsommer müssen viele Pflanzen eingesetzt und die ersten Gemüsesorten geerntet werden. Unter den Glasdächern der riesigen Treibhäuser ist es schwül. 150 Mitarbeiter kümmern sich um die vielen verschiedenen Gemüsearten und die zahlreichen Kräutersorten. Seit dem 15. März sind auch fünf Asylbewerber unter ihnen.

Der 25-Jährige Abdu Mussa und der 20-jährige Sherif Osman kommen beide aus Eritrea. Bei Böck sind sie an diesem Tag für die Pflege und Ernte der Gurken zuständig. Zwischen ausladenden grünen Gurkenpflanzen sitzen sie auf kleinen Hockern und plaudern miteinander, während sie nach erntereifen Gurken suchen. Pro Tag arbeiten sie acht Stunden in der Gärtnerei. "Manchmal pflanzen wir auch mit der Topfmaschine ein", erklärt Abdu Mussa. Vor zehn Monaten ist er nach Deutschland gekommen, hinter ihm liegt eine lange Flucht. Als er in München ankam, war er zuerst in der Bayernkaserne untergebracht, an die er mit gemischten Gefühlen zurückdenkt. "Dort war es sehr voll", sagt er. In Anzing gefalle es ihm aber sehr gut: "Ich will unbedingt hier bleiben", betont der junge Mann und lächelt vorsichtig.

Auch Sherif Osman ist aus Eritrea geflüchtet, wo er zum Militärdienst eingezogen wurde. Er ist seit neun Monaten in Deutschland. Nach seinem Aufenthalt in der Bayernkaserne kann auch er nur betonen: "Es ist gut in Anzing". Zusammen mit Abdu Mussa hat er in der Gärtnerei Böck Arbeit gefunden. Davor haben beide an den Deutschkursen teilgenommen, die in Anzing von Ehrenamtlichen organisiert werden. Jetzt arbeiten zu dürfen, gefällt beiden sehr . "Es ist besser als nichts zu machen", sagt Sherif Osman. Beide würden gerne bei Böck bleiben, das sei momentan der Plan. Mit dem Fahrrad erreichen sie ihre Arbeitsstelle. "Das dauert zwanzig Minuten", sagt Abdu Mussa. Aber nur bei schönem Wetter. Wenn im Winter dann Schnee liege, so Abdu Mussa, werde es wohl schwierig mit dem Fahrrad.

Der Chef der beiden jungen Männer, Gärtner Fabian Böck, zeigt sich auch zufrieden mit seiner Entscheidung. "Wir haben sowieso neue Leute gebraucht", sagt er. Vom Helferkreis der Asylbewerber in Anzing wurde er als potenzieller Arbeitgeber angesprochen. Die neuen Mitarbeiter seien inzwischen "voll integriert", so Fabian Böck. Ohnehin sei für ihn die Herkunft seiner Mitarbeiter kein Problem, "mir ist wichtig, dass sie freundlich und fleißig sind",sagt Böck. Und das sind die beiden Eritreer.

Anfangs hätte es allerdings in seiner Belegschaft ein paar Probleme gegeben. Die neuen Kollegen aus Eritrea aßen im Gruppenraum wie gewohnt ohne Besteck, was den anderen Mitarbeitern wohl missfiel. "Das Problem haben wir sofort aus der Welt geschafft", sagt Fabian Böck. Wenn es nun zum Beispiel stört, wie der andere isst, sind seine Mitarbeiter im Gruppenraum dazu angehalten, aufeinander Rücksicht zu geben und mögliche Probleme offen und freundlich auszusprechen. "Mit der Zeit spielt sich das alles ja ein", erklärt der Gärtnereibesitzer.

© SZ vom 09.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: