Vaterstetten:Das Leid der Zwangsarbeiter

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Eisenbahnfreunde öffnen am Denkmaltag den Güterwaggon

An diesem Sonntag öffnen sich für Besucher die Tore zu Baudenkmälern im ganzen Land. Auch in Vaterstetten geht eine Tür auf in die Vergangenheit, in eine leidvolle, von Krieg und Gewalt geprägte Vergangenheit. Die Eisenbahnfreunde Vaterstetten e.V. werden an diesem Tag in der Zeit von 11 bis 16 Uhr den als Denk- und Mahnmal auf dem Grundstück von Vaterstettens erstem Bürgermeister Georg Reitsberger an der Baldhamer Straße aufgestellten Güterwaggon präsentieren. Der Waggon soll an die Leiden von bis zu 2500 niederländischen Arbeitern, die in den Jahren 1944 und 1945 zum Bau einer geplanten Eisenbahntrasse von Zorneding nach Feldkirchen und weiter über den Nordring zwangsverpflichtet wurden, erinnern. Gedacht war die Strecke damals als Umgehung der häufig bombardierten Gleise zum Ostbahnhof. Die Strecke wurde zwar fertig, ging aber nie in Betrieb. Die Zwangsarbeiter kampierten während des Baus in Eisenbahnwaggons und litten unter Mangelernährung.

Um an das Los dieser Menschen zu erinnern, wurde vor zehn Jahren der Beschluss gefasst, den Arbeitern ein Denkmal zu errichten. Auf der alten Trasse nahe der Gaststätte Landlust wurden ein zwei Meter langes Gleisstück sowie eine Gedenktafel installiert. Um mehr Menschen auf die Gedenkstätte aufmerksam zu machen, kauften die Eisenbahnfreunde Vaterstetten sechs Jahre später einen 14 Meter langen Güterwagen. In einem ähnlichen Modell hatten damals die Arbeiter gehaust.

Nun steht das Denkmal kurz vor der Fertigstellung. Um über die Ereignisse Ende des Krieges zu informieren und an das Schicksal der Zwangsarbeiter zu erinnern, haben Schüler des Humboldt-Gymnasiums nach Unterlagen des Bayerischen Staatsarchivs eine umfangreiche und professionelle Dokumentation erarbeitet, die anschaulich die Situation damals beschreibt und die Erinnerung an die Geschehnisse frisch hält. Zudem bildet eine Modellbahn im Maßstab 1 zu 120 auf einer Länge von zwölf Metern einen Teil der Strecke und der Umgebung ab und vermittelt ein plastisches Schaubild.

Betreut wird das Denkmal durch Mitglieder der Eisenbahnfreunde und des Historienvereins. Um die Stätte mit Leben zu erfüllen, will man im Waggon Ausstellungen zu verwandten Themen zu zeigen, beispielsweise zu den Flugzeugabstürzen, die sich 1945 in der Gegend ereignet haben. Die Kosten für das Denkmal brachte der Verein bisher durch Sponsorengelder und ein Darlehen auf.

Am Tag des Offenen Denkmals am Sonntag 11. September, öffnen die Eisenbahnfreunde Vaterstetten e.V. in der Zeit von 11 bis 16 Uhr die Türen des historischen Güterwaggons, der auf einer Wiese neben dem Gasthof Landlust in Vaterstetten an das Schicksal niederländischer Zwangsarbeiter in den Jahren 1944 und 1945 erinnert. Am Sonntag um 14 Uhr veranstaltet Kreisheimatpfleger Markus Krammer eine Kirchenführung in der Filialkirche St. Michael in Hinteregglburg in Ebersberg. Anlass ist die anstehende Außenrestaurierung des Gotteshauses. In Wasserburg am Inn finden zwischen 10 und 17 Uhr diverse Führungen und Veranstaltungen statt. Das Programm findet man auf www.stadt-wasserburg.de

© SZ vom 10.09.2016 / bae - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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