Vaterstetten:Dringendes Bedürfnis

Lesezeit: 3 min

Vaterstettener Senioren wollen mehr öffentliche Toiletten, bessere Parkplätze und zwanglose Freizeitangebote

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Wäre die Großgemeinde ein Schüler, sie wäre eher mittelmäßig. Jedenfalls in den Augen der dort wohnenden Senioren, wie das nun im Familienausschuss vorgelegte Ergebnis einer Umfrage nahelegt. Fünf Zweier und neun Dreier, zwei Vierer und eine einzige Fünf, so stellt sich ihre Gemeinde für die Vaterstettener Senioren dar. Mit letzterer Note bewerten die älteren Vaterstettener die öffentlichen Bedürfnisanstalten - beziehungsweise deren Fehlen.

Insgesamt 1800 Fragebögen waren von der Gemeinde unter Mithilfe des Seniorenbeirates verschickt worden, 500 kamen beantwortet zurück, was etwa acht Prozent der über 60-Jährigen im Gemeindegebiet entspricht. Die Umfrage folgt dem Beispiel einer landkreisweiten Erhebung mit dem Titel "Älterwerden im Landkreis Ebersberg" aus dem Herbst vorigen Jahres. Vorgestellt wurden die Ergebnisse für Vaterstetten nun vom langjährigen ÜWG-Gemeinderat und früheren Zweiten Bürgermeister Günter Koch. Demnach sind Vaterstettens Senioren im Großen und Ganzen mit dem Leben in ihrer Gemeinde zufrieden. Die Einkaufsmöglichkeiten, medizinische Versorgung, Sicherheit und die Verkehrsanbindung werden als gut bewertet. Die Umfrageteilnehmer sehen aber durchaus noch Verbesserungspotenzial.

Ganz oben auf der Liste stehen dabei die öffentlichen Toiletten, von denen es nach überwiegender Meinung der Umfrageteilnehmer viel zu wenige gibt. Abhilfe sieht der Seniorenbeirat im Projekt namens "Die nette Toilette". Dabei, so erläuterte Koch, arbeiten Gemeinde und örtliche Gewerbetreibende zusammen. Diese erhalten Geld von der Kommune und stellen dafür ihre Bedürfnisanstalten allen zur Verfügung, die sie brauchen. Der Vorteil dabei sei der relativ geringe finanzielle Aufwand von etwa 40 bis 150 Euro pro Häuschen und Monat. Mehr als 130 Kommunen hätten die nette Toilette bereits eingeführt, so Koch. Ob sich auch Vaterstetten anschließt, darüber fiel noch keine Entscheidung. Die Meinung Kochs, dass man die Toiletten-Infrastruktur verbessern müsste, teilten die Ausschussmitglieder aber. "Ein großes Bedürfnis gibt es in Baldham am Bahnhof", sagte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW), zu spüren bekomme dies meist der Wirt des Restaurants an der Finkenstraße. Abhilfe könnte eine bessere Beschilderung schaffen, schlug Roland Meier (FW) vor, denn am Marktplatz gebe es längst ein öffentliches Klo, es sei aber weitgehend unbekannt: "Ich weiß auch erst seit dem Weihnachtsmarkt, dass es das gibt." Er bezweifelte auch, dass man die Geschäftsleute bezahlen müsse, damit sie ihre Toiletten zur Verfügung stellen: "Meine Eltern haben auch einen Laden, da ist nie ein Problem, wenn wer ein Problem hat". Auch Ingrid Otto (Grüne) empfahl, es erst einmal ohne Bezahlung zu versuchen: "Es ist ja auch gut für die Geschäfte, wenn mehr Leute kommen."

Nicht ganz so drückend, aber ebenfalls verbesserungswürdig, ist laut Umfrage die Parkplatzsituation. Hier würde es sehr helfen, so Koch, wenn die Gemeinde neben Behinderten- auch Seniorenparkplätze einrichten könnte. Auch das Aufstellen zusätzlicher Bänke im Gemeindegebiet und eine bessere Barrierefreiheit wird gewünscht. Letzteres bezieht sich auch auf die digitale Welt, wünschenswert befinden die Senioren, wenn die Angebote für Ältere auf einer einzigen Internetseite der Gemeinde dargestellt würden. Ebenfalls für wichtig halten die Umfrageteilnehmer ein Verkehrskonzept für die Fußgänger- und Radlerunterführungen an den S-Bahnhöfen. Hier gebe es oft gefährliche Situationen zwischen jungen Radlern und "nicht mehr so flexiblen älteren Bürgern". Helfen könnte hier eine klare Trennung zwischen Fußgänger- und Radfahrerbereich, eventuell sogar eine Sperrung für Radler.

Außerdem wünschen sich die befragten Senioren mehr zwanglose Freizeitangebote, wie etwa offene Treffen zu Kaffee und Kuchen oder zum Zeitunglesen in Gesellschaft. Zu bestimmten Zeiten sei dies jetzt bereits im offenen Haus der Awo (OHA) möglich, sagte Koch und für diese "wunderbare Arbeit" sei er dem OHA-Team um CSU-Gemeinderätin Edith Fuchs auch sehr dankbar. Schön wäre es allerdings, wenn das Angebot spürbar ausgebaut werden könnte. Grundsätzlich spreche nichts dagegen, so Fuchs, allerdings sei es sinnvoll, dass bei solchen Treffs auch ein Ansprechpartner vom OHA vor Ort ist, dies könne eine 450-Euro-Kraft sein oder auch Ehrenamtliche.

Welche der Vorschläge des Seniorenbeirats umgesetzt werden können und wie, das soll nun zunächst die Verwaltung bis zu einer der kommenden Sitzungen des Familien-, Kultur-, Schul- und Sportausschusses prüfen. Im Juli oder im Oktober könnte sich der Ausschuss dann erneut mit den Themen befassen.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: