Vaterstetten:Blumen statt Beton

Lesezeit: 2 min

Bürgermeister Georg Reitsberger (links) und Josef Rüegg vom Landschaftspflegeverband auf einer intakten Ausgleichsfläche. (Foto: privat)

Vaterstettener Gemeinderäte besichtigen blühende Ausgleichsflächen für Parsdorfer Gewerbegebiet

Auf dem Weg zur vollen Entfaltung sind die für das Parsdorfer Gewerbegebiet erforderlichen Ausgleichsflächen, größtenteils stehen sie schon in voller Blüte und gedeihen prächtig. Davon hat sich nun der Vaterstettener Gemeinderat samt Bürgermeister Georg Reitsberger bei einer "Ausgleichsflächen-Radltour" überzeugt. Laut Gesetzt muss nämlich als Ausgleich für Asphalt und Beton an anderer Stelle neuer Lebensraum für Pflanzen und Tiere geschaffen werden.

Eigentümer der Ausgleichsflächen ist die Aktiv Group GmbH, der Parsdorfer Investor ist vertraglich für 20 Jahre zu ihrer Pflege auf seine Kosten verpflichtet. Damit beauftragt hat das Unternehmen den Ebersberger Landschaftspflegeverband. Dessen Geschäftsführer Josef Rüegg berichtete den Vaterstettener Gemeinderäten nun sachkundig von den wirkungsvollen Pflegemaßnahmen.

Die Flächen liegen teils nordwestlich des Zornedinger Gemeindeteils Wolfesing, überwiegend aber in der näheren Umgebung von Purfing, teilweise sogar unmittelbar am Bebauungsrand. Zum Beispiel eine 0,5 Hektar umfassende Pflegefläche am Purfinger Heidehang mit einer einmaligen Blumenvielfalt - vom gelben Klappertopf (früher auch als "Kinder-Rassler" bekannt) über die Fett-Henne und den Steinbrech bis hin zur seltenen Heidenelke, die laut Rüegg sonst im Landkreis Ebersberg nirgendwo mehr vorkommt. Von diesem Steilflächen-Hang aus kann man außerdem einen freien Blick auf die östlich von Purfing von der Gemeinde angelegte Streuobstwiese genießen, die unter der Betreuung von Vaterstettener Bürgern, aber auch von auswärtigen Paten steht.

Auf anderen Ausgleichsflächen geht es dagegen vorwiegend um den Wiesenbrüter-Schutz, vor allem für Goldammer, Kiebitz und die Feldlerche, für die anfangs sogar drei mal drei Meter große Lerchenfenster als "Brutanlock-Mittel" eingerichtet wurden. Während ihrer Funktionsdauer werden sie als Anflugschneisen von jeglicher Bewirtschaftung frei gehalten. Die Wiesenbrüter-Flächen werden mit einer Blumenmischung je zur Hälfte aus Kräutern und Gräsern eingesät, wobei zum Beispiel Klatschmohn und Kornblume wegen ihrer mehrjährigen Nutzung nicht jedes Jahr angesät werden müssen.

Auf vorher intensiv bewirtschafteten Ackerflächen sei die Umstellung keineswegs immer einfach und vor allem zeitraubend, berichtete Rüegg. Probleme bereite auf einer nordöstlich von Purfing angelegten Ausgleichsfläche der dort trotz intensivem Pflügen immer noch dominierende breitblättrige Ampfer. Durch Mähen vor dem Aussamen versuche der Pflegeverband aber auch dort, allmählich eine vielfältige und blütenreiche Blumenwiese zu etablieren, die auch allerlei Insekten zum Verweilen anregen soll.

Beim gemeinsamen Mittagessen bilanzierte Reitsberger zufrieden, dass das Anliegen, einen ökologischen Ausgleich für das Parsdorfer Gewerbegebiet zu schaffen, bei dem Agrar-Biologen Rüegg in sehr guten Händen sei. Der Vaterstettener Bürgermeister und Landwirt hatte - wie schon bei der ersten Exkursion im vergangenen Jahr - die Fahrradgruppe sozusagen als Nachhut mit seinem Traktor begleitet, wobei auch heuer wieder seine beiden fröhlichen Enkelkinder Beni und Lena nicht fehlen durften.

© SZ vom 07.06.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: