Vaterstetten:Buslinie ins Gewerbegebiet bleibt

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Nach Ärger um die Finanzierung will Vaterstetten die Verbindung nach Parsdorf nun alleine zahlen. Die Verwaltung geht von knapp 300 000 Euro Kosten pro Jahr aus

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Für Pendler ist es eine gute Nachricht: Die Buslinie 452 von Baldham nach Parsdorf und Grub wird auch in den kommenden Jahren im gewohnten Umfang weiterfahren. Die Gemeinde wird von Dezember 2017 an die Finanzierung der Linie übernehmen, rund 300 000 Euro pro Jahr will man sich das kosten lassen. Eine Ausgabe, die der Gemeinderat nun mit großer Mehrheit bewilligte.

Seit 1998 gibt es die Buslinie nach Parsdorf, entstanden ist sie in Kooperation mit dem Möbelhaus Segmüller. Damit sich dieses in Parsdorf niederlassen durfte, war von der Regierung von Oberbayern die Auflage gemacht worden, eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr herzustellen. Mit dem Wachstum des Gewerbegebietes schrumpfte aber die Bereitschaft des Unternehmens, den Bus weiterhin in voller Höhe zu finanzieren, da man nicht als einzige Firma für etwas zur Kasse gebeten werden wollte, wovon auch die Nachbarn profitieren. Im vergangenen Jahr kürzte Segmüller daher seine Zuschüsse, die Buslinie hätte daraufhin entweder stark zusammengekürzt - etwa durch weniger Fahrten und weniger Haltestellen - oder gleich ganz eingestellt werden müssen. Im Sommer verständigte sich dann die Gemeinde mit mehreren Gewerbetreibenden aus Parsdorf auf eine Fortsetzung des Sponsorenmodells, knapp zwei Dutzend Betriebe hatten sich beteiligt - allerdings nur bis Ende 2017.

Dass eine ähnliche Vereinbarung auch für den Zeitraum ab 2018 zu erreichen ist, ist laut Bauamtsleiterin Brigitte Littke höchst unwahrscheinlich. Die Firmen hätten erklärt, so Littke nun im Gemeinderat, dass sie "zu weiteren Zahlungen nicht bereit" seien. Um den Bestand der Buslinie zu gewährleisten, bleibe daher nach Meinung der Verwaltung nur eine Übernahme durch die Gemeinde selbst. Zu den jährlichen Kosten gibt es unterschiedliche Angaben. Beim bisher mit dem Betrieb beauftragten Unternehmen, der Firma Larcher aus Markt Schwaben, rechnet man mit Bruttokosten von rund 358 000 Euro, der MVV hatte eine Summe von 420 000 Euro geschätzt. Von beiden abzuziehen sind noch jeweils Einnahmen in Höhe von 120 000 Euro, so dass man also zwischen 238 000 und 300 000 Euro im Jahr ausgeben müsse.

Zu viel für einige Gemeinderäte. "Das ist mir zu defizitär", meinte etwa Wolfgang Schermann (FW), und empfahl, die Linie lieber einzustellen, als jährlich eine solche Summe auszugeben. Von deren Höhe sei er "schon überrascht" gewesen, meinte Schermanns Fraktionskollege Herbert Uhl, unbedingt einstellen müsse man den Betrieb darum zwar nicht, aber man solle den Umfang des Fahrplanes reduzieren. Manfred Schmidt (AfD/FBU) regte an, billigere Lösungen zu finden, etwa ein Rufbussystem.

Ein solches sei "deutlich teurer" als die nun veranschlagte Summe, entgegnete Sepp Mittermeier (SPD), dies zeigten Beispiele aus den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck. Auch das bemängelte Defizit sei kein Argument gegen die Übernahme der Strecke, so Mittermeier: "Öffentlicher Nahverkehr ist immer defizitär". Sinnlos sei die Strecke aber nicht, "es gibt eine hohe Auslastung, die Linie 452 entwickelt sich positiv." Und auch die Gemeinde entwickle sich, ergänzte Stefan Ruoff (Grüne), besonders im nördlichen Teil, "da soll sich der öffentliche Nahverkehr mitentwickeln". Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) sah noch einen Vorteil in einer Gemeinde-Buslinie: "Es gibt Gemeinden, die lassen ihre Kinder umsonst in ihren Bussen mitfahren", dies könnte man auch in Vaterstetten machen. Gegen die Stimmen von Schermann, Uhl, Schmidt und seinem Fraktionskollegen Karl Köstler wurde die Übernahme der Buslinie durch die Gemeinde beschlossen. Im kommenden Frühjahr soll es eine Ausschreibung geben, um einen Betreiber zu finden.

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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