Vaterstetten:Da führt kein Weg hin

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Damit Kinder aus den nördlichen Gemeindeteilen schneller zur Schule kommen, wollte Vaterstetten den Sprengel ändern. Doch das ist auf absehbare Zeit wohl unmöglich

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Für die Mittelschüler aus den nördlichen Vaterstettener Ortschaften bleibt der Schulweg lang. Zumindest für alle, die nicht die Mittelschule an der Gluckstraße, sondern jene in Haar besuchen, die mit Vaterstetten in einem Verbund zusammengeschlossen ist. Um dies zu ändern, gab es im vergangenen Jahr im Schulausschuss die Idee, die nördlichen Ortsteile der Gemeinde nach Poing umzusprengeln. Die Schüler sollten künftig die Anni-Pickert-Schule in der Nachbargemeinde besuchen. Dort war man von dem Vorschlag von Anfang an wenig begeistert, nun kam die offizielle Absage der Poinger.

Die Mittelschule Haar bleibt weiterhin Ziel der Vaterstettener Kinder. (Foto: Angelika Bardehle)

Hintergrund der Anfrage aus der Großgemeinde ist der Zuschnitt des Mittelschulverbundes. Zu diesem gehört neben Vaterstetten auch die Nachbargemeinde Haar. In welcher der Gemeinden die Schule besucht wird, hängt davon ab, welches Angebot gewünscht ist. So gibt es etwa in Vaterstetten ein gebundenes Ganztagesangebot. Das bedeutet, dass dort bis zum Nachmittag regulär Unterricht stattfindet. Wer dagegen ein Halbtagesangebot wünscht, geht in die Haarer Schule. Unproblematisch ist das für alle, die in S-Bahnnähe wohnen, nicht jedoch für Schüler aus Parsdorf, Hergolding oder Purfing.

Da es auch in Poing ein Halbtagesangebot gibt, besuchen bereits jetzt einige Vaterstettener Schüler die Mittelschule in Poing, allerdings als Gastschüler. Normalerweise müssen Schüler, die nicht in ihrem Sprengel zur Schule gehen, die Fahrtkosten selbst tragen. Bei allen anderen Kindern, deren Schulweg zu weit zum Laufen ist, übernimmt dagegen die Gemeinde die Beförderungskosten. Dies sei aber ungerecht, befand der Schulausschuss im vergangenen Sommer. Schließlich spare sich Vaterstetten durch die Gastschüler Kosten. Denn würden diese in Haar zur Schule gehen, müssten ihre Fahrkarten aus der Gemeindekasse bezahlt werden. Auf Antrag dreier Gemeinderäte aus den Ortschaften: Benedikt Weber (CSU) und Sepp Mittermeier (SPD) aus Neufarn sowie Albert Wirth (CSU) aus Parsdorf wurde beschlossen, dass Vaterstetten künftig die Fahrtkosten für Gastschüler übernehmen soll. Aktuell ist das ein eher überschaubarer Betrag. Im vergangenen Schuljahr - damals besuchten zehn Vaterstettener Gastschüler die Poinger Mittelschule - wurden die Fahrtkosten pro Jahr auf insgesamt rund 4400 Euro beziffert. Derzeit gehen nach Auskunft der Gemeinde sogar nur noch fünf junge Vaterstettener in Poing zur Schule. Dennoch wurde der Antrag auf Kostenübernahme von der Verwaltung sehr kritisch gesehen. Nicht zuletzt, weil es sich um eine freiwillige Leistung handelt und diese will die Gemeinde eigentlich nicht weiter ausbauen. Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) verwies darum im vergangenen Sommer darauf, dass die Fahrt zur Schule auch für die Kinder aus den nördlichen Ortschaften kostenlos sei, aber eben nur innerhalb des Schulverbundes. Sein Büroleiter Georg Kast gab zu bedenken, dass es nicht sicher sei, dass in Zukunft nicht deutlich mehr Vaterstettener Schüler nach Poing gehen würden, deren Fahrtkosten die Gemeinde dann ebenfalls übernehmen müsse.

Zumindest diese Sorge gilt mittlerweile als unbegründet, denn die Poinger haben keinen Platz für Schüler aus Vaterstetten. Dies geht aus der Erklärung der Nachbarn hervor, die Kast nun in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses bekannt gab. Die Poinger könnten einer Umsprengelung der nördlichen Ortschaften Vaterstettens nicht zustimmen, so Kast, "die haben die gleichen Probleme im Schulbereich, wie wir", nämlich zu wenige Räume für zu viele Schüler. "Das Thema ist damit durch", meinte Kast, zumindest im Moment. Denn die Poinger hatten in ihrer Antwort auch auf die laufenden Aus- und Neubauvorhaben ihrer Schulen hingewiesen und den Vaterstettenern empfohlen, die Umsprengelung ihrer Ortschaften in fünf Jahren einfach noch einmal vorzuschlagen - frühestens.

© SZ vom 26.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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